Kein Urlaub und kein Geld

Der Wahlkampf wird brutal & teuer

11.06.2017

Österreich steht vor dem härtesten Wahlkampf der 2. Republik.

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© APA/Fotomontage
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Ab sofort werden sich SPÖ, FPÖ und ÖVP gezählte 130 Tage (!) einen Marathon-Wahlkampf liefern, der enorm viel kosten wird: Geld, Nerven, Kraft.

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Der Mega-Wahlkampf mit über 100 Fernseh-Auftritten, mit mehr als 300 Veranstaltungen wird so zeitraubend werden, dass alle drei Spitzenkandidaten ihre Urlaubspläne revidieren mussten:

Kurz geht am härtesten zur Sache

Am härtesten geht Sebastian Kurz zur Sache -er wird vermutlich den gesamten Urlaub canceln, den Sommer über durchwahlkämpfen und nur eine Woche (!) nach Südtirol bergsteigen oder nach Kroatien segeln gehen.

Auch Kanzler Kern schenkt sich nichts: Er hat seinen geplanten Ibiza-Urlaub abgesagt, urlaubt nur am verlängerten Wochenende am Millstätter See und kämpft den ganzen Sommer durch.

Strache wahlkämpft via Facebook

Nur HC Strache hat seinen "heiligen" Familien-Urlaub mit den Kids in Ibiza noch nicht gecancelt, wird ihn aber wohl auf maximal 10 Tage verkürzen und von Ibiza aus via Facebook wahlkämpfen.

Sebastian Kurz startet seine große "Tour durch Österreich" bereits nach dem ÖVP-Jubel-Parteitag am 2. Juli -Kurz will wochenlang durch alle Bundesländer touren, teilweise wandern und bis zu eine Million persönliche (!) Kontakte schaffen.

Auch Kanzler Kern will verstärkt durch die Länder touren: "Der Kanzler kommt direkt zu Ihnen!"

HC Strache, dessen Länder-Touren und Bierzelt-Auftritte im Wahlkampf legendär sind, droht im Dreikampf zu verblassen.

FPÖ startet Werbung, Kurz folgt, SPÖ zögert noch

Jedenfalls ist die FPÖ die erste Partei, die ihren Wahlkampf mit Inseraten und Plakaten bereits gestartet hat. Unter dem Motto "Er gibt Ihnen Sicherheit" wird Strache bereits jetzt auf mehreren Tausend Plakaten und in zahlreichen Inseraten persönlich beworben. Damit ist die FPÖ klare Nummer 1 beim Wahlkampf-Start.

Sebastian Kurz wird rund um seinen Jubel-Parteitag Anfang Juli eine erste Personality-Kampagne starten. Er will in der Werbepräsenz in diesem Wahlkampf am stärksten sein.

Die SPÖ zögert noch. Erstens, weil das Wahlkampf-Team noch nicht steht, zweitens, weil ihr (noch) das Geld für einen Frühstart fehlt und sie -angeblich - alle Mittel in ein "brutales" Finish werfen will.

In punkto Budget dürfte Sebastian Kurz in diesem Wahlkampf am besten aufgestellt sein. Kurz fließt das Geld aus der Wirtschaft derzeit angeblich in Strömen zu. "Kurz kommt sicher über 20 Millionen Euro", schätzt die Konkurrenz.

SPÖ-Wahlkassa ist leer

Deutlich angespannter ist die Finanzlage bei der SPÖ. Die Parteikassa ist eher leer -deshalb wollte Kern in Wahrheit ja erst 2018 wählen. Jetzt muss dringend Geld organisiert werden, um wenigstens an die 10 Millionen Budget zu bekommen. Derzeit fehlt es noch vorne und hinten.

Am schwierigsten ist die Situation in der FPÖ. Die Partei ist am Marathon-Wahlkampf um die Hofburg finanziell fast verblutet - und nahezu pleite. Die FPÖ wird gewaltige Kredite aufnehmen, um sich die für einen Wahlsieg nötigen 15 Millionen Gesamtbudget leisten zu können.

Von allen drei Parteien tritt die FPÖ mit dem mit Abstand erfahrensten Wahlkampf-Team an. Geleitet wird der FPÖ-Wahlkampf einmal mehr vom Partei-General Kickl, der von seinen Fans als "Genie" gefeiert und von seinen Gegnern als "Giftschleuder" gefürchtet wird. Er hat den Vorteil, dass er diesmal mit Norbert Hofer und den Landeschefs Haimbuchner und Tschürtz drei starke Mitstreiter hat, die HC Strache perfekt unterstützen werden.

Kurz managt seinen Wahlkampf selbst

Auf der ÖVP-Seite ist der gesamte Wahlkampf nicht nur auf Sebastian Kurz zugeschnitten, er wird auch von Kurz selbst gemanagt. Zu seinen engsten Vertrauten gehören Pressechef Fleischmann, ohne den bei dieser Wahl nichts läuft, die Parteigeneräle Melchior und Köstinger und Wiens VP-Chef Blümel. Gleichzeitig will Kurz aber auch seine Landeschefs stark in den Wahlkampf einbinden.

In der SPÖ war bis vor wenigen Tagen ungeklärt, wer den Wahlkampf wirklich leiten wird - was zu einer Rauferei zwischen den Presseleuten von Parteigeneral Niedermühlbichler und jenen von Kanzler Kern führte.

Nach dieser peinlichen Rangelei hat Christian Kern aber rasch entschieden: Noch letzte Woche wurde die Wahlkampfleitung offiziell und vollinhaltlich an Parteimanager Georg Niedermühlbichler übertragen.

Die Strategie wird bei der SPÖ klar ausfallen: Keine Diskussionen über rot-blaue Koalitionen mehr vor der Wahl, auch die Mitgliederbefragung wird auf nach (!) der Wahl verschoben. Stattdessen klare Positionierung des Kanzlers als Einziger, der eine schwarzblaue Koalition verhindern kann.

Sebastian Kurz wird in seinem Wahlkampf als der junge, sympathische Hoffnungsträger für Österreich präsentiert werden -und als der Einzige, der mutig Reformen wagt. Zusätzlich will Kurz mit einer Positionierung gegen Flüchtlings-Zustrom und für mehr Sicherheit Strache die Wähler abjagen.

Die FPÖ will HC Strache als den "einzigen verlässlichen Politiker" im Land verkaufen - gegen die "Newcomer" und "Greenhorns". Zu einem Wirtschafts-und Sozialprogramm soll dann im Finish bei der FPÖ ein kräftiger Anti-Ausländer-Wahlkampf kommen.

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