Autobiografie von Inzest-Täter veröffentlicht

Fritzl-Anwältin Wagner: "Er ist auch nur ein Mensch, keine Bestie"

27.03.2023

Seine eigene Tochter sperrte er 24 Jahre in einem Kellerverlies in Amstetten ein, vergewaltigte sie unzählige Male und zeugte mit ihr sieben Kinder: Für viele gilt Josef Fritzl als das personifizierte Böse – jedoch nicht für seine Anwältin Astrid Wagner.

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© Getty, Sabine Hertel (Fotomontage)
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Im März 2009 wurde Josef Fritzl für seine abscheulichen Taten – ihm wurde Mord durch Unterlassung, Vergewaltigung, Freiheitsentzug, schwere Nötigung, Blutschande und Sklaverei vorgeworfen – zu lebenslanger Haft verurteilt. Vor wenigen Tagen sorgte der mittlerweile 87-Jährige hinter Gittern wieder für Schlagzeilen: Der Inzest-Täter hat ein Buch verfasst und gemeinsam mit seiner Anwältin, der Wiener Star-Juristin Astrid Wagner veröffentlicht.

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Die neue Fritzl-Biographie

Das 154-seitige Werk mit dem passenden TItel "Die Abgründe des Josef F." ist bei Amazon erhältlich und strotzt vor wirren Passagen. Unter anderem beschreibt sich Fritzl darin selbst als "verantwortungsvollen Familienmenschen" und ist allen Ernstes überzeugt: "In Wirklichkeit bin ich doch ein guter Mensch."

Wagner: Täter verdrängen ihre Verbrechen

Wie beurteilt Wagner Fritzls absurde Aussagen? Oft würden Täter die Dimension ihrer Verbrechen nicht erkennen können: "Sie müssen irgendwie versuchen, mit der Schuld klarzukommen. Da hilft nur Verdrängen, anders geht es nicht", erklärt sie im Interview mit der "Bild". Für sie persönlich sei Fritzls Umgang mit seinen Taten "menschlich nachvollziehbar".

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Anwältin Astrid Wagner vertritt Fritzl

Fritz keine Bestie?

Für viele wenig nachvollziehbar ist wohl Wagners nächste Aussage im Interview mit dem deutschen Boulevard-Blatt: "Josef Fritzl ist auch nur ein Mensch, keinesfalls eine Bestie", betont die Anwältin. Er sei ein Mensch, "der nicht Herr seiner inneren Dämonen wurde" und ein "Meister der Verdrängung". Zudem verweist Wagner auf Fritzls tragische Kindheit, die bei seinen Taten sicher eine Rolle gespielt habe.

Einer der übelsten Verbrecher in der Kriminalgeschichte Österreichs soll ohne Vater aufgewachsen und von seiner Mutter regelmäßig verprügelt worden sein.

Fritzl will in Freiheit uralt werden

Trotz seiner Schandtaten und lebenslanger Hafstrafe träumt Fritzl davon, noch zu Lebzeiten das Gefängnis zu verlassen: Er wolle "die letzten Jahre meines Daseins in Freiheit verbringen", schreibt er in seinem Buch. Laut Wagner sei das zwar rechtlich möglich, aber unrealistisch: "Nach den 15 Jahren, die er bislang abgesessen hat, kann jetzt erstmalig über eine Freilassung entschieden werden. Die Statistik spricht gegen ihn – aber Fritzl will uralt werden."

Übrigens: Die Einnahmen aus dem Buch – auf Amazon um 15,40 Euro (Taschenbuch) bzw. 8,50 Euro (Kindle) erhältlich – sollen nicht in Fritzls Tasche fließen. Es werde noch überlegt, wie das Geld sinnvoll eingesetzt werden könne, sagt Wagner: "Er denkt dabei unter anderem an seine Familie."

Kaum vorstellbar, dass diese noch jemals wieder etwas von dem Monster hören will ...

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