Steiermark

Neue Mur-Brücke stürzt bei Bau ein

21.02.2015

Die Südbahn bleibt mindestens zwei Wochen gesperrt. Alle Infos hier.

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Gerade noch war ein Zug unter der neuen Murbrücke der Brucker Schnellstraße (S 35) durchgefahren, die Richtung Graz neu gebaut wird. Gegen 18 Uhr am Samstag krachte ein gewaltiges Brückenelement von 800 Tonnen direkt auf die Gleise. „Ich haben einen Riesen-Knall gehört – wie eine Explosion“, schildert eine Anrainerin, die nur 200 Meter von der Baustelle entfernt wohnt.

Bis zu ihr waren die Erschütterungen spürbar. Was passiert wäre, hätte das Teil einen Zug getroffen, ist schier unvorstellbar.

Trümmer trafen Bau-Kran: 20 Anrainer evakuiert
Die Murbrücke wird Richtung Graz seit dem Frühjahr 2014 neu gebaut. Sie sollte im Herbst fertig werden, bis dahin läuft der Verkehr über eine zweite Brücke, die parallel in die Gegenrichtung verläuft. Doch nun gaben Stützen nach, die das 100 Meter lange Stahlbeton-Element bis zur Fixierung halten sollten. "Das ganze Ausmaß werden wir erst bei Tageslicht sehen“, sagte ASFINAG-Geschäftsführer Rainer Kienreich, der noch am Abend nach Frohnleiten gefahren war.

Glück im Unglück: Am Samstagabend wurde nicht gearbeitet. Daher gab es keine Verletzten. Allerdings mussten sieben Häuser evakuiert werden, da Trümmer gegen einen Kran gefallen waren, der wiederum auf die umliegenden Gebäude zu stürzen drohte. 20 Bewohner kamen im Hotel Frohnleitner Hof unter.

Südbahn zwei Wochen gesperrt
Die Züge werden die Stelle für mindestens zwei Wochen nicht passieren können. Tausende Fahrgäste werden allein am Sonntag betroffen sein. Am Montag kommen auch noch Schüler und Pendler dazu.

Laut Bahns-Sprecher Christoph Posch haben die Österreichischen Bundesbahnen einen Krisenstab eingerichtet, um die Behinderungen zu bewältigen. Sonntagvormittag waren 32 Busse im Ersatzverkehr im Einsatz. Am Nachmittag sollten es noch mehr werden, da die Rückreise aus den Semesterferien abzuwickeln sei. Neben den überregionalen Verbindungen etwa nach Wien und Salzburg muss auch ein lokaler Ersatzverkehr für die S-Bahn eingerichtet werden.

 


Chaos schon am Sonntag

Am Sonntag galt es 120 Zugfahrten mit Bussen abzuwickeln, betonte Posch. Am Vormittag sei mit Verspätungen von 15 bis 20 Minuten zu rechnen. Am Nachmittag sei mehr einzuplanen, da mehr Reisende unterwegs sein werden. Fahrgästen, die zum Flughafen Wien müssen und die Stelle passieren, wird empfohlen einen Zug früher - also eine Stunde früher - abzureisen.

Gegen 7.00 Uhr haben die Experten und Statiker begonnen, sich die Situation bei Tageslicht anzusehen, erklärte ein Sprecher der Asfinag. Die S35, Brucker Schnellstraße, wird für mindestens eine Woche gesperrt bleiben. Eine lokale Umleitung ist eingerichtet, auch ein großräumiges Ausweichen durch den Gleinalmtunnel der A9, Pyhrnautobahn, ist möglich.

Güterverkehr
Neben dem Personenzügen sind auch zahlreiche Güterzüge betroffen. Laut Posch werden internationale Transporte über Villach geleitet. Regionale Verbindungen - etwa zur Versorgung der Holz- und Papierindustrie im Norden von Graz - müssen statt über Bruck über die steirische Ostbahn durch Hartberg und Fehring geführt werden.

Suche nach der Ursache
Die Ursache für den Brückeneinsturz  lag Sonntagmittag noch im Dunkeln: "Wir können da bisher nicht eingrenzen. Nun sind die Gutachter dran", betonte Siegfried Wanker von der an der Einsturzstelle tätigen Firma Strabag bei einer Pressekonferenz am Baugelände. Derzeit liege der Schwerpunkt bei der Festlegung des Abbruchkonzepts, um den "schwerwiegenden Vorfall" zu bewältigen.

Noch im Laufe des Sonntags soll der gefährlich zur Seite gedrückte Kran abgebaut werden, meinten die Experten. Im Laufe der Woche soll der eingestürzte Brückenteil gesichert sein, damit am kommenden Wochenende die S35, Brucker Schnellstraße, wieder für den Verkehr freigegeben werden kann. Bei der Ursachensuche sei man bisher nicht viel weitergekommen: "Es kann das Lehrgerüst gewesen sein", sagte Wanker, doch auch ein nachgebendes Fundament komme als Auslöser des Einsturzes infrage.

Schadenshöhe unbekannt
Ebenfalls noch nicht abschätzbar ist die Schadenshöhe. Die Bauarbeiten werden sich um Wochen verzögern, "es können aber auch Monate sein", meinte der Strabag-Vorstand auf Nachfrage. Laufe der Abbau des Krans am Sonntag planmäßig, könnten die rund 20 Bewohner wieder zurück in ihre derzeit noch evakuierten Häuser.

Die Staatsanwaltschaft hat laut Polizeieinsatzleiter Klaus Rexeis die Ermittlungen aufgenommen: "Ein gerichtlicher Sachverständige ist unterwegs." Maßnahmen zur Gefahrenbeseitigung sind aber schon vor dessen Eintreffen möglich und nötig.
 


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