Bombastisch

U2 lieferten die Show des Jahres

30.08.2010

Den erwarteten Beginn machte der Song Beautiful Day. Am Ende gab es fünf Zugaben.

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© Pauty, APA
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Die irische Rockband U2 gastierte mit ihrer gigantischen 360-Grad-Show im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Kurz nach 21.00 Uhr erschienen die Musiker im Oval. Bei herbstlicher Witterung mit Wind rockten Frontmann Bono und seine Mannen auf einer Bühne mit einer riesigen Videoleinwand. Dank der zentral aufgestellten Rundbühne konnten mehr Besucher als üblich dem Stadionkonzert bewohnen.

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Alle Fotos vom U2 Konzert

 


Fotos vom U2 Konzert-Teil 2

© society24.at

Konzert des Jahres
Die ersten Fans campierten bei Dauerregen ab 9 Uhr (!) früh vor dem Ernst-Happel-Stadion – sieben Stunden vor Einlass und 420 Minuten bevor Bono überhaupt in Wien landete!

Bombast-Bühne
Das Konzert des Jahres – ein Happening von Woodstock-Dimensionen für 72.000 Fans, die sich dafür stundenlang mit Schlachtgesängen und dem ÖSTERREICH-U2-Extra einstimmten. Ab 21 Uhr wurden U2 dann 130 Minuten lang allen Erwartungen gerecht: unveröffentlichte Songs, Megahits wie Vertigo, One oder With Or Without You und Bono (50) der sich nach seiner Not-OP in Wien in Überform präsentierte. Trotz der 15 Millionen Euro teuren Bombast-Bühne The Claw, die mit gigantischem Videoschirm, Brücken und Rundumlaufsteg mitten unter den Fans aufgebaut wurde, schafften U2 in Wien 23 Songs lang die Gänsehaut-Atmosphäre eines intimen Club-Gigs. Das gab es noch nie!

Mitten unter den Fans´
„Österreich! Österreich! Österreich!“ Schon Bonos Eröffnungsworte waren gestern um 21.03 Uhr im Wiener Ernst-Happel-Stadion eine einzige Huldigung. Mit Beautiful Day, bei dem Bono quer durch die Fans einen 148 Meter langen Rundlaufsteg entlanghetzte, folgte der wahre Startschuss. Dank der gigantischen Rundumbühne entstand dabei trotz des Bombast-Overkills sofort so etwas wie Club-Feeling. Der Clou: Mit den billigen 40-Euro-Tickets hinter der Bühne sah man sogar die mitgereisten Familien der KünstlerBand.

Mehr VIPs sieht man selten
Für Bono scheuten Promis weder Wind noch Wetter. VIP-Tribüne. Hans Krankl zitterte bis zuletzt – doch nicht wegen der Temperaturen, sondern weil er kein Ticket hatte. Am Wochenende wurde ihm nämlich das versprochene VIP-Ticket abgesagt. Trotzdem wollte er sich U2 nicht entgehen lassen. Schon 1992, 1997 und 2001 war er bei U2 dabei. Aber auch Niki Lauda hat U2 schon live gesehen – 2005 im Stadion. DJ Ötzi durfte mit Formel-1-Freund Eddie Jordan sogar in den Backstage-Bereich. Anna F. und Zweitfrau-Lueger rockten auf der Tribüne.

Krankl ist großer U2 - Fan.

 

(c) Pauty

Pop & Politik
Zu City of Blinding Lights wurde der gigantische Rundumbildschirm einer Ziehharmonika gleich auseinandergezogen und beim Disco-Remix von I’ll Go Crazy If I Don’t Go Crazy Tonight zog auch Drummer Larry Mullen Jr. mit einer Bongo-Trommel eine Runde quer durchs Publikum. Dazu stimmte The Edge immer wieder das Riff des Dancefloor-Hits Discothèque an. Das gab es 2009 noch nicht! Ab Sunday Bloody Sunday wurde es politisch: Das „irische Schlaflied“ (Bono) MLK widmete man Burmas Freiheitskämpferin Aung San Suu Kyi. Zu Walk On zogen Helfer von Amnesty International mit Fackeln ins Stadion und zu One gab’s eine Videobotschaft von Desmond Tutu. Mit dem Spruch „Wien ist anders“ ging Bono ab.

