Hohe Auszeichnung

Houellebecq gewinnt den Prix Goncourt

08.11.2010

Französischer Skandalautor galt im Vorfeld bereits als Top-Favorit.

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Nun hat er ihn doch bekommen: Schon zweimal galt der französische Autor Michel Houellebecq als Favorit für den Prix Goncourt, jedes Mal war es knapp. Der neue Roman "La carte et le territoire" (etwa "Die Landkarte und der Landstrich") hat dem "Skandalautor" nun doch noch die prestigeträchtige Auszeichnung gebracht. Als meistgelesener Autor seines Landes gilt der 52-Jährige schon seit Jahren. Weil er sich in Literatur, Interviews und anderen Äußerungen aber auch gerne verdächtig macht, an Nihilismus, Rassismus, Frauenhass oder Islamfeindlichkeit zumindest anzustreifen, zählt er auch zu den umstrittensten Schriftstellern seiner Generation.

Vita
Michel Houellebecq wurde am 26. Februar 1958 in La Reunion geboren (in einer Biografie wird sein Geburtsjahr allerdings mit 1956 angegeben). Sein Vater, ein Bergführer, und seine Mutter, eine Anästhesistin, übergaben ihn mit sechs Jahren in die Obhut seiner Großmutter väterlicherseits, einer Kommunistin, deren Namen er als Pseudonym angenommen hat. Er wuchs in Dicy (Yonne), dann in Crecy-la-Chapelle auf, sieben Jahre lang war er im Internat von Meaux. 1975 wurde er zum Studium zugelassen und erhielt 1980 sein Diplom als Landwirtschaftsingenieur.

Depressionen
Danach bewarb er sich mit Erfolg um einen Studienplatz in der Sektion Film (Cinematographie) der Ecole nationale superieure Louis Lumiere, die er 1981 aber vor dem Abschluss verließ. Seine Ehe mit der Schwester eines Studienfreundes wurde kurz nach der Geburt des Sohnes Etienne geschieden. Wegen Depressionen suchte Houellebecq mehrmals psychiatrische Kliniken auf.

Literarischer Anfang
Schon während des Studiums und später neben seiner Tätigkeit im Landwirtschaftsministerium (Eindrücke, die er etwa in dem Roman "Extension du domaine de la lutte", 1994, Deutsch: "Ausweitung der Kampfzone", 2000, verarbeitete) schreib Houellebecq Gedichte, frequentierte Poetenzirkel und beteiligte sich an der Herausgabe von Zeitschriften. 1985 begegnete er Michel Bulteau, Leiter der "Nouvelle Revue de Paris", der als erster seine Gedichte veröffentlichte.

Literaturpreise
Ab Anfang der 90er widmete er sich ganz dem Schreiben. Neben drei Gedichtbänden ("Suche nach Glück", 1996, "Der Sinn des Kampfes", "Wiedergeburt" 1999) veröffentlichte er Essays und Romane - die bekanntesten darunter waren "Les Particules elementaires," 1998 ("Elementarteilchen", 2001, wurde auch ein Film), "Plateforme", 2001 ("Plattform") und "La Possibilite d'une ile", 2005 ("Die Möglichkeit einer Insel"). Für seinen Verlagswechsel von Flammarion zu Fayard soll er 1,3 Millionen Euro bekommen haben, seine Bücher wurden in 35 Sprachen übersetzt, unter seinen bisherigen Literaturpreisen finden sich der Prix Novembre oder der Prix interallie.

Kritik
Doch auch die Kritik folgte dem Autor, der strittige Passagen in seinen Werken in Interviews gerne provokant untermauert, auf dem Fuße. Als Reaktionär wurde er gewertet, der in seinen meist in der Ich-Form erzählten Romanen nicht nur mit rassistischen, pornografischen, polemischen Elementen spielt, sondern sich mehr durch solche Provokationen als durch literarische Qualität eine Leserschaft sichern will. Houellebecq, der sich auch schon vor Gericht verantworten musste, reagierte auf solche Kritik nicht zuletzt mit der Auswanderung zunächst nach Irland, dann nach Spanien.

Wichtigste französische Auszeichnung
Die wichtigste literarische Auszeichnung seines Landes hat er nun in der Tasche. Und zwar für einen Roman, der sich durchaus selbstironisch mit dem eigenen Status auseinandersetzt. Skandalpotenzial hatte der Roman so wenig, dass man dem Autor schließlich einen Plagiatsvorwurf machte - er habe aus Wikipedia abgeschrieben. Für Referenzen und Kopien nutzt Houellebecq in seinem neuen Buch aber vor allem seine eigene Person. Nicht nur die Hauptperson, der zeitgenössische Maler Jed, ähnelt dem Autor. Er lernt auch bald einen Schriftsteller namens Michel Houellebecq kennen, von dem Jeds Galerist einführend sagt: "Das ist ein guter Autor, glaube ich. Angenehm zu lesen, und er hat ganz vernünftige Ansichten über die Gesellschaft."

 

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