Filmemacher verstorben

Michael Glawogger (†): Sein Werk

23.04.2014

Mit monumentalen Dokumentarfilmprojekten war er auch international erfolgreich.

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Michael Glawogger war der große Universalist des österreichischen Kinos. Als Regisseur, Drehbuchautor und Kameramann schuf er Dokumentarfilme, welche die großen Themen der Welt behandelten. Zugleich zeichnete er für zahlreiche Spielfilme verantwortlich und war eines der Aushängeschilder des heimischen Filmbooms der letzten Jahre. In der Nacht auf Mittwoch starb er während Dreharbeiten in Liberia.

Geboren wurde Michael Glawogger am 3. Dezember 1959 in Graz. Nach seinem Studium am San Francisco Art Institute und an der Wiener Filmakademie drehte er 1989 mit "Krieg in Wien" seinen ersten Spielfilm. Mit der Tragikkomödie "Ameisenstraße" aus dem Jahr 1995 wurde der Filmemacher dann einem breiteren Publikum bekannt.

Internationaler Erfolg
In Erinnerung wird Glawogger aber vornehmlich durch seine großen dokumentarischen Arbeiten bleiben. Für das Dokudrama "Kino im Kopf" ließ er 1996 Profis und Laien einen Film skizzieren, den sie schon immer machen wollten. Internationale Beachtung fand die Arbeit des Regisseurs dann erstmals 1998, als er sich mit dem Dokumentarfilm "Megacities" den Metropolen Bombay, New York, Mexiko City und Moskau in einem weltumspannenden Porträt näherte und damit als erster österreichischer Film auf dem Sundance Film Festival gezeigt wurde.

Weniger Beachtung fanden im Vergleich "Frankreich, wir kommen!!!" (1999) über Österreichs Fußball-WM-Teilnahme aus der Sicht von Fans, und seine Beteiligung am Essayprojekt zur schwarz-blauen Wende, "Zur Lage" (2002), für das er neben Barbara Albert, Michael Sturminger und Ulrich Seidl einen Beitrag lieferte. 2003 folgte schließlich seine Pornoklamotte "Nacktschnecken" mit Michael Ostrowski und Detlev Buck. Seine Arbeit an Spielfilmen setzte er 2006 mit der schwarzen Komödie "Slumming" mit Paulus Manker und 2009 mit der Haslinger-Verfilmung "Das Vaterspiel" sowie der "Nacktschnecken"-Fortsetzung "Contact High" fort.

Trilogie zum Zustand der Welt
International für größere Aufmerksamkeit sorgte 2005 dann wieder sein monumentaler Dokumentarfilm "Workingman's Death" über die körperliche Schwerstarbeitswelt in Schwellenländern. Gemeinsam mit "Megacities" und dem 2011 veröffentlichten "Whores' Glory" über das Leben von Prostituierte weltweit bildete "Workingman's Death" eine Trilogie zum Zustand der Welt um die Jahrtausendwende.

Auch sein letztes, unvollendetes Werk hätte ein Dokumentarfilm werden sollen. Glawogger war im Dezember des Vorjahres auf Weltreise gegangen, um unter dem Arbeitstitel "Untitled - Der Film ohne Namen" seine filmische Perspektive auf die Globalisierung zu erweitern. In der Nacht auf Mittwoch starb der Regisseur dabei in Liberia an Malaria.

Michael Glawoggers umfassendes Oeuvre wurde zu Lebzeiten ausgiebig gewürdigt. So erhielt "Megacities" etwa den Wiener Filmpreis, "Workingman's Death" den Europäischen und den Deutschen Filmpreis und "Das Vaterspiel" 2009 den Großen Preis der Diagonale. Zuletzt wurde "Whores' Glory" 2011 bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Spezialpreis der Jury in der Reihe Orizzonti ausgezeichnet.

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