Geheimdienst

"Bis zu 80 
US-Spione in Wien"

14.06.2013

NSA-Spitzel auch in Österreich - Nachrichtenamt als Kontaktstelle?

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Laut Geheimdienst-Experten reicht das Netzwerk des US-Dienstes NSA bis Wien. Insgesamt sollen in Österreich bis zu 80 US-Spione stationiert sein.

Sie bespitzeln alle Aktionen der Österreicher im Internet – und sie sitzen mitten unter uns. Der US-Geheimdienst NSA, der durch die Enthüllung von Ex-Mitarbeiter Edward Snowden weltweit in die Schusslinie kam, arbeitet auch mit Kontaktleuten in Österreich zusammen. Das sagt der Geheimdienst-Experte und Grazer Universitätsprofessor Siegfried Beer im Gespräch mit ÖSTERREICH: „Die Amerikaner haben Partnerschaften mit allen Ländern, natürlich auch mit Österreich.“

Geheimdienst-Aufgaben neben dem Brotberuf
Laut Beer sind bis zu 80 US-Spione in Wien stationiert und ein Teil von ihnen arbeitet für die gefürchtete NSA. „Sie haben kein Büro hier, sie arbeiten ganz geheim.“
Diese Verbindungsleute hätten einen Angestellten-Beruf und würden parallel dazu Aufgaben für verschiedenste US-Geheimdienste erfüllen. Beer: „In Wirklichkeit arbeiten sie für die CIA, für das Militär oder eben die NSA. Die Kontaktleute müssen Netzwerke aufbauen und Kontakte zu in Wien ansässigen internationalen Organisationen wie der UNO oder internationalen Konzernen pflegen, um an die wichtigen Informationsträger heranzukommen.“

Österreicher und Amerikaner als Kontaktleute für die NSA
Die Aufgaben sollen sowohl von in Wien lebenden Amerikanern als auch von Österreichern für die USA erfüllt werden. Eine besondere Rolle für die Informationsbeschaffung könnte der Auslandsnachrichtendienst des österreichischen Bundesheeres, das Heeresnachrichtenamt (HNA) mit Sitz in der Hütteldorfer Straße 126 in Wien-Penzing, spielen.

Beer: „Das Nachrichtenamt hat viel Kompetenz, auch in wissenschaftlicher Hinsicht. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Verbindungsleute von den USA abgestellt werden, die im Nachrichtenamt für eine gewisse Zeit Geheimdienst-Aufgaben erfüllen.“

Spindelegger: Kampf gegen US-Datenklau

Der Vizekanzler will noch nicht informiert sein, ob auch Österreicher betroffen sind. Der ÖVP-Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger zeigte sich am Freitag am Rande des Nationalrats „äußerst besorgt“ über den NSA-Datenskandal. Er könne jedoch noch nicht sagen, ob auch Daten von Österreichern abgegriffen worden sind.
Kontakt mit US-Botschaft. Spindelegger versicherte, dass gerade an einem Fragenkatalog an die US-Botschaft gearbeitet wird, um dies festzustellen. „Es ist noch nicht klar, ob die erhobenen Vorwürfe überhaupt den Tatsachen entsprechen.“

 

Jochen Prüller

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