Kult-Juror im Wortlaut

Sido: Austro-Bohlen erregt alle

23.09.2011

Ein Berliner Rapper ist die neue Geheimwaffe am ORF-Küniglberg.

Zur Vollversion des Artikels
© ORF/ALI SCHAFLER
Zur Vollversion des Artikels

Schonungslos, direkt, knallhart: An Sido (30), Rapper-Bad-Boy mit Zweitjob ORF-Juror, führt derzeit kein Weg vorbei. In Die große Chance erntet er jeden Freitag mit Sprüchen à la „Du solltest singen für Leute, die sich umbringen möchten“ Beifall wie böse Blicke.

Sein Wortgefecht mit Krone-Schreiber Michael Jeannée, dessen Motoren-Imitator Martin Zimmermann gnadenlos durchfiel („arrogante Scheiße“) wurde schon vor der ORF-Ausstrahlung zum YouTube-Hit.

Doch wer ist der Mann mit der Berliner Schnauze, der seit Helden von morgen als ORF-Geheimwaffe gilt?
Ich bin ein Berliner! Sido, bürgerlich Paul Würdig, wurde am 30. November 1980 in Ost-Berlin geboren. Acht Jahre lebte er mit Mutter und Schwester in der DDR, dann in West-Berlin.

Als Rapper wurde der Schulabbrecher 1997 aktiv, ab 2003 trat er als „Mann mit der Maske“ und unter Pseudonym Sido (steht für „super-intelligentes Drogenopfer) auf: „Ich wollte nicht, dass mich jemand auf der Straße erkennt.“

Nicht jugendfrei
Provokante und wenig jugendfreie Titel wie der Arschf...song und sein erster Hit Mein Block („Hier ist es dreckig wie ne Nutte. Doch ich weiß, das wird schon wieder mit’n bisschen Spucke.“) riefen alsbald die Sittenwächter auf den Plan.

Sido nimmt’s gelassen: „Ich sage und rappe immer offen, was ich denke. Wenn einer meine Texte nicht kapiert, ist das sein Problem.“

Drogen-Outing
Passend zum Rüpel-Image sein außermusikalisches Engagement: Backstage-Schlägerei, Anzeige wegen Körperverletzung, Drogen-Outing: „Kiffen inspiriert mich. Das grüne Zeug ist mein größter Therapeut!“
Inzwischen ist der Deutsche, der ab Dezember in der ORF-Show Blockstars eine Band castet („Ich will Leuten, die wie ich Scheiße erlebt haben, eine Perspektive geben.“), aber massenverträglich geworden: „Ich war ein Rüpel, halte mich immer noch für einen. Aber auch ein Rüpel kann höflich sein.“

An der Nadel hängt er weiter
Egal ob Freundin, Mama (!) oder erste Chart-Nr. 1 (Ich & Meine Maske), alles Wichtige landet unter der Haut. „Wenn ich sehr down oder high bin, brauche ich diesen Stich“, erklärt Sido, der in Berlin ein Tattoo-Studio betreibt.

Verlobt & Vater
Privat ist der Wien-Fan („Eine Wohnung habe ich hier schon, vielleicht bleibe ich irgendwann ganz“) seit Mitte 2005 mit der ehemaligen Popstars-Kandidatin Doreen Steinert (24) liiert. Am 14. Februar 2010 folgte die Verlobung, ein Heiratstermin steht aber bis heute aus.

Was viele nicht wissen: Sido hat aus einer früheren Beziehung einen Sohn. Der darf Papas Texte übrigens (noch) nicht hören: Nicht jugendfrei!

Der Kult-Juror im Wortlaut

Zu Casting-Kandidat
"Was bringt dir Selbstbewusstsein ohne etwas, dessen du dir bewusst sein kannst?"

Zu Gesangs-„Talent“
"Ich will dir keine Hoffnungen machen. Lern einen Beruf, aber nicht singen."

Zu Michael Jeannée
"Du siehst aus wie ein Hausmeister mit deinem Schlüssel da an der Hose. (...) Du willst dich doch nur groß machen. Verschwinde von der Bühne."

Zu Martin Zimmermann (imitierte Motor-Geräusche)
"Soll das witzig sein? Oder was ist los mit euch? Ihr habt jetzt ganz krass meine Zeit verschwendet mit so einer arroganten Scheiße hier auf der Bühne."

Zu Bernhard Paul und Zabine
"Wie kann man hier ein Plus geben (Anm.: für Zimmermann)? Ich glaube, dass diejenigen, die jetzt hier ein Plus gedrückt haben, Angst vor deiner Zeitung haben."

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel