Neues Album

"Libertatia": Ja, Panik rocken hüllenlos

31.01.2014

Für Bassist ein Statement "gegen die Auflösung und fürs Weitermachen".

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© ja-panik.com
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Zwei Mitglieder verloren, dafür einen optimistischeren Blick gewonnen: Die österreichische Band Ja, Panik hat auf ihrem fünften, am 31. Jänner erscheinenden Album "Libertatia" die Liebe zu eingängigen Melodien und tanzbaren Beats entdeckt. "Wir wussten, dass wir etwas ändern müssen", ist für Sänger Andreas Spechtl die Neuausrichtung nach dem viel gelobten Vorgänger "DMD KIU LIDT" nur konsequent.

Hier eine kleine Hörprobe "Libertatia"



Von Zweifeln befreit
"Als Band waren wir schon an einem Punkt, wo wir wussten, dass wir nicht noch so eine Platte machen können", resümiert Spechtl im Gespräch mit der APA die Ereignisse der vergangenen Jahre. Die Burgenländer, die zunächst in der Heimat für Furore sorgten, nun bereits seit längerem in Berlin leben und die deutsche Poppresse immer wieder in Verzückung versetzen, haben Dunkelheit und popmusikalische Verzweiflung abgelegt. An ihre Stelle sind Disco-Rhythmen, soulige Zwischenspiele und utopische Gesellschaftsentwürfe getreten.

Gegen die Auflösung und fürs Weitermachen  

Auch Bassist Stefan Pabst sieht einen Gegensatz zu früher. "Es ist ein Statement gegen all das, was so auf der letzten Platte gefordert wird. Gegen die Auflösung und fürs Weitermachen." Gelungen ist dies laut Spechtl nicht zuletzt durch die Veränderungen in der Band. "Es hat uns fast in die Hände gespielt, dass zwei Leute ausgestiegen sind. Das hat es einfacher gemacht, uns zu verändern - weil sowieso alles verändert war", erklärt der Sänger. Man musste dementsprechend "weniger am Reißbrett" planen. "Es hat sich von selbst ergeben. Außerdem wäre es schade, wenn alles gar so leicht vorhersehbar wäre."

Mit neuem Sound zurück auf der Bildfläche
Der neue Sound habe sich wiederum recht früh abgezeichnet. "Gerade die ersten paar Stücke, und dazu gehört auch das Titelstück 'Libertatia', das so richtungsweisend war, sind uns sehr leicht gefallen", meint Spechtl. Also kein langes Kopfzerbrechen und Ideen verwerfen? "Nein, das war auf einmal da. Was eigentlich sehr schön ist." Der Titel wiederum wurde einer Piratenenzyklopädie von Daniel Dafoe entlehnt: Es handelt sich dabei um eine wohl fiktive, anarchistische Kolonie im Norden Madagaskars im 17. Jahrhundert. "Ich fand reizvoll, dass nicht klar ist, ob es die gab oder nicht", so Spechtl. "Gerade dieses Ungewisse war das Spannende daran. Es ist einfach eine sehr schöne Geschichte."

Grundsätze Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit   
Immerhin sollen dort die Grundsätze Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit gegolten haben. Eine harmonische Utopie als inhaltliche Unterfütterung für tanzbaren Pop also? "Wir haben früh diese Koordinaten abgestreckt: Zugänglichkeit und Optimismus, gepaart aber mit einer strickten und klaren Haltung", betont Spechtl. Die Gesellschaftskritik durfte also bleiben, wobei auch Kapazunder wie Curtis Mayfield als Orientierung dienten. "Dieses Grundpolitische, wo Soulmusik in den 70ern herkommt, ist mittlerweile ja weggeredet worden. Da haben wir angesetzt. Es war uns wichtig, dass das funktioniert. Aber eben mit einer deutschsprachigen Platte."

Erste Studioplatte
Im Studio selbst gingen Spechtl, Pabst sowie Schlagzeuger Sebastian Janata gezwungenermaßen neue Wege. "Früher haben wir immer live aufgenommen", erklärt der Bassist. "Jetzt wollten wir uns aber nicht zu dritt hinstellen. Also haben wir eine richtig produzierte Studioplatte gemacht." Als Produzent fungierte Tobias Levin, der laut Pabst "sicher einen wesentlichen Teil zu dieser Luftigkeit im Sound beigetragen hat". Spechtl hat die neue Arbeitsweise jedenfalls genossen. "Darin ist etwas wahnsinnig Vielschichtiges angelegt. Wir haben das erste Mal mit dem Studio als Instrument, als Möglichkeit gearbeitet."

Frage der Heimat bleibt ungeklärt
Bleibt noch zu klären, wie sich die Band nun wirklich selbst sieht: Burgenländer, Wiener, Exil-Österreicher oder doch schon Berliner? "Ich kann mit diesen Sachen nichts anfangen", winkt Pabst ab. "Und ganz ehrlich: Ich habe noch keine Sekunde daran verschwendet, ob wir eine Wiener Band sind oder nicht." Und Spechtl ergänzt: "Genau darum geht es ja auch in 'Libertatia': Man muss sich darüber keine Gedanken machen." Letztlich werden solche Einordnungen auch "ad absurdum" geführt. "Je nachdem, wo man ist, kommt man auch woanders her." Dass sie andererseits immer wieder zur wichtigsten heimischen Band hochstilisiert werden, beurteilen die beiden Musiker recht ähnlich. "Man kann nicht leugnen, dass es einen freut, wenn es funktioniert", spricht Spechtl den Erfolg an. "Aber man muss auch für seine eigene Psychohygiene schauen, dass man das nicht zu nahe an sich heran lässt. Das wäre ungesund. Aber wir machen es schon recht lange, insofern sehe ich da keine Gefahr.


 
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