Legendäre Show auf CD

All-Star-Tribut-Album würdigt Bob Dylan

05.03.2014


"The 30th Anniversary Concert Celebration" lässt Musiker hoch leben.

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© Sony Music
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Können Tribut-Konzerte mehr als nur nette Star-Aufläufe sein und essenzielle Interpretationen bieten? Im Fall von "The 30th Anniversary Concert Celebration", ein Spektakel von 1992 zum 30-jährigen Schaffensjubiläum von Bob Dylan, lautet die Antwort eindeutig "Ja". Sony Music brachte die vierstündige Show erstmals auf DVD und Blu-Ray heraus. Das (Wieder-)Sehen lässt staunen.

Großes Musiker-Treffen

Es hätte Bob Dylans würdiger Abschied werden können: Am 16. Oktober 1992 fanden sich zahlreiche Künstler verschiedener Generationen im New Yorker Madison Square Garden ein, um Dylan mit Interpretationen seiner Songs zu huldigen. Der Meister selbst hatte zu diesem Zeitpunkt das Songschreiben für Jahre aufgegeben. Niemand hätte damals ahnen können, dass er mit "Time Out Of Mind" ein LP-Comeback feiern, einen Oscar erhalten, als Autor brillieren und weiter permanent auf Tournee sein wird.

Tribut für Bob Dylan
"Bobfest", wie Neil Young den Auftrittsmarathon bezeichnete, war keines dieser gut gemeinten, aber künstlerisch unhomogenen Benefizkonzerte. Das Publikum hatte keine Ahnung, wen es an diesem Abend zu sehen und was es zu hören bekommen sollte, niemandem wusste, ob Dylan selbst ins Rampenlicht treten würde. Als Konstante führten Booker T. & the M.G.'s sowie die Weltklassedrummer Jim Keltner und Anton Fig als Begleitband durch die meisten Darbietungen. John Mellencamp eröffnete routiniert mit "Like A Rolling Stone", unterstützt von Al Kooper an der Orgel, der auch der Originalversion des Klassikers einen Stempel aufgedrückt hatte. Doch nicht alle Mitwirkenden entschieden sich für die großen Hits. Lou Reed brachte etwa das weniger bekannte "Foot Of Pride" (ein Outtake) und machte es sich zu eigen. "Reed könnte auf dem Kopf stehen und es würde einen nicht kümmern. Er hat ein Ungeheuer erschaffen und nun reitet er darauf", beschrieb der US-Musikjournalist Greil Marcus die Performance.

Stimmgewaltiger Starreigen 
Eddie Vedder und Mike McCready von Pearl Jam entschieden sich für ein reduziertes und trotzdem wütendes "Masters Of War", Stevie Wonder hauchte "Blowin' In The Wind" Soul ein, June Carter und Johnny Cash sangen gewohnt souverän "It Ain't Me Babe". Neil Young stürmte furios mit den M.G.'s durch "All Along The Watchtower". Auch Eric Clapton trumpfte auf (u.a. "Love Minus Zero/No Limit").

Legendäre Geschichten stecken hinter Songs
Schlicht atemberaubend ist die Darbietung von Johnny Winter, der "Highway 61 Revisited" zerlegt und mit noch mehr Blues neu auferstehen lässt: "Der Song wird mit 'God said to Abraham, kill me a son' beginnen, doch Winter sieht so aus, als sei er bereits geopfert worden", resümierte Marcus (nachzulesen im Buch "Über Bob Dylan: Schriften 1968-2010"). Nicht zu vergessen: Sinead O'Conner wurde minutenlang ausgebuht, weil sie in einer TV-Show die katholische Kirche kritisiert und ein Foto des Papstes zerrissen hatte. In einer Trotzreaktion wich sie vom Plan ab und warf dem Publikum "War" (von Bob Marley) in einer Jetzt-erst-recht-A-Kapella-Version vor die Füße.

Dylan auch dabei

Am Ende erschien dann auch Dylan selbst. Seine intime Fassung von "Song To Woody" ist leider auch im für die digitale Premiere sehr solide restaurierten Film nicht enthalten (als Entschädigung gibt es auf der DVD/Blu-Ray ein rund 40-minütiges "Behind The Scenes" plus Bonus-Songs). "It's Alright Ma (I'm Only Bleeding)" gab er solo, "My Back Pages" mit All-Star-Begleitung, "Knockin' On Heaven's Door" mit dem gesamten Ensemble. Aber vor allem das finale "Girl From The North Country" (wieder solo) berührt. "The 30th Anniversary Concert Celebration" bleibt für alle Zeiten ein Denkmal für den vermutlich bedeutendsten Popstar aller Zeiten.


 
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