Drama beim Bundesheer

Toter Soldat erwachte wieder

07.11.2010

Ein Offizier wollte sich in einer Kaserne per Kopfschuss selbst richten.

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© Pauty
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Gardesoldat, Absolvent der Militärakademie, erfolgreicher Offizier: Michael Neuweg (35) war am besten Weg, beim Heer eine Karriere wie im Bilderbuch hinzulegen – bis zur Silvesternacht 2007. Wie jetzt durch "
profil" bekannt wurde, wollte er damals, als alle Welt das neue Jahr begrüßte, seinem Leben ein Ende setzen. Dann geschah das Unvorstellbare. Wie das Nachrichtenmagazin in der aktuellen Ausgabe berichtet, wurde Neuweg vom Notarzt für tot erklärt – und kam dann im Kühlraum der Klinik wieder zu sich.

Mobbing war zuviel
Die Details: Der Wiener Neuweg wird 2001 in die Landecker Pontlatzkaserne (Tirol) versetzt. Doch die Wochenenden sind zu kurz um heim nach Wien zu fahren. Die Ehe zerbricht. Neuweg findet Freunde in Tirol und eine neue Herzensdame. Doch mit dem Aufstieg im Heer steigt auch der Druck auf ihn. Neuweg gelangt an seine psychischen Grenzen. Als sich auch die neue Freundin von ihm trennt, fällt er endgültig ins Loch. Am Silvesterabend 2007, er sitzt am Schreibtisch in der Kaserne, sieht er keinen Ausweg. „Ich war verzweifelt. Das Mobbing beim Heer und das Beziehungs-Aus waren zu viel. Ich wollte mein Leben beenden“, sagt er zu ÖSTERREICH.

Im Kühlraum aufgewacht
Er nimmt seine Heerespistole und schießt sich in den Kopf. „Ich dachte, ich wäre tot. Ich wachte aber auf.“ Blutüberströmt kann er den Arzt rufen. Er landet im Rettungswagen, dort stellt der Notarzt seinen Tod fest. Ein Fehler.

Trotzdem wird Neuweg in den Kühlraum der Innsbrucker Klinik gebracht – und gibt dort Lebenszeichen von sich. „Ein Schutzengel hat mich gefunden.“ Nach Notoperation und Reha rappelt sich der Wiener auf, steigt sogar wieder beim Heer ein. 2010 schickt ihn der Militärarzt in den vorzeitigen Ruhestand. Was vom Vorfall blieb: „Ich kann nicht riechen, nicht schmecken.“ Ein Heeressprecher: „Private Gründe führten zur Tat. Alle schätzten ihn.“

ÖSTERREICH: Sie sind in der Leichenhalle neben Toten zu sich gekommen. An was können Sie sich erinnern?

Michael Neuweg: Ich war nicht bei Bewusstsein, habe aber Lebenszeichen von mir gegeben. Jemand hat mich dort gefunden und Alarm geschrien. Ich würde sagen, er ist mein Schutzengel.

ÖSTERREICH: Wie können Sie sich erklären, dass Sie für tot erklärt worden sind?

Neuweg: Ich weiß es nicht. Der Notarzt hat sogar in einem Brief meinen Tod schriftlich bestätigt. Deshalb kam ich überhaupt in den Kühlraum.

ÖSTERREICH: Was hat Sie in jener Nacht dazu getrieben, dass Sie ihrem Leben ein Ende setzen wollten?

Neuweg: Es war eine Mischung aus Burn-out und privater Extremsituation. Es gab Mobbing durch das System Heer im Sinne von Vorschriften und Ausbildungsplänen, die zu erfüllen waren. Dann hat meine Freundin Schluss gemacht. Heute sage ich: Der versuchte Selbstmord war eine Affekthandlung.

ÖSTERREICH: Was dachten Sie in dem Moment, in dem Sie die Pistole ansetzten?

Neuweg: Ein Soldat ist ausgebildet, dass er mit der Waffe umgehen kann. Ich setzte an, um mich umzubringen. Sekunden später merkte ich, dass ich lebe. Blutüberströmt rief ich die Rettung an.

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