Offene Worte
Parov Stelar: "Habe mein Buch fast nicht mehr ertragen!"
07.11.2025„Die Kunst hat mir das Leben gerettet. Kann mich aber trotzdem am Arsch lecken!“ Das ist der Kernsatz aus dem neuen Buch Trip von Parov Stellar. Im oe24-Interview erklärt er die Hintergründe.
oe24: Dass sie Musik und Malerei können ist bekannt. Ein Buch ist jedoch überraschend.
Parov Stelar: Ich habe immer viel geschrieben. Muss aber ehrlich zugeben, dass ich mir ein Buch in so einer Form nicht zugetraut habe. Und da war schon mein Lektor Maximilian Hauptmann maßgeblich an meiner Seite. Der hat mir gezeigt, wie man sowas umsetzen kann. Ohne ihn wäre es nicht gegangen.
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Parov: „Die Kunst kann mich am A**ch lecken!“
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oe24: Ist das Buch für Sie eine therapeutische Erfahrung?
Parov: Ja das ist mein Trick. Ich betreibe nun drei Therapien gleichzeitig: Malerei, das Buch und meine Musik. Eine kaputte Seele.
oe24: Sie schreiben darin auch: die Kunst kann mich am A** lecken.
Parov: Die Kunst kann mich sowieso am A lecken. Das ist diese Ambivalenz, in der wir leben, und ich sage mal. Zwei Bier waren es nicht, nachdem ich das geschrieben habe.
oe24: Was denken Sie beim Lesen über sich?
Parov: Der Markus ist super. Das ist ein ganz lieber und vor allem ein unfassbar intelligenter Mensch. Also Respekt!
oe24: Eine Liebe zu sich selbst, die Sie ja aber nicht immer hatten
Parov: Die hab‘ ich nach wie vor nicht immer. Und ich glaube auch, dass ein gewisser Zweifel immer dableiben wird. Doch das treibt mich auch an. Der Papa hat zu mir mal gesagt: „Hüte dich vor den Ankommenden“. Da war ich zwölf. Und habe es noch nicht verstanden. Doch jetzt mit zunehmendem Alter habe ich plötzlich begonnen, den Weg zu genießen. Man sagt ja: „Das Leben ist ein Spiel, das kannst du nicht gewinnen.“ Man kann es nur spielen.
oe24: Da hat Ihnen wohl auch Ihr Sohn die Augen dafür geöffnet? Dass es wichtigere Werte als Coachella oder die Charts gibt?
Parov: Das waren ohnedies nie meine wichtigsten Werte. Weil wenn ich nur Augenmerk darauf gehabt hätte, wäre ich wohl gar nicht so weit gekommen. Weil für mich war immer nur das Werk an sich so wichtig. Ich bin immer auf der Jagd nach dem grünen Drachen gewesen. Den perfekten Song zu schreiben, das perfekte Bild zu malen. Bis ich draufgekommen bin: Vergiss das! Es ist einfach das Tun. Und das ist auch im neuen Album so befreit und mit einem kindlichen Enthusiasmus.
oe24: Wie schwer war es, das alles niederzuschreiben?
Parov: Das Niederschreiben war irgendwie nicht so schwer, weil das war ein Prozess. Da bist du drinnen und werkst du dich durch. Es dann mit Abstand zu lesen, war schwer für mich. Da habe ich absetzen müssen, weil ich es fast nicht mehr ertragen habe.
Parov in der ORF-Doku „Klang und Farbe"
oe24: Ist es da einfacher ihre Doku „Klang und Farbe - Die Neuerfindung von Parov Stelar“, die am 10. November auf ORF1 läuft, anzusehen?
Parov: Das ist derselbe Prozess, aber ich bin sehr dankbar, dass meiner Regisseurin Tatjana Berlakovich das mit sehr viel Respekt und Feingefühl gemacht hat. Denn ich gehöre halt nicht zu denen, die sich daheim hinsetzen und die 20 Goldenen Schallplatten an der Wand anhimmeln und sich sagen, was sie nicht alles geschafft haben. Ich will immer weiterkommen und trotz allem haben mich das Buch und die Doku angehalten, einfach mal kurz innezuhalten. Einmal durchschnaufen. Das hat mir gut getan.
oe24: Kann es da ein weiteres Buch geben, oder ist mit “Trip“ schon fast alles gesagt?
Parov: Nein da ist noch nicht alles gesagt. Ich habe das Buch gelesen und mir dabei gedacht: Bist deppat, da hab ich ja zwei Drittel vergessen. Was nicht noch alles gewesen wäre. Aber passt: “Terminator Teil 2“ war ja auch erfolgreicher als der erste Teil.
oe24: Zwei Konzerte, ein Buch, eine Doku, eine CD. Eine ganz normale Woche für Parov Stelar, oder?
Parov: Ganz normal. Business as usual (lacht): Ganz ehrlich, es war weder mein Plan, noch der Plan von unserem Team, dass das nun alles gar so konzentriert daher kommt. Aber wie schon John Lennon sagte: „Das Leben ist das, was passiert, während man damit beschäftigt ist, andere Pläne zu machen“. Und genau so ist es: irgendwann verstehst du, dass du eigentlich gar keine Pläne machen musst, weil die macht das Leben selber.
oe24: Ihr neues Album „Artifact“ es ist eine komplette Neuorientierung. Durchaus auch riskant und provokant
Parov: Ich wollte nicht provozieren. Wenn es mir unbewusst gelungen ist, (3Gott sei Dank. Das ist ja immer gut. Aber da war keine Absicht dahinter. Riskant habe ich es nur ganz kurz empfunden, bis ich draufgekommen bin. Viel riskanter wäre es jetzt wieder ein Album zu bringen, was so typisch nach Parov klingt. Ich habe von Anfang an gewonnen, weil ich einfach so viel Spaß und Freude dabei gehabt habe. Auch weil ich ein Album machen wollte mit Musik, die ich selber gerne höre.
Parov Stelar mit oe24-Reporter Thomas Zeidler-Künz.
oe24: Das heißt jetzt aber nicht, dass Sie ihre früheren Sachen nicht mehr gerne hören?
Parov: Nein, natürlich. Wer denkt nicht gerne an seine Ex-Freundinnen? (lacht)
Interview: Thomas Zeidler-Künz.