Kirchen-Krise

Der Hirtenbrief in Auszügen

16.02.2009

Die Bischöfe Österreichs reagieren auf den Fall Wagner - mit einem Hirtenbrief. Lesen Sie hier den Wortlaut in Auszügen.

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Die österreichischen Diözesanbischöfe haben bei ihrer außerordentlichen Bischofskonferenz, die Kardinal Christoph Schönborn am Montag nach Wien einberufen hatte, einen gemeinsamen Hirtenbrief mit sieben Punkten verabschiedet. Darin wird "auf die verschiedenen Aspekte der aktuellen kirchlichen Situation in Österreich Bezug genommen", berichtete "kathpress". Nachfolgend die wichtigsten Passagen des Briefes in Auszügen:

"Liebe Katholikinnen und Katholiken, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger unseres Landes!

Die österreichischen Diözesanbischöfe haben sich am Montag versammelt, um nach gemeinsamem Gebet über die Ereignisse zu beraten, die in den vergangenen Tagen Sorge und Verärgerung in und außerhalb der Kirche hervorgerufen haben. Wir schulden den Menschen ein Wort der Klärung, wollen aber auch der Hoffnung Ausdruck geben, dass mit jeder Krise Chancen verbunden sind. (...)

  • 1. Das erste Wort gilt den Gläubigen, die mit den Bischöfen in die Bedrängnis einer Krise geraten sind und doch voll Vertrauen ausgeharrt haben. Die Gläubigen haben manche Kritik, auch Spott und Ablehnung erfahren müssen, die zum Teil durch Fehler in der Kirche verursacht waren. Viele haben in dieser Situation ihre Treue und ihre Liebe zur Kirche bewiesen. (...)
  • 2. Die katholische Kirche in Österreich ist die größte Gemeinschaft unseres Landes und zugleich Teil der weltweiten Gemeinschaft der katholischen Kirche. Dazu gehört wesentlich die Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom, dem Nachfolger des Heiligen Petrus. So wie wir Bischöfe die Treue der Gläubigen erfahren, wollen wir dem Papst in schweren und auch für ihn belastenden Situationen unsere Verbundenheit zeigen - dies als Ausdruck der Treue, die sich gerade in schweren Zeiten zu bewähren hat. Diese Verbundenheit ist zugleich ein unaufgebbares Element katholischer Identität.
  • 3. In diesem Zusammenhang wollen wir auch ein klärendes Wort zur 'Aufhebung der Exkommunikation' für die vier im Jahre 1988 unrechtmäßig geweihten Bischöfe sagen:Papst Benedikt XVI. hat unmissverständlich klargestellt, dass sich der lefebvrianische Bischof Richard Williamson durch die Leugnung der Shoah selbst disqualifiziert hat und dass er diese unhaltbare Verneinung des Massenmordes am jüdischen Volk öffentlich und eindeutig widerrufen muss.Die Maßnahme der 'Aufhebung der Exkommunikation' von Seiten des Papstes bedeutet nur eine dargebotene Hand gegenüber jenen, die sich von der Kirche getrennt haben. Daraus folgt aber keinesfalls, dass diese vier Bischöfe in der katholischen Kirche automatisch irgendein Amt innehaben dürfen. (...)
  • 4. Um Fragen der Kommunikation ging es auch bei der jüngsten Ernennung eines Weihbischofs für die Diözese Linz. Die Bischöfe nehmen die an den Papst gerichtete Bitte von Pfarrer Dr. Gerhard Maria Wagner um Rücknahme der Ernennung zur Kenntnis. Das Thema der Bischofsernennungen ist deswegen so bedeutsam, weil es seit Mitte der achtziger Jahre in Österreich mit etlichen Problemen verbunden war. (...) Zu zahlreich waren die Kontroversen um Bischofsernennungen, zu schmerzlich die Konflikte und die Risse in der Kirche, die sie ausgelöst haben. Daher ist gerade in diesem Bereich höchste Sensibilität angebracht.Es steht außer Frage, dass dem Papst die freie Ernennung der Bischöfe zukommt. Die Bischöfe wünschen kein Zurück in Zeiten, in denen - wie bis 1918 - der Kaiser die Bischöfe in Österreich ernannt hat. Auch eine 'Volkswahl' der Bischöfe würde Konflikte und Parteiungen nicht vermeiden. Wir Bischöfe sind überzeugt, dass das im Kirchenrecht vorgesehene Verfahren zur Auswahl und zur Prüfung von Kandidaten sich bewährt, wenn dieses Verfahren auch wirklich eingehalten wird. Denn bevor der Heilige Vater die letzte Entscheidung trifft, muss es dafür verlässliche und umfassend geprüfte Grundlagen geben, auf die er sich stützen kann.

In Österreich werden in den nächsten Jahren eine Reihe von Bischöfen zu ernennen sein. Die Gläubigen erwarten mit Recht, dass das Verfahren der Kandidatensuche, die Prüfung der Vorschläge und die letzte Entscheidung sorgfältig und mit pastoralem Gespür vorgenommen werden. Dadurch kann sicher gestellt werden, dass Bischöfe nicht 'gegen', sondern 'für' eine Ortskirche ernannt werden. (...)

  • 6. Die Situation in der großen Diözese Linz macht den Bischöfen Sorgen - dies auch nach dem Rücktritt von Pfarrer Dr. Gerhard Wagner. Es gibt in dieser Diözese viel Erfreuliches, das oft zu wenig gesehen wird, wenn von manchen Problemen die Rede ist. (...) Uns Bischöfe bewegt aber auch die in der Diözese Linz seit Jahren spürbare Spannung, die mit der jüngsten Ernennung wieder akut geworden ist. Es geht hierbei nicht nur um unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich Strukturen und Methoden, sondern letztlich um die Frage der sakramentalen Identität der katholischen Kirche. Besonders betrifft dies das Weihesakrament für Priester und Diakone im Verhältnis zum allgemeinen Priestertum aller Getauften. Der pastorale Weg kann nur im Einklang mit der Weltkirche begangen werden. Bei allen Differenzen muss dieser Weg der Kirche im beharrlichen Gebet und im Gespräch mit der Universalkirche auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils gegangen werden."
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