Verbal-Attacken

Eskalation Mohameds im Terror-Prozess

06.03.2008

Mohamed M. reizte heute erneut das Gericht. Er schimpfte und schlug wild um sich. Er wurde von sechs Beamten abgeführt.

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Nachdem die Geschworenen Videos zu sehen bekommen hatten, die auf den beschlagnahmten Computern von Mohamed M. und Mona S. sichergestellt worden waren, ist am Donnerstagnachmittag die Verhandlung im Wiener Terror-Prozess eskaliert.

"Das ist ein Schauprozess"
Mohamed M. beschimpfte das Gericht, das einen "Schauprozess" führe und nicht an Gerechtigkeit interessiert sei. Als er sich von der Anklagebank erhob, wütende Tiraden von sich gab und dabei eine Drohpose einnahm, schritt die Justizwache ein.

Mohamed schlug wild um sich
Sechs Beamte versuchten den Mann zu beruhigen und führten ihn schließlich aus dem Saal, wobei Mohamed M. um sich zu schlagen begann.

"Sie haben mein Leben zerstört!"
Die Leinwand, auf der zuvor die Videos gezeigt worden waren, stürzte dabei um. "Sie haben mein Leben zerstört! Das ist ein Schauprozess!", rief Mohamed M. wütend Richter Norbert Gerstberger zu, der daraufhin eine zehnminütige Verhandlungspause anordnete.

Verhandlung vertagt
Nach der Pause hatte sich Mohamed M. wieder beruhigt. Er wurde in Handschellen zurück in der Verhandlungssaal gebracht, wo er sich nach außen hin lammfromm verhielt, allerdings auch nicht mehr zu Wort kam. Verteidiger Lennart Binder stellte eine Reihe von Beweisanträgen, über die das Gericht in der nächsten Woche entscheiden wird. Die Verhandlung wurde auf kommenden Mittwoch vertagt.

Grausame Videos
Zu den tumultartigen Szenen war es gekommen, nachdem den Geschworenen grausame Videofilme zugemutet worden waren. Mohamed M. und Mona S. hatten sich im Internet Mitschnitte von Tötungen von im Irak entführten westlichen Geiseln besorgt und auf ihren Festplatten abgespeichert.

Menschen verließen den Saal
Richter Norbert Gerstberger ließ einige dieser Files abspielen, die einige Zuhörer zum Verlassen des Großen Schwurgerichtssaals bewogen. Andere hielten sich die Ohren zu und blickten erschüttert zu Boden, als sie sahen, wie die abgefilmten Geiseln zu erzwungenen Erklärungen ansetzten und ihnen dann die Kehle durch- bzw. der Kopf abgeschnitten wurde, den die vermummten Entführer anschließend der Kamera präsentierten.

Mohamed wollte Geiselnehmer verstehen
"Ich denke, es reicht", befand der vorsitzende Richter nach einem besonders bestialischen Video. Mohamed rechtfertigte sich: "Das Ganze dient dazu, die Geschworenen absichtlich emotional zu beeinflussen." Er hätte sich die Files nur deswegen besorgt, um die Geiselnehmer verstehen und sich mit ihnen auseinandersetzen zu können. Dass er die Tötung von Unschuldigen ablehne, hatte Mohamed M. im Lauf des Verfahrens immer wieder erklärt.

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Mohamed als Geisel-Befreier?
Der 22-Jährige behauptete am Donnerstag, die Freilassung der im Irak entführten Deutschen Hannelore Krause erwirkt zu haben. Die 1967 in den Irak ausgewanderte Frau war im Vorjahr mit ihrem Sohn Sinan von einer Gruppe namens "Brigade der Pfeile der Rechtschaffenheit" verschleppt worden. Dass die 62-Jährige am 10. Juli 2007 freikam, führte Mohamed M. im Wiener Straflandesgericht auf seine Aktivitäten zurück.

Brief im Internet veröffentlicht
Er habe zunächst im Internet einen offenen Brief veröffentlicht und daran erinnert, dass der Koran die Entführung einer Frau verbiete, stellte der Mann fest. Über die Globale Islamische Medienfront (GIMF) wäre es ihm gelungen, Kontakt mit den Entführern aufzunehmen und vorerst eine Verlängerung des Ultimatums zu erreichen, das die "Brigade der Pfeile der Rechtschaffenheit" für den Truppen-Abzug bei ansonstiger Tötung der Geiseln gestellt hatte.

Entführer bedankten sich bei Mohamed
Zwei bis drei Wochen später hätten sich die Entführer bei ihm "bedankt", behauptete Mohamed M.: "Sie haben mich wissen lassen, dass sie für meinen Ratschlag danken und beratschlagen werden." Ein bis zwei Wochen danach wäre die Frau tatsächlich freigekommen.

Aussagen von Mona S.
Laut Anklage sollen Mohamed M. und seine Frau Mona S. zumindest ab März 2007 "Mitglied einer terroristischen Vereinigung, nämlich der al-Qaida bzw. anderer international tätiger radikal-islamischer Terrornetzwerke" gewesen sein. Geplant sind heute die Verlesung der bisherigen Aussagen von Mona S. vor der Polizei und dem U-Richter, da sie von der Verhandlung ausgeschlossen wurde, weil sie aus religiösen Gründen ihren Gesichtsschleier nicht abnehmen wollte.

"Kein fremder Mann soll ihr Gesicht sehen"
"Mona ist überzeugt, dass kein fremder Mann ihr Gesicht sehen soll. Nur ihr Mann und ihre Familie, ihre engsten Verwandten sollen es sehen", erläuterte ihr Vater, ein pensionierter Angestellter der Botschaft des Emirats Katar am Mittwoch vor Gericht. Seine Tochter sei trotz Schleier "immer lustig, hat immer Spaß". Abnehmen würde sie die Burka, "wenn es notwendig ist". Als Beispiele führte der 60-Jährige einen Spitalsaufenthalt und eine Geburt an.

Prozess verzögert sich
Das Urteil im Terror-Prozess, welches eigentlich für Donnerstag vorgesehen war, verzögert sich, weil noch komplizierte Details zu klären sind. Bisher gibt es außerdem kein Geständnis, sondern nur Indizien. Am Mittwoch verlor der Angeklagte Mohamed M. die Nerven und beschimpfte Ermittler: "Ich unterstelle dem BVT, dass sie Marionetten der Amerikaner sind, die mich ins Gefängnis bringen wollen!" Lesen Sie hier mehr dazu.

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