LKW-Chaos

Zehn Prozent mehr Lkws auf Autobahn

05.08.2010

Mehr als zehn Millionen Lkws donnern durch Österreich – viele mit Mängeln.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Gestern, 12.45 Uhr, Tauerntunnel: Einem Lkw platzt bei voller Fahrt der Reifen. Gummiteile schleudern auf Autos der Gegenrichtung. Der Tauerntunnel wird gesperrt, es bildet sich ein zehn Kilometer langer Stau. Fünf Stunden vorher, die A 21 bei Baden: Wieder reißt einem Lkw der Reifen. Der Lenker fährt auf die Seite, bemerkt den Vollbrand. Er flüchtet. Nur Sekunden später explodiert der Laster. Wie durch ein Wunder gibt es keine Verletzten. Und die Wiener Südosttangente wurde gestern in der Früh überhaupt zum Parkplatz: 15 Kilometer Stau nach einem Unfall!

Gefahrenherd 1: Der Lkw-Verkehr nimmt stark zu
Das sind nur drei aktuelle Beispiele, die den täglichen Wahnsinn auf Österreichs Autobahnen zeigen. Der Schein trügt nicht: Überdurchschnittlich oft sind Lkws in schwere Unfälle verwickelt – im Vorjahr 323-mal. Allein seit Juni haben sich auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen 400 Unfälle ereignet – 17 Menschen wurden dabei getötet. Täglich passieren sechs schwere Unfälle mit Personenschaden – im Schnitt stirbt alle fünf Tage ein Mensch im Autobahnwahnsinn.

„In der schönen Jahreszeit passieren leider mehr Unfälle als sonst“, sagt Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich. Pro Woche sind im Schnitt zehn (!) Lkws in Unfälle verwickelt.

Allein diese Woche sind laut ÖSTERREICH-Recherchen bei vier von sieben schweren Unfällen Lkws involviert oder die Unglückursache – am Mittwoch blockierte ein brennender Lkw vier Stunden lang die Südautobahn, ein Lkw ließ Mittwoch die Pyhrnautobahn kollabieren.

„Gegenüber 2009 ist der Schwerverkehr in Österreich um fast zehn Prozent gestiegen. Mit dieser Zunahme steigt natürlich auch das Unfallrisiko auf Österreichs Straßen. Es müssen mehr Güter auf die Schiene verlagert werden“, sagt Christian Gratzer.

Lydia Ninz vom Autofahrerclub ARBÖ: „An sich sind Autobahnen sicher. Wenn aber Lkws dabei sind, kracht es ordentlich.“

Gefahrenherd 2: Baustellen und Gegenverkehrsbereich
Für Irritationen, Fahrfehler und in Folge auch Unfälle sorgen jetzt im Sommer auch die vielen Baustellen auf den Autobahnen (siehe Grafik). „Bei fast allen großen Baustellen ist auch ein Gegenverkehrsbereich eingerichtet“, heißt es vom ÖAMTC. Erst diesen Montag krachte auf der A 1 in St. Pölten ein Baufahrzeug in einen Kleinlaster – es gab drei Verletzte...

Wien. Alleine in Haid donnern täglich 17.000 Lkws vorbei – pro Jahr liegt die Zahl der Laster auf Österreichs Autobahnen auf über 10 Millionen. Und: Die Anzahl der Lkws auf den Autobahnen steigt pro Jahr um fast zehn Prozent. Das Fatale: Sehr oft verursachen Lkws schwere Unfälle. Alleine 2009 gab es 323 Unfälle mit Lkw-Beteiligung.
Nicht selten sind diese Sattelschlepper desolat. Lydia Ninz vom ARBÖ: „Viele Lkws sind kaputt unterwegs. Am häufigsten tritt das bei Lastern auf, die kurze Strecken fahren, nicht nur bei Ost-Lkws.“ Schätzungen zufolge ist jeder sechste Lkw desolat.
Obwohl Verkehrsministerin Doris Bures die Kontrollen verschärft hat, fahren viele noch immer mit schrecklichen Mängeln. Zudem dürfte jeder zehnte Lenker übermüdet fahren. Noch immer fehlen in Österreich und Deutschland Hunderte Rastplätze.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel