Prozess

Drogen-Schmuggel ging schief: Türken-Mord am Kino-Parkplatz

18.02.2025

Das 34-jährige Opfer wurde mit drei Schüssen öffentlich hingerichtet. 

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© APA/SOPHIA KILLINGER
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Mit drei Schüssen wurde ein 34-jähriger Türke aus dem Wiener Naschmarkt-Umfeld im September 2023 auf einem Kino-Parkplatz in Wiener Neustadt hingerichtet. Wegen Mordes steht am Dienstag ein Landsmann des Opfers (44), Besitzer eines türkischen Lebensmittelgeschäftes, in Wiener Neustadt vor Gericht. Der Angeklagte bekannte sich teilweise schuldig, war aber zu den Vorwürfen des Mordes und der Vergewaltigung nicht geständig. Der 44-Jährige soll vom späteren Opfer bedroht worden sein. Die Geschworenenverhandlung ist für zwei Tage anberaumt.

Der Vorfall könnte aus der Feder eines Hollywoodautors stammen, habe sich aber "zu einer todernsten Realität entwickelt", sagte der Staatsanwalt im Eröffnungsvortrag. Ein Supermarkt "war zentrale Verdienstmöglichkeit der Familie", der Angeklagte habe aber verstanden, "dass sich mit dem Drogengeschäft wesentlich mehr und profitabler Geld verdienen lässt". Am 8. Juni 2023 sei der Beschuldigte erstmals von einer "Organisation" - den Kontakt soll der 34-jährige Italiener, das spätere Opfer, hergestellt haben - nach Bulgarien geschickt worden, um 30 Kilo Heroin mit dem Auto nach Österreich zu schmuggeln.

© Leibwächter wurde erschossen (Doku-NÖ/Privat)

Bei der Fahrt soll der Angeklagte seine Begleiterin mit einer Waffe bedroht haben, den Wagen retour zu lenken. Die Frau ging später zur Polizei, aber "ein bisschen Zweifel" sei geblieben, formulierte es der Staatsanwalt. Im Zuge eines Treffens im Juni 2023 soll der Angeklagte seiner Bekannten Drogen ins Getränk gemischt und sie vergewaltigt haben. Abermals erstattete die Betroffene Anzeige. Daraufhin sei das Handy des 44-jährigen Angeklagten überwacht und ein Peilsender an seinem Wagen angebracht worden.

Tatverdächtiger "massiv unter Druck gesetzt"

Ein weiterer Drogenschmuggel im September 2023 soll laut dem Vertreter der Anklagebehörde schiefgegangen sein. Der Beschuldigte sprach hingegen von einer Urlaubsfahrt in die Türkei mit seiner Lebensgefährtin: "Ich wollte keinen Drogenschmuggel machen." Als der Angeklagte zurückgekommen sei, sei "Feuer am Dach" gewesen, sagte der Staatsanwalt. Die "Organisation" habe die Ware oder alternativ den Wert der Drogen - also 300.000 Euro - verlangt. "Der Angeklagte wurde massiv unter Druck gesetzt, den Supermarkt der Familie zu überschreiben", berichtete der Staatsanwalt unter anderem von Todesdrohungen.

Der Türke soll dann schließlich am 24. September 2023 bei einem Treffen gegen 0.30 Uhr dreimal mit einer unbefugt besessenen Faustfeuerwaffe aus dem Auto heraus auf seinen Landsmann geschossen haben und davongefahren sein. Schauplatz war der Parkplatz eines Einkaufszentrums vor einem Cineplexx. Nach einem Durchschuss des Herzens und der Lunge starb das Opfer an Ort und Stelle.

Der mutmaßliche Schütze wurde aufgrund eines Europäischen Haftbefehls kurz vor 7 Uhr in Röszke an der ungarisch-serbischen Grenze festgenommen. Weil im Nachbarland ein Verfahren wegen des Mitführens der mutmaßlichen Tatwaffe anhängig war, wurde der 44-Jährige erst im Mai 2024 nach Österreich ausgeliefert. Weitere Anklagepunkte neben Mord sind Vergewaltigung: Suchtgifthandel, Nötigung und Vergehen nach dem Waffengesetz.

Beschuldigter bestritt Mord und Vergewaltigung

Sowohl der Angeklagte als auch das Opfer waren im Lebensmittelhandel tätig. Weil die Geschäfte des Supermarkts nicht mehr so gut gelaufen seien, habe er 2021 oder 2022 mit dem Konsum von Crystal Meth begonnen, erzählte der Beschuldigte. Er gab die Drogenfahrt und die Tötung zu, bestritt aber den Mordvorwurf und die Vergewaltigung. Verteidiger Rudolf Mayer las zahlreiche Sprachnachrichten des späteren Opfers vor. Kurz vor der Tat soll das spätere Opfer dem Angeklagten gedroht haben, ihn und seine Kinder zu töten. Weiters kündigte Mayer an, ein Gutachten eines Schießsachverständigen zu beantragen.

Der Bruder des Opfers, der von Rechtsanwalt Philipp Wolm vertreten wird, schloss sich mit einer Forderung nach 15.000 Euro Schmerzensgeld als Privatbeteiligter an dem Verfahren an. Der Betrag wurde von der Verteidigung anerkannt. Der zweite Verhandlungstag in dem Mordprozess ist für 11. März angesetzt.

Die geforderte Übergabe des Familienbetriebs war am 5. Februar im Zentrum eines Prozesses am Landesgericht Wiener Neustadt gestanden. Ein Komplize des Getöteten wurde wegen versuchter schwerer Nötigung nicht rechtskräftig zu zwei Jahren Haft, davon sechs Monate unbedingt, verurteilt.

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