Wiener Festwochen

Michael Haneke: Heimspiel mit Mozart

03.06.2014

Die Opernarbeit des Filmregisseurs wird in Wien einhellig umjubelt.

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Nun ist sie also doch noch in Wien angekommen, die zweite Opernregie des österreichischen Oscar-Gewinners Michael Haneke: Nach ihrer umjubelten Premiere an Gerard Mortiers Madrider Opernhaus im Vorjahr gastierte die Mozartoper "Cosi fan tutte" am Montagabend im Rahmen der Festwochen in Wien. Willkommen geheißen wurde das bei Haneke düstere Partnertauschdrama mit einhelligem Applaus für alle Beteiligten.

Besetzung aus Madrid
Die Besetzung, die in einem aufwendigen Auswahlverfahren von Haneke gecastet worden war, ist schließlich dieselbe wie in Madrid - was sich als Segen erweist, wenn man die große Stärke dieser Inszenierung betrachtet: Die Personenführung. Die Interaktion der Figuren ist überdurchschnittlich, das Spiel der Gesten dominant. Nur selten steht ein Charakter aufgabenlos auf der Bühne in diesem stylischen Ambiente zwischen Kaminfeuer und Hausbar, dessen Lichtgebung den filmischen Hintergrund des Regisseurs offenbart.

Drama statt Lustspiel
Zugleich schert sich Haneke wenig um die Charakteristik des Librettos und inszeniert seine "Cosi" nicht als heiteres Lustspiel, sondern als Rache- und Beziehungsdrama. Hausherr und Zeremonienmeister Don Alfonso gibt bei ihm ein Kostümfest, was schlüssig die Hereinnahme des Stoffes in die Gegenwart ermöglicht. An seiner Seite als Intrigantin, welche die Gefühlswelt der jungen Paare mit ins Chaos zu stürzen hilft, ist Despina keine Kammerzofe, sondern Don Alfonsos Gemahlin, mit ihm in steten Psychokrieg verstrickt.

Zum Liebling des Abends sang sich dabei die junge deutsche Sopranistin Anett Fritsch als Fiordiligi, die mit wandelreicher Stimme von Laszivität über harmloses Tändeln und Verzweiflung ob ihrer Triebe das gesamte Spektrum abrufen konnte. Mit warmem Mezzo gab Paola Gardina die leichtlebigere Dorabella im schwarzen Hosenanzug. Juan Francisco Gatell musste als Ferrando immer wieder sehr drücken, um seine Höhen zu erreichen, während Andreas Wolf als Guglielmo eine solide, wenn auch nicht herausragende Leistung ablieferte.

"Così fan tutte" ist im Theater an der Wien noch am 4. und 5. Juni zu sehen.


 
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