Leben

Die wichtigsten Daten von Otto Habsburg

04.07.2011

Kronprinz, Zwangsexil, Widerstand, Verzichtserklärung, Europapolitik.

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Otto Habsburg-Lothringen, der am Montag in Bayern 98-jährig verstorben ist, war als Kind des 1918 entthronten Kaisers Karl der letzte Kronprinz der österreichisch-ungarischen Monarchie. Ein Rückblick auf sein bewegtes Leben:

- 20. November 1912: In der Villa Wartholz bei Reichenau an der Rax in Niederösterreich kommt das erste Kind von Erzherzog Karl, dem Großneffen von Kaiser Franz Joseph I., und Erzherzogin Zita zur Welt. Die Mutter, eine geborene Prinzessin von Bourbon-Parma, ist eine Tochter des vertriebenen letzten Herzogs von Parma. Das Kind wird am 25. November auf die Namen Franz Joseph Otto Robert Maria Anton Karl Max Heinrich Sixtus Xaver Felix Renatus Ludwig Gaetan Pius Ignatius durch den Wiener Erzbischof Kardinal Franz Xaver Nagl getauft. Taufpate ist der Kaiser.

- 21. November 1916: Kaiser Franz Joseph stirbt. Durch die Thronbesteigung von Karl I. wird Erzherzog Otto Kronprinz von Österreich-Ungarn.

- 11. November 1918: Kaiser Karl verzichtet auf "jeden Anteil an den Staatsgeschäften", vermeidet aber eine ausdrückliche Abdankung. Am darauffolgenden Tag wird die Republik ausgerufen. Die Familie wird auf Schloss Eckartsau im Marchfeld untergebracht.

- 24. März 1919: Der Ex-Kaiser und seine Familie gehen ins Zwangsexil in die Schweiz. Durch die am 3. April verabschiedeten Habsburger-Gesetze (Landesverweisung, Enteignung) wird die Dynastie ihrer Herrscherrechte und sonstigen Vorrechte für verlustig erklärt. Nach zwei misslungenen Restaurationsversuchen in Ungarn wird die Familie auf Beschluss der Siegermächte des Ersten Weltkriegs Ende 1921 nach Madeira verbannt.

- 1. April 1922: Ex-Kaiser Karl I. stirbt in der Villa Quinta do Monte bei Funchal und hinterlässt acht Kinder. Otto wird Oberhaupt des Hauses Habsburg-Lothringen unter der Vormundschaft seiner Mutter Zita und Thronprätendent.

- Mai 1922: Übersiedlung nach Spanien, u.a. in das baskische Fischerstädtchen Lequeitio. - Oktober 1929: Die Familie lässt sich in Belgien nieder. Nach mit Auszeichnung bestandener Reifeprüfung Studium der Staats- und Sozialwissenschaften an der Universität Löwen. Annahme des lothringischen Titels Herzog von Bar. (Otto ist direkter Nachkomme in siebenter Generation von Franz Stephan von Lothringen - als römischer Kaiser Franz I., dem Gemahl Maria Theresias.)

- 1935: Promotion mit einer Arbeit über das gewohnheitsrechtliche und gesetzliche bäuerliche Erbrecht in Österreich. Die Ständestaats-Regierung von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg hebt im Juli die Landesverweisung auf. 1.603 österreichische Gemeinden verleihen dem Thronprätendenten die Ehrenbürgerschaft.

- 1936: Mitglied der von Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi gegründeten "Paneuropa-Union".

- 17. Februar 1938: Brief an Schuschnigg mit der Aufforderung zur Bildung einer gegen Hitler gerichteten Allparteienregierung. Otto erklärt sich bereit, zur Verteidigung Österreichs selbst Bundeskanzler zu werden. Hitler lässt die Einmarschpläne mit dem Code-Namen "Unternehmen Otto" versehen. Am 20. April titelt das NSDAP-Organ "Völkischer Beobachter": "Habsburgs entartetster Spross ein landesflüchtiger Verbrecher". Deutscher Steckbrief vom 22. April.

- Mai 1940: Flucht von Luxemburg (dessen regierende Großherzogin Charlotte mit einem Bruder von Ex-Kaiserin Zita verehelicht ist) nach Frankreich und von dort über Portugal in die USA. Mehrere Zusammenkünfte mit Präsident Franklin D. Roosevelt und Außenminister Cordell Hull.

- August 1943: Zusammenkunft mit Roosevelt und dem britischen Premierminister Winston Churchill in Quebec. Wenige Wochen später legen sich die Alliierten auf die Wiederherstellung der Souveränität Österreichs fest ("Moskauer Deklaration" vom 1. November).

- 1944-54: Exil in Frankreich und Spanien. Aufenthalt in Tirol in der zweiten Jahreshälfte 1945. Die Provisorische Staatsregierung setzt Landesverweisung wieder in Kraft. In einem Brief an Roosevelts Nachfolger, Harry Truman, hatte Otto von einer Anerkennung dieser von Karl Renner geführten Regierung abgeraten. Am 10. Mai 1951 Heirat mit Prinzessin Regina von Sachsen-Meiningen in Nancy.

- 1954: Die Familie lässt sich in der "Villa Austria" in Pöcking am Starnberger See in Bayern nieder.

- 1957 - Innenminister Oskar Helmer (SPÖ) legt den Namen "Dr. Otto Habsburg-Lothringen" fest. Die Führung des dynastischen Namens "Otto von Österreich" wird amtlich untersagt. Der Reisepass trägt den Vermerk "Gültig für alle Staaten der Welt, ausgenommen Österreich".

- 31. Mai 1961: Verzichtserklärung gemäß Habsburger-Gesetz. Verfassungsgerichtshof erklärt sich für nicht zuständig, Verwaltungsgerichtshof entscheidet 1963, dass sie ausreichend sei ("Habsburg-Krise", von der SPÖ zur Staatsaffäre gemacht).

- 31. Oktober 1966: Erste Wiedereinreise nach Österreich.

- 1972: Handschlag mit dem SPÖ-Vorsitzenden Bundeskanzler Bruno Kreisky anlässlich des 50-jährigen Paneuropa-Jubiläums.

- 1973: Wahl zum Präsidenten der Internationalen Paneuropa-Union.

- 1978: Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft.

- 1979: Wahl ins Europaparlament auf der Liste der bayerischen CSU. Wiederwahl 1984, 1989 und 1994. Mitglied der CSU seit 1982. Alterspräsident des Europäischen Parlamentes 1997.

- 2007: Empfang durch Bundespräsident Heinz Fischer in der Hofburg.

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