"Druckräume"
1. Stadt in Österreich will Konsumräume für Heroinabhängige
04.11.2025Die erste Stadt in Österreich will nun sogenannte "Druckräume" für Heroinabhängige schaffen. Der Beschluss wurde einstimmig im Gemeinderat gefasst.
Ein dringlicher Antrag des KFG-Sicherheitssprechers (Korruptionsfreier Gemeinderatsklub) Michael Winter brachte den Stein ins Rollen. Er forderte zur Bekämpfung von Drogenmissständen die Umsetzung von sogenannten "Druckräumen", in denen sich Abhängige unter medizinischer Aufsicht Heroin spritzen können. Der Antrag wurde sogar einstimmig im Grazer Gemeinderat angenommen, berichtet die "Kleine Zeitung".
Winter sieht in den Konsumräumen eine "Notlösung". Dadurch könne man "die Spritzen von den öffentlichen Toiletten und anderen öffentlichen Räumen" wegbekommen. Eine "massive Gefahrenquelle" würde damit eingedämmt.
Eine Million Spritzen pro Jahr
In Österreich fordern Experten schon länger eine entsprechende Umsetzung. In Deutschland und der Schweiz sind entsprechende Einrichtungen längst Realität.
Ulf Zeder, Suchtkoordinator der Stadt Graz, erklärt, dass in Graz fast eine Million Spritzen pro Jahr dokumentiert würden. Ein Großteil wird im Kontaktladen der Caritas gesammelt, wo aber auch Nicht-Grazer gebrauchte Spritzen gegen neue tauschen. Nur ein kleiner Teil landet in Toiletten oder öffentlichen Räumen.
Suchtkoordinator: Kein "Giftlerservice"
In der steirischen Hauptstadt gebe es aktuell rund 1.000 Leute im Substitutionsprogramm. Konsumräume würden für ein Sicherheitsgefühl sorgen, auch für Nicht-Süchtige. „Es ist kein ‚Giftlerservice‘, sondern eines für die Allgemeinheit“, so Zeder in der "Kleinen".
Bevor in Graz die ersten "Druckräume" errichtet werden können, muss aber vorher der Bund das Suchtmittelgesetz noch entsprechend adaptieren. Auch zahlreiche andere rechtliche Fragen sind noch zu klären. Die Stadt will daher nun mit einer Petition an den Bund herantreten, um die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen.