"Rock'n'Chill"

See Rock: Party mit Status Quo

02.08.2014

Die Headliner "Scorpions" konnten im Vergleich nur wenig überzeugen.

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"Rock 'n' Chill" lautete das Motto von Tag Eins beim See Rock am steirischen Schwarzlsee. Mit Acts wie den Scorpions, Status Quo und Boss Hoss wurden Urlaubsfeeling und harte Gitarrenklänge gekoppelt, wobei das Stimmungsbarometer Freitagabend schwere Schwankungen verzeichnete: Während den Scorpions soundtechnisch der Stachel gestutzt wurde, erwiesen sich Status Quo als solide Partymaschine.

Lauer Auftakt
Bereits am frühen Nachmittag wurde am See gerockt, den Auftakt machte die Wiener Combo All Against My Mind, gefolgt von den legendären Uriah Heep und der schwedischen Power-Metal-Band Sabaton. Ganz dem Motto-Fragment "chill" entsprach - bis zuletzt - auch die Besucherzahl. Das durchaus ambitionierte Programm konnte an Tag Eins das ohnehin heimelige Gelände am See nicht wirklich füllen. Dennoch: Bier, gutes Wetter und Rock 'n' Roll sorgten für gute Laune wie bei einem lauten Familienpicknick. Selbst Schlagerstar Andreas Gabalier holte sich vor Ort Anregungen in Sachen Textsicherheit.

Bier lautete auch das durchgehende Motto der australischen Pub-Rocker und rechtmäßigen AC/DC-Erben Airbourne, gefolgt von den deutschen Country-Imitatoren Bosshoss. Spielerische Unzulänglichkeiten wurden durch eine Bühnen-Party ausgemerzt. Allein die Entscheidung zwischen Südstaaten-Slang und Berliner Schnauze fiel Frontmann Alec "Boss Burns" Völkel schwer. Egal, wenn man mit tatoobestücktem Oberkörper und Hits wie "Don't Gimme That" noch immer genügend Damen aus dem Publikum auf die Bühne locken kann.

Überzeugende "Status Quo"
Was solides Rockhandwerk Made in England bewirken kann, machten dann Status Quo klar: Das Power-Duo Francis Rossi und Rick Parfitt sorgte für den eigentlichen Stimmungshöhepunkt an diesem Tag. Selbst jene eingeschworene Metalheads, welche die als aalglatte Partyrocker verschrienen älteren Herren belächelt hatten, konnten zu Krachern wie dem Opener "Caroline", "Down Down", "In The Army Now", "Whatever You Want" und "Rockin' All Over the World" kaum stillhalten. Die einzige Unmutsbekundung kam von Rossi selbst, der die zeitliche Begrenzung seines Auftritts zugunsten des Hauptacts nicht verstand - aber auch das mit inseltypischer Höflichkeit auszudrücken vermochte.

"Scorpions" halten nicht mit
Teutonen-Rock statt britische Noblesse sollten die Scorpions als Höhepunkt des ersten Tages in die Menge schmettern - und scheiterten gleich zu Beginn. Als hätte jemand in der Küche nebenan das Radio angelassen, wehte ein laues Sound-Lüftchen beim eigentlich bombastisch konzipierten Auftritt an den Besucher-Ohren vorbei. Nach und nach wurden die Tonregler beliebig nachgestellt, bis sich die Weltstars bei ihrer Abschiedstournee doch noch als jene Inspiration für viele Metal-Bands der Welt beweisen durften. Wirklich Stimmung wollte nicht mehr aufkommen.

Schade, denn Kracher wie "The Zoo", "Tease Me Please Me", "Hit Between The Eyes" und die Zugabe "Rock You Like A Hurricane" gaben Power-Balladen wie "Send Me An Angel", "Still Loving You" und der Perestroika-Hymne "Wind Of Change" perfekt inszeniert die Klinke in die Hand. Und obwohl Sänger Klaus Meine mit seiner Stimme oft kämpfte, erreichte er mit seinem metallenen Organ nach wie vor mit hoher Trefferwahrscheinlichkeit die Originalhöhen der Songs. Dazu Madman Rudolf Schenker an der Rhythmus-Gitarre, einmal als personifiziertes Gottfried-Helnwein-Cover bei "Blackout", dann als 80er-Ikone aus dem Kostüm-Shop von nebenan.

Mehr als ehrfürchtiger Höflichkeitsapplaus war allerdings für die Legenden nicht mehr rauszuholen, was auch dem Monsterprogramm, das bis Mitternacht andauerte, geschuldet gewesen sein mag. Teil Zwei heute, Samstag, liefert noch mehr und vor allem noch Lauteres: Dann treten die Thrash-Metal-Ikonen Slayer um genau Mitternacht auf, zuvor ist eine Reise in das Taft-Zeitalter mit den Hair-Metal-Veteranen Twisted Sister angesagt. Belphegor, Hellyeah, In Extremo, Dimmu Borgir und Blind Guardian machen "Heavy metal day" perfekt.




 
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