Erschoss Lehrerin
Amokläufer Arthur A.: Waffengurt, Jagdmesser, Headset und abgesägte Schrotflinte
12.06.2025Rund 48 Stunden nach dem Amoklauf an einer Schule in Graz haben Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag die aktuellen Ermittlungsergebnisse bekannt gegeben.
Demzufolge hat der 21-jährige Täter um 9.43 Uhr mit einem Rucksack, in dem sich seine Waffen und Munition befanden, den Haupteingang des BORG Dreierschützengasse betreten, ging in eine Toilettenanlage im dritten Stock und stattete sich dort professionell aus und startete seinen siebenminütigen Amoklauf.
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350 bis 400 Schüler im Gebäude
Zu dem Zeitpunkt befanden sich 350 bis 400 Schülerinnen und Schüler in dem Gebäude, wie Michael Lohnegger, Leiter des Landeskriminalamts Steiermark, bei einer Pressekonferenz ausführte. Der bisher noch nie polizeilich in Erscheinung getretene Mann schoss daraufhin mit der Glock 19 und einer abgesägten Schrotflinte wahllos auf Menschen. Am Ende waren zehn Menschen tot, neun Schülerinnen und Schüler und eine Lehrerin. Die Lehrkraft war dem Steirer von früher bekannt. Die Frau unterrichtete den Mann damals. Er hatte vor drei Jahren die Schule abgebrochen, nachdem er die sechste Klasse wiederholen musste.
21-Jähriger schoss Schloss von Tür auf
Bei seinem Amoklauf schoss der 21-Jährige auch auf eine verschlossene Tür, um in ein Klassenzimmer zu gelangen und dort weiterhin wahllos auf darin befindliche Personen zu schießen. Der Täter bewegte sich hauptsächlich im zweiten und dritten Stockwerk, so Lohnegger. Ausgerüstet war er u.a. mit einem Waffengürtel und einem Headset. Derzeit wird noch ermittelt, ob er damit mit anderen möglichen Mittätern in Kontakt war.
Rohrbombe gefunden
Bei der Hausdurchsuchung wurde ein minutiöser Ablaufplan gefunden. Der Täter hatte sich genau darüber informiert und sich Gedanken gemacht, wann er sich welches Stockwerk vornimmt, hieß es von den Ermittlern. Der Fund lasse aber keinen Rückschluss zu, warum der 21-Jährige genau am Dienstag die Tat vollzog. Zudem gebe es keine Hinweise, dass er gezielt Mädchen und Frauen ins Visier genommen hätte.
Nach dem Amoklauf ging der 21-Jährige zurück zu der Toilettenanlage, wo er Suizid beging. Um 10.06 Uhr kam die erste Polizeistreife, die keine Schüsse mehr wahrnehmen konnte. Der Täter hatte laut Lohnegger ausreichend Munition und hätte sein Vorhaben noch viel länger ausführen können.
Spurensicherung und Tatrekonstruktion noch nicht abgeschlossen
Zwei Tage nach dem Amoklauf des 21-Jährigen in seiner ehemaligen Schule in Graz lichten sich die Nebel um die offenen Fragen weiter nur langsam. Die Ermittler waren Donnerstagvormittag weiterhin mit der Spurensicherung am Tatort beschäftigt. Zudem werden weiter Daten ausgewertet und Zeugen befragt. Außerdem hieß es seitens der Landespolizeidirektion Steiermark, dass weiterhin Trittbrettfahrer die Einsatzkräfte fordern würden.
Die Tatrekonstruktion war Donnerstagfrüh laut Sabri Yorgun von der Pressestelle der Landespolizeidirektion Steiermark noch nicht abgeschlossen. Diese könnte noch Tage in Anspruch nehmen - ebenso wie die Spurensicherung. Die Schule werde zumindest noch diese Woche dafür gesperrt bleiben. Parallel dazu werden Befragungen durchgeführt - sowohl im Umfeld des Täters als auch bei den Schülerinnen und Schülern sowie Lehrpersonal und anderen Personen, die sich am Dienstag in oder um die Schule aufgehalten haben.
Die Polizei hatte noch am Dienstag eine Upload-Plattform für Video und Fotos von Zeugen bereitgestellt. Auf dieser sei bereits einiges an Material zum Sichten eingelangt, sagte Yorgun. Mit dabei seien etwa auch Videos aus den Klassenräumen. Diese Daten würden nun ebenfalls nach und nach gesichtet. Zeugen können weiterhin ihre Videos und Fotos unter https://upload.bmi.gv.at/ hochladen.
Helmut-List-Halle weiter als Anlaufstelle
Auch am Donnerstag ist die als Ort der Begegnung und der Hilfeleistung bereitgestellte Helmut-List-Halle geöffnet. Am Mittwoch wurden dort laut Bildungsministerium bis zum späten Nachmittag über 200 Kinder und Jugendliche psychologisch betreut. Auch Eltern waren vor Ort und wurden von Expertinnen und Experten beraten. Insgesamt waren 30 Schulpsychologinnen und Schulpsychologen aus der Steiermark sowie anderen Bundesländern und 46 Personen der Kriseninterventionsteams im Einsatz.
Die List-Halle soll auch in den nächsten Tagen zur Verfügung stehen. Das Beratungs- und Betreuungsangebot der Bildungsdirektion Steiermark wird auch am Wochenende fortgeführt. Wann das BORG Dreierschützengasse wieder geöffnet wird, ist noch nicht klar - keinesfalls aber noch in dieser Woche.
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