Gold-Geschäfte

Falscher Graf prellte Anleger um 6 Millionen

22.08.2012

70 Opfer investierten in „Goldmine“ - Mammut-Prozess gegen Hochstapler.
 

Zur Vollversion des Artikels
© TZ Österreich/Bruna
Zur Vollversion des Artikels

„Wir kaufen uns mit ihrem Geld in einer afrikanischen Diamantenmine ein, dort ist Gold ein Abfallprodukt, das wir übernehmen und den Gewinn also sofort in Händen haben.“ Mit solchen Schmäh-Geschichten gaukelten Anwerber in feinstem Zwirn gut situierten, aber auch gutgläubigen, Opfern eine rasante Geldvermehrung vor.

Insgesamt sechs Millionen Euro luchste die Gauner-Firma 70 Österreichern von Bludenz bis Wien ab. Am Dienstag erfolgte der Auftakt im Mammut-Prozess gegen neun Pyramidenspiel-Betrüger in Wien. Zehn Verhandlungstage sind vorgesehen. „Ich will 50.000 Euro zurück, ich 100.000 Euro, ich 3,5 Millionen“, hallte es durch den Großen Schwurgerichtssaal, als sich einige Opfer zu Wort meldeten.

Profi-Gauner
Die „Firma“ der Angeklagten war top-organisiert, jeder hatte eine Rolle. Der Chef, sein Stellvertreter, die Anwerber, die Einkassierer und die Vertröster. Letztere erschienen, wenn der Einsatz der gutgläubigen Opfer weg war und sie keinen Cent mehr bekamen. Der Capo der Partie, mit wirklichem Namen Willi B. (er war nach einem ähnlichen Coup in Innsbruck schon einige Jahre hinter Gittern), hatte sich nach seiner Freilassung in Wilhelm Ludwig Graf von T. und H. umbenannt. „So wollte er einen seriösen Eindruck erzeugen“, betonte die Staatsanwältin Martina Semper. Das Möchtegern-Blaublut war bei der Verhandlung am Dienstag in Wien aber unpässlich – er sitzt in Deutschland wegen eines anderen Delikts ein.

Lange Haftstrafen drohen. Der Rest seiner „Firma“ bekannte sich zum Teil schuldig, doch einige Mitarbeiter meinten auch kleinlaut, „selbst hereingelegt worden zu sein“. Im Falle einer Verurteilung drohen langjährige Haftstrafen – für alle Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung. Doch ob die 70 Geschädigten (darunter auch Doktoren und Diplomingenieure) von ihrem Geld jemals etwas wiedersehen, bleibt fraglich.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel