Streit eskalierte

Mordversuch wegen 100 Euro: 15-Jährige kassiert zwei Jahre Haft

14.10.2025

Wegen eines Streits über Geldschulden soll ein erst 15-jähriges Mädchen zugestochen haben - die Kontrahentin (20) erlitt potenziell lebensgefährliche Verletzungen.

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OÖ. Eine 15-Jährige muss sich am Mittwoch in Linz wegen Mordversuchs vor Gericht verantworten. Das Mädchen soll Ende Juni in Traun im Streit um 100 Euro Schulden auf eine 20-Jährige mehrmals eingestochen haben. Das Opfer erlitt potenziell lebensgefährliche Verletzungen. Laut Jugendgerichtsgesetz ist bei Angeklagten unter 16 Jahren bei einem Mord(versuch) ein Schöffen- und kein Geschworenengericht zuständig. Die Jugendliche kassierte eine teilbedingte Haftstrafe von 24 Monaten. 

Der Teenager und die junge Frau gerieten gegen 1.30 Uhr aneinander. Nach beiderseitigen Beschimpfungen schubsten und schlugen sich die beiden offenbar, so die Anklage. Plötzlich habe die 15-Jährige ihr Messer aufgeklappt und in den Oberkörper der 20-Jährigen gestochen, heißt es weiter. Grundsätzlich zeige sich die Beschuldigte geständig, meinte aber bisher, ihre Kontrahentin habe zuerst ein Messer in der Hand gehabt. Zudem habe diese an der Leine des Hundes der Angeklagten gezogen, worauf sie fürchtete, ihrem Tier werde etwas angetan. Die 15-Jährige befindet sich in U-Haft.

 Rückblick auf "strafrechtliches Vorleben"

Die Staatsanwältin sprach von einem Mordversuch und blickte zurück auf das "strafrechtliche Vorleben" der Angeklagten, das im Alter von zwölf Jahren begonnen habe. Delikte wegen Drogenmissbrauchs, Nötigungen und Raub seien jedoch wegen der Strafunmündigkeit 2022 nicht vor Gericht gekommen.

"Sie hat ein Messer mitgeführt, das war falsch", meinte auch der Verteidiger. Fakt sei jedoch auch, dass das Mädchen nachts von einer Erwachsenen angelockt worden sei. Jenes spätere mutmaßliche Opfer sei in der Tatnacht noch mit zwei weiteren Erwachsenen, 20 und 27 Jahre alt, zum Treffpunkt gekommen, um Drogengeld einzutreiben, führte er weiter aus.

Mädchen hat "Schreckliches" erlebt

Auch der Anwalt kam auf das "schreckliche Vorleben" des Mädchens zu sprechen. Sie sei Vollwaise, mit elf Jahren auf die Straße gekommen und habe Schreckliches erlebt. Mittlerweile lebt sie bei der Großmutter und "hat sich mehr oder weniger wieder in das soziale Leben eingegliedert. Sie hat niemals jemanden umbringen wollen", meinte der Verteidiger. "Ich weiß nicht, was ich in dem Moment gedacht habe", sagte auch seine Mandantin.

Die Angeklagte berichtete, dass sie in jener Nacht eigentlich nur wegen einer Aussprache dem Treffen zugestimmt habe. Tage zuvor hatte sie Drogen von der Bekannten erhalten, diese wollte dafür nun 100 Euro. Doch sie besaß das Geld nicht, sie hätte in den kommenden Tagen nur die Hälfte zurückgeben können, berichtete die 15-Jährige.

Will Opfer Messer aus Hand geschlagen haben

So kam es zum Streit, die Teenagerin habe dem mutmaßlichen Opfer ein Messer aus der Hand geschlagen. Darauf habe sie mit ihrem Messer, das sie drei Tage zuvor in Linz gekauft und an ihrem Hosenbund angeklipst hatte, "herumgefuchtelt" und die Kontrahentin verletzt. Dann rannte die 15-Jährige mit ihrem Hund nach Hause. Daheim erzählte sie alles und gemeinsam mit ihrer Angehörigen wollte sie zur Polizei, die stand bereits vor der Tür. Das Mädchen wurde festgenommen und kam in U-Haft.

Laut Jugendgerichtsgesetz ist bei Angeklagten unter 16 Jahren bei einem Mord(versuch) ein Schöffen- und kein Geschworenengericht zuständig. Ein Urteil ist für Mittwoch geplant.

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