Attacke bei Gatterjagd

Großgrundbesitzer geht auf Tierschützer los

22.11.2017

Streit zwischen Tierschützern und Max Mayr-Melnhof eskaliert.

Zur Vollversion des Artikels
© Screenshot/YouTube
Zur Vollversion des Artikels

Nach einer Anzeige von Tierschützern wegen Raubes bei einer Gatterjagd im Flachgau am Montag hat die Polizei Ermittlungen eingeleitet. Martin Balluch vom Verein gegen Tierfabriken (VgT) erhob den Vorwurf, wonach zwei Aktivisten, die "friedlich von der öffentlichen Straße" in das Jagdgatter filmten, von "Schlägern" angegriffen worden seien. Diese hätten ihnen Film- und Fotomaterial geraubt.

Anzeigen wegen Körperverletzung

Die "Schläger" seien Begleiter von Gatterjagd-Besitzer Max Mayr-Melnhof gewesen, der sich an diesen Übergriffen auch selbst beteiligt hätte, erklärte VgT-Obmann Balluch in einer Aussendung. Wegen den Vorfälle in der Antheringer Au seien auch Anzeigen wegen Körperverletzung, Nötigung und gefährlicher Drohung in Vorbereitung. Der Wert der "geraubten Gegenstände" betrage 1.300 Euro.

Jagdleiter und Grundeigentümer Mayr-Melnhof bestritt die Vorwürfe vorerst im Gespräch mit der APA vehement. Die Anschuldigungen seien eine "infame Lüge". "Wir haben niemanden etwas geraubt, ich habe auch niemanden gewürgt." Dass er oder einer seiner Begleiter Personen tätlich angegriffen oder beraubt hätten, entbehre jeder Grundlage. "Meine Überzeugung ist, dass sie zum einen von ihren massiven, tätlichen Angriffen auf ein Jagdschutzorgan ablenken wollten und zum anderen, dass sie - auf Kosten der Wahrheit - ihre aktuelle Kampagne befeuern wollen."

"Harmloses Video" veröffentlicht

Danach veröffentlichte Mayr-Melnhof jedoch ein Video, laut welchem ein Tierschützer in das Jagdgatter habe eindringen wollen und dabei von ihm erwischt worden sei. Wie Martin Balluch betont, versuche das Video "den Eindruck zu erwecken, Mayr-Melnhof habe nur höflich nach dem Namen und einer Videokamera gefragt."

Dass die Jagd selbst ohne Vorkommnisse abgelaufen sei, sei nur dem Umstand geschuldet, dass durch das Einschreiten von Jagdschutzorganen zwei vermummte Aktivisten vom Betreten des Sperrgebietes abgehalten werden konnten, erklärte Mayr-Melnhof, der auch Landesjägermeister ist. Ein Aktivist, der sich ihnen gegenüber nicht ausweisen habe wollen, sei bis zum Eintreffen der alarmierten Polizei von Jagdschutzorganen festgehalten, aber nicht verletzt worden. Der Mann habe bei einem Fluchtversuch ein Jagdschutzorgan vorsätzlich niedergerammt, der 75-Jährige habe eine Schulterverletzung erlitten. Laut Polizei wurde die als Aktivist bezeichnete Person zur Abklärung des Sachverhaltes auf die Dienststelle gebracht, dann aber wieder entlassen.

Betroffener Tierschützer reagiert

Das Video sei jedoch direkt nach dem Überfall gedreht worden, als der Tierschützer benommen und reaktionsunfähig war. Der Betroffene schildert seine Sicht der Dinge wiederum in einem Facebook-Interview.

Mayr-Melnhof habe ihn grundlos angegriffen, als sich der Tierschützer jedoch nicht vertreiben ließ, rief er drei Schläger herbei, die den filmenden Mann gemeinsam attackierten.

Bei der Polizei haben am Montagabend zwei Personen eine Anzeige "grundsätzlich wegen Raubes" erstattet, erklärte am Dienstag eine Polizeisprecherin auf APA-Anfrage. Die zuständige Polizeiinspektion Bergheim werde den Vorwürfen nachgehen. "Die Ermittlungen laufen." Der VgT hält die Gatterjagd für Tierquälerei und führt seit rund eineinhalb Jahren eine Kampagne gegen den Salzburger Gatterjagdbesitzer. Der Konflikt wurde schon mehrmals vor Gericht ausgetragen.

Zur Vollversion des Artikels