Grosz gesagt: Der kritische Blick

Grosz: Die FPÖ gibt es nun zum Hofer-Preis

04.06.2021

Ab sofort kommentiert Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz für Sie die Polit-Woche in seiner bekannt charmanten Art.  

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Liebe User und Seher von oe24
Willkommen bei GROSZ GESAGT, dem überaus kritischen Blick auf die aktuellen Geschehnisse unserer Zeit! Kritisch, direkt, unabhängig – und scharf wie Messer! Versprochen.
Heute aus dem Freilichtmuseum Stübing, der größten Sammlung historischer Gebäude mit bäuerlicher Geschichte. Einer, der vor wenigen Tagen ins Freilichtmuseum politischer Ruinen, also ins Ausgedinge wechselte und somit in die Parteigeschichte der Blauen eingegangen ist, ist Norbert Hofer.

Kurz und knapp verkündete der nun zurückgetretene FPÖ-Chef ausgerechnet über Twitter, also dem Bloggingdienst mit dem blauen Zwitschervogel im Logo, dass es sich für ihn ausgezwitschert hat und er sich folglich aufgrund vermehrter Freizeit mehr anzwitschern kann. Es sei ihm an dieser Stelle gegönnt und der Dank der Republik sicher. Und nicht nur der, sondern auch jener von Herbert Kickl, der die Freiheitliche Partei nun zum Hofer-Preis über Nacht quasi geschenkt bekam. Die wahre Macht hingegen war die letzten beiden Jahre schon immer beim Klubchef.

Denn während Hofer seine letzten Tage in der Bundespolitik eher beim Fliegen in Kroatien oder bei den kleineren burgenländischen Gelsen hinter seinem Gartenzaun verbrachte, war es der Zuchtmeister im Nationalrat, der die Regierung genüsslich vor sich her peitschte, das sogenannte Dritte Lager auf Anti-Corona Kurs brachte und Sebastian Kurz ewige Rache für das Debakel nach Strache schwor. Nun ist er also am Ziel. Die Landesobleute – außer der türkise Querschläger aus Oberösterreich – haben sich bereits hinter Kickl versammelt, auch die Nationalräte und vor allem die Basisfunktionäre, die es eben Kickl mehr zutrauen, die erfolgsverwöhnte FPÖ wieder auf Erfolgsspur zu bringen, als dem personifizierten Pausenprogramm Hofer. Dass dieser auch mit der Inszenierung seines Rücktritts, also der Bekanntgabe über Social Media Chats, semiprofessionell agierte, haben selbst die letzten Getreuen in der FPÖ spät, aber doch erkannt. Ja, diese Chats haben noch Niemanden in unserem Land Glück gebracht. Neue Nachrichten dieser Art kommen von unserem Vielschreiber und Fotoexperten der körperlichen Souterrain-Ebene, dem gebeidelten ÖBAG-Chef Thomas Schmid.

Er wolle nicht mit dem Pöbel, also mit uns einfachen Bürgern reisen, daher brauche er einen Diplomatenpass, tippte die Madame Pompadour der ÖVP ins Handy. Ein weiterer Chatverkehr Schmids wurde auch mit dem Herausgeber der Kronen Zeitung bekannt. Gemeinsame Urlaube der beiden dokumentieren ein äußerst enges Naheverhältnis zwischen dem türkisen Verbindungsoffizier und dem Medienmacher. Da sollte sich doch Niemand wundern, dass die Kronen Zeitung stramm auf Regierungskurs weiterhin das Zentralorgan der türkis/grünen Propaganda ist. In den Ämtern des Landes säßen nur Tiere, schrieb der Kanzler-Vertraute an seine Sekretärin. Die Tiere, also die Beamten unserer Republik, werden es dem Verstaatlichtenmanager sehr danken.

Ein ehemals großes Tier der Justiz stolperte diese Woche seinerseits auch ein weiteres Mal über sein Handy. Der einst mächtige Justizsektionschef chattete mit Anwälten über – ich zitiere – „Urschl“, gemeint Justizministerin Alma Zadic. Beim steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer intervenierte er um einen Job für seine Frau, ausgerechnet in der Justiz. Die Staatsanwälte, also die ihm damals unterstellten Beamten der unabhängigen Justiz bezeichnete Pilnacek als „widerwärtig“. Und den Verfassungsgerichtshof würde der Justizbeamte am Liebsten nach Kuba ins Exil schicken.

Natürlich ist das alles nicht strafbar, aber kriminell dumm. Und die Spitzen des Landes sollten sich eindringlich fragen, wie lange solche Gestalten noch auf ihren Posten sitzen. Wegen der Transparenz warats. Ernüchternde Transparenz brachten auch die jüngsten Zahlen aus der Gastro. Es sei bis dato nur eine Auslastung von 50 Prozent zu verzeichnen. Offenbar gibt es doch nicht genügend Menschen in unserem Land, die sich der 3-G-Idiotie unterwerfen. An dieser Stelle ein Rat von mir an Kurz und Mücke Mückstein: Es ist nie zu spät, einen Fehler zu korrigieren. Damit es nicht zu spät wird, wandere ich weiter, durchs Freilichtmuseum und hoffe, dass Sie nächste Woche wieder dabei sind, wenn es heißt: Grosz gesagt!
 

  

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