Lehrermangel

Bald unterrichten "Dilettanten" unsere Kinder

20.11.2008

Die Gewerkschaft sieht dieses Szenario auf uns zukommen: Zahllose Pädagogen gehen in Pension, aber zu wenig neue werden ausgebildet.

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© dpa
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In Österreich, Deutschland und der Schweiz werden in den kommenden 15 Jahren 600.000 Lehrer aller Schultypen in Pension gehen. Aber nur etwa die Hälfte der Posten kann mit adäquat ausgebildeten Pädagogen nachbesetzt werden, davor haben am Donnerstag Lehrergewerkschafter der drei Länder gewarnt. Wenn die Politik nicht auf den drohenden Lehrermangel reagiere, würden künftig - wie in Großbritannien schon jetzt - "Dilettanten" ohne Ausbildung als Lehrer eingesetzt werden müssen.

In Ö fehlen fast 51.000 Lehrer
"Das Problem ist seit 30 Jahren bekannt. Aber kein Politiker ist auf die Idee gekommen gegenzusteuern", klagte der Chef der Pflichtschullehrergewerkschaft, Walter Riegler. In Österreich gingen bis 2023 allein 38.000 Pflichtschullehrer in Pension, aber nur 16.000 neue würden bis dahin an den Pädagogischen Hochschulen ausgebildet. In diesen Zahlen ist die geplante Ausweitung von Ganztagsschulen nochgar nicht berücksichtigt. Über alle Schultypen werden 2023 an die 50.800 Lehrer fehlen.

"Jeder wird genommen"
In Wien, wo es zu Beginn des Schuljahrs wochenlang Probleme gegeben hat, 350 leere Stellen zu besetzen, hat man bereits im Kleinen gesehen, was Österreich erwartet. "Die traurige Wahrheit ist, dass dann nicht - wie Politiker in Sonntagsreden immer betonen - die Besten der Besten genommen wurden, sondern jeder, der da war", bringt es Riegler auf den Punkt.

Gleiche Ausbildung, bessere Gagen
Wie die Politik "Nachbesetzungen auf höchstem Niveau" gewährleisten könnte, haben der Dachverband Schweizer Lehrer, der deutsche Verband Bildung und Erziehung sowie die GÖD-Lehrer in der "Wiener Erklärung", dem ersten länderübergreifenden Leitbild für den Lehrerberuf im deutschsprachigen Raum, festgeschrieben. Zu den Forderungen gehören eine gleichwertige Master-Ausbildung für alle Pädagogen und eine Attraktivierung des Lehrerberufs (u.a. bessere Bezahlung, Imagekorrektur).

Zu wenig Nachwuchs
Der deutsche Verband kritisierte den Wettbewerb um Lehrer zwischen den drei Ländern. In Deutschland würden sich schon jetzt Bundesländer gegenseitig Lehrer abjagen. Außerdem würden vermehrt Quereinsteiger etwa aus der Informatik oder Forstwirtschaft ohne zusätzliche pädagogische, psychologische oder didaktische Schulungen eingesetzt. Derzeit sei die Hälfte der 800.000 deutschen Lehrer 50 Jahre und älter, über Ausbildungen könnte nur jeder zweite vakante Posten nachbesetzt werden.

Gegenseitig Lehrer abjagen
In der Schweiz werden ab 2010 erste Engpässe erwartet, ein Drittel der 99.000 Lehrer geht bis dahin in Pension. Bisherige Reaktion der Schweizer Bildungspolitiker: Sie hoffen auf Zuwanderung von Lehrern aus Deutschland und Österreich.

Schmied will Reformen
Die bevorstehende Pensionierungswelle bei den Lehrern zeigt auch für SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied Handlungsbedarf auf: "Deshalb brauchen wir eine moderne gemeinsame universitäre Ausbildung mit Aufnahmeverfahren für alle Lehrer", wiederholt Schmied ihre Anliegen. Außerdem will sie ein neues Dienstrecht, um den Beruf attraktiver zu machen.

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