Rückhalt

Haiders Witwe als neue Landesmutter Kärntens?

19.10.2008

Nach dem tragischen Tod Jörg Haiders haben die Spekulationen um seine Nachfolge voll eingesetzt. In Kärnten könnte ihn seine Witwe beerben.

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Es war für viele der berührendste Moment: Claudia Haider kämpft auf der Trauerfeier für ihren verstorbenen Ehemann Jörg mit den Tränen. Doch sie bleibt stark, geht auf die Menschen am Straßenrand zu, schüttelt ihnen die Hände, hat in ihrer schwersten Stunde Kraft, Trost zu spenden.

Viele fragten sich: Sehen wir in dieser starken Frau die nächste Landeshauptfrau Kärntens? Klar ist: Die Verteidigung des Landeshauptmann-Sessels wird nach dem Tod Jörg Haiders ein mehr als steiniger Weg. Bereits im kommenden März sind Landtagswahlen. Und für den nun nachgerückten Gerhard Dörfler sind die Fußstapfen der schillernden Führer­figur Haider wohl zu groß.

Begnadete Managerin
Jörg Haiders Ehefrau als Politikerin? Der Gedanke ist nicht weit hergeholt. In Kärnten ist die 52-jährige Förstertochter schon lange als aktive Netzwerkerin und karitative Managerin bekannt. Das Leben als „Landesmutter“, als „First Lady Kärntens“, füllte sie an der Seite ihres Ehemannes Jörg Haider perfekt aus. Ein Auszug aus ihrem vielseitigen Engagement: Präsidentin des Kärntner Frauen-Lions-Clubs, Chefin einer Jagdhornbläserinnen-Gruppe, Vorstand der Kärntner Jägerschaft, stets im Einsatz für bedürftige Kinder.

Immer beliebter
Und vor allem: die Verwaltung des riesigen Anwesens im Bärental. Für die naturverbundene Waldpädagogin ist das eine Aufgabe, die sie mit Leidenschaft erfüllt. Aber auch die politische Realität hat Claudia Haider bereits gut kennengelernt. Zwölf Jahre lang war sie als Gemeinderätin in Feistritz im Rosental tätig. Reicht das für eine Nominierung als Landeshauptfrau-Kandidatin? Ihre Beliebtheit steigt derzeit jedenfalls täglich. Innerhalb des BZÖ ist sie unumstritten.

„Hut ab“
Der steirische BZÖ-Chef Gerald Grosz ist voll des Lobes: „Hut ab vor dieser Frau. Selbst im größten Schmerz hat sie ihre Landesleute getröstet. Sie ist die personifizierte Hüterin seines Vermächtnisses.“ Für den langjährigen Haider-Weggefährten Herbert Scheibner ist Claudia Haider „eine bewundernswerte Frau, die schon viel geleistet hat“. BZÖ-Politiker Veit Schalle kann sich vorstellen, „dass Claudia Haider, wenn die Gremien zustimmen, Spitzenkandidatin für die kommende Landtagswahl wird“.

„Gut vernetzt“
Laut Experten ist Haiders Witwe für das Amt gut geeignet. „Sie ist in Kärnten gut vernetzt. Man darf sie nicht unterschätzen. Sie ist die Einzige, die sein Erbe weiterführen kann. Zuzutrauen wäre es ihr“, so Politologe Thomas Hofer. Er verweist auf ein Beispiel in den USA. Dort starb vor acht Jahren Gouverneur Mel Carnahan bei einem Flugzeugabsturz. Seine Witwe trat zur Wahl an – und gewann.

Noch fordert im BZÖ niemand ganz offen eine Kandidatur Claudia Haiders. Inoffiziell hört man aber: Das ändert sich, wenn die Trauer-Zeit verstrichen ist.

Herbert Scheibner im Gespräch über die Zukunft des BZÖ und Claudia Haider.

ÖSTERREICH: Nach dem starken Auftreten von Claudia Haider bei den Trauerfeierlichkeiten werden Stimmen laut, sie könnte neue Landeschefin werden. Wäre ihr das zuzutrauen?
Herbert Scheibner: Selbstverständlich, sie ist eine bewundernswerte Frau, die schon viel geleistet hat. Aber nur sie selbst und die Kärntner können entscheiden, wie es weitergeht. Hier gibt es sicher keine Zurufe.
ÖSTERREICH: Was ist Petzner als Parteichef zuzutrauen?
Scheibner: Wir haben ihn einstimmig zum Obmann gemacht. Wir trauen ihm selbstverständlich zu, diese Aufgabe zu erfüllen. Aber klar ist natürlich, dass er einen Pool von erfahrenen Leuten hat. Wir werden jetzt alle gemeinsam zusammenstehen, um die schwierigen Aufgaben der Zukunft zu meistern.
ÖSTERREICH: Petzner war in vielen öffentlichen Auftritten sehr emotional. Hat er trotzdem die Stärke, die Partei jetzt anzuführen?
Scheibner: Die vergangenen Tage waren natürlich eine Ausnahmesituation. Es ist gut, dass er seine Emotionen gezeigt hat. Das ist einfach ein anderer Stil, als eine Fassade aufzubauen. Petzner ist inhaltlich und programmatisch sehr gut, und er hat auch Führungsqualitäten.

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