Zugaben
Mit einem Alien-Animations-Film ging’s in die Zugaben: In mit Leuchtdioden besetzter Neon-Jacke stimmten U2 Ultra Violet an. Bei With Or Without You wurde das Happel-Stadion mit überdimensionaler Discokugel beleuchtet. Nach anbiedernder Danksagung an die Tour-Sponsoren setzte die Bombast-Ballade Moment Of Surrender und Bonos Schlussansage „Lasst es krachen!“ den Schlusspunkt.

Bono unter Schmerzen!
So fit sich Bono in Wien auf der Bühne präsentierte, so groß waren auch seine Schmerzen! Im Dauerregen des vorangegangenen Moskau-Konzerts (25.08.) wurden seine Bandscheiben-Probleme wieder akut. Für Wien musste er extra fitgespritzt werden! Doch der auch wegen seines sozialen Engagements bekannte Sänger wirkte agil und präsent. Auch mit ein Grund, warum U2 nur für acht Stunden nach Wien jetteten. Zwischen den einzelnen Konzerten tankt Bono in seiner fünf Millionen-Euro-Villa in Èze sur Mer an der Côte d’Azur Kraft nach Reha und Not-OP: „Ich muss noch immer täglich ein drei- bis vierstündiges Fitnessprogramm absolvieren.“ Nur so konnte er die aktuelle Tour spielen. Als moralische Unterstützung nahm er Gattin Ali und seine Söhne John (9) und Elija (11) mit nach Wiener.

Sechs Millionen für Bono
2009 mussten U2 ihr geplantes Wien-Konzert wegen der Zeugen Jehovas absagen. Gestern lieferte Bono dank Rücken-Spritze jede Menge Rekorde: Die 360°-Bühne garantierte erstmals 72.000 Besuchern im Stadion den perfekten Blick – das waren um 18.000 mehr als bei ACDC. Und: Nach dem irren Ticket-Chaos vom Oktober (Tausende Karten gingen vorzeitig in den Verkauf) waren vor dem Stadion Tausende Fans auf der Suche nach Tickets. Ein Segen für die vielen internationalen Schwarzhändler: Die Stehplätze gingen um rund 150 Euro weg – das war mehr als das Doppelte des Original-Preises!

Auch Bono hat in Wien groß abkassiert: sechs Millionen Euro Gewinn – das sind 770 Euro pro Konzert-Sekunde!

Schwarzmarkt
Dafür lieferten U2 bei ihrem erst sechsten Österreich-Stopp ein Konzert für die Ewigkeit: Vom Opener, dem noch unveröffentlichten Instrumental-Hit Return Of The Stingray Guitar bis zum Finale Moment Of Surrender zelebrierte man die Mega-Karriere (220 Millionen verkaufte CDs, 22 Grammys) als beeindruckende Werkschau. Die spröden Hits der letzen CD No Line On The Horizon wurden auf das Minimum reduziert, dafür holte man in Wien Klassiker wie Miss Sarajevo, bei dem Bono auch auch den Pavarotti-Part übernahm und mit lupenreinem italienischen Ariengesang überzeugte, Hold Me, Thrill Me oder Discothèque wieder ins Programm.

Im Privatjet nach Nizza
Die 72.000 Fans bekamen dabei von Bonos Rückenproblem so gut wie nichts mit: Mit dem Elan eines Teenagers wirbelte er über Bühne, Laufsteg und Brücken. Gleich nach dem Konzert ging’s im Privatjet wieder heim nach Nizza – zur nächsten Reha-Session.

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