Experten-Forderung

"2.200 Euro für jeden Junglehrer"

04.10.2009

Bildungsexperte Andreas Salcher fordert im Interview ein Akademiker-Einstiegsgehalt für Lehrer.

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© ÖSTERREICH/ Kernmayer
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ÖSTERREICH: Wie viel sollen Lehrer am Anfang verdienen?
Andreas Salcher: Ein Lehrer sollte beim Berufseinstieg das durchschnittliche Gehalt von vergleich­baren Akademikern bekommen. Gerade die Gehälter der Pflichtschullehrer sind zu niedrig. Ein durchschnittliches Akademikergehalt wäre etwa 2.200 Euro brutto, 14 Mal. Auch ein Leistungsanreiz ist nötig: Die Gehaltsentwicklung soll vom Feedback des Direktors und der Schüler abhängen und nicht vom Alter.
ÖSTERREICH: Sollen dann Lehrer für mehr Geld auch mehr Zeit in der Schule verbringen?
Salcher: Ja. Entscheidend ist, dass auf alle Fälle die 50-Minuten-Einheiten abgeschafft werden. Die Lehrer sollen zwischen acht und 16 Uhr ihre Arbeitsleistung an der Schule unterbringen.
ÖSTERREICH: Die Lehrergewerkschaft befürchtet aber, dass Lehrer künftig zwar mehr arbeiten müssen, aber für weniger Geld.
Salcher: Es müssen alle mehr arbeiten. Das muss auch die Gewerkschaft zur Kenntnis nehmen. Diese Abrechnerei nach Stunden und Minuten gehört abgeschafft. Das ist ein total veraltetes Denken der Gewerkschaft.
ÖSTERREICH: Es steht eine Pensionierungswelle bevor. Wo fehlen derzeit Lehrer?
Salcher: Ganz klar in naturwissenschaftlichen Fächern wie Physik, aber auch in Englisch. Wir wissen aber nicht, wie es in fünfzehn Jahren ausschaut. Der Lehrerberuf ist auch weiblich dominiert, und leider wählen viele Frauen nach wie vor kaum naturwissenschaftliche Fächer. Aber wenn man endlich andere Zielgruppen wie Leistungsorientierte und Experten aus der Praxis anspricht, mache ich mir um einen Lehrermangel keine großen Sorgen. Derzeit halten sie ja diese Mittelmäßigkeit an Schulen nicht aus.

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