PISA-Alarm

Jedes vierte Kind kann nicht lesen

05.12.2010

Österreichs Schüler schneiden beim Lesen grottenschlecht ab.

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Was tun Österreichs PISA-Tester eigentlich, wenn sie gerade keine Schüler mit Fragebögen der internationalen Testreihe ausquetschen? Sie machen ihre eigenen Tests: Zuletzt nahmen sie mit einer Überprüfung der Lesefähigkeit von Kindern der vierten Volksschulklasse die dramatischen Ergebnisse des aktuellen PISA-Tests vorweg. Fazit: Österreichs Schüler können immer schlechter lesen.

Testen Sie sich jetzt selbst mit zwei Fragen aus dem PISA-Test 2009!

Sprache: Zwei Drittel der Zuwanderer-Kids hilflos

Die Test-Ergebnisse machen sprachlos:

  • Nur 8 % der Volksschüler sind Spitze. Sie können vor dem Übergang in Hauptschule oder AHS auf Level 4 (höchstes Niveau) lesen.
  • Exakt doppelt so viele, nämlich 16 % der Schüler, liegen auf dem untersten Leseniveau – ohne massive Förderung haben diese Risikoschüler keine Chance, dem Unterricht zu folgen.

Und die Ursache des Problems ist ebenfalls längst bekannt: Die Krise der Schule beginnt schon im Kindergarten. Bei der letzten „Sprachstandfeststellung“, die praktisch parallel zum PISA-Test 2009 durchgeführt wurde, zeigte sich, dass die Unterschiede zwischen guten und förderbedürftigen Schülern noch einmal gewaltig gewachsen sind: Nur 10 % der Kinder mit Deutsch als Muttersprache brauchten nach dem Kindergarten gezielte Förderung ihrer Sprachkenntnisse – bei Kindern mit Migrationshintergrund waren es fast zwei Drittel. 59 % brauchen beim Übertritt aus dem Kindergarten ins Schulsystem gezielte Förderung.

Freilich ist die Sprachförderung etwa in Wien wohl bald mehr eine soziale Frage als eine von In- und Ausländern: In der Bundeshauptstadt wurde heuer beim Übertritt in die Volksschule schon bei 23 Prozent der Kids mit deutscher Muttersprache Förderbedarf festgestellt. Im Vorjahr waren das erst 17 Prozent.

Was im Herbst dieses Jahres freilich der Wiener Landesschulinspektor Karl Blüml herausfand, setzte dem Chaos die Krone auf: Die Leseschwäche unserer Kids hat sich in den letzten Jahren offenbar ausgeweitet. Bei einer Studie Blümls unter zehn- bis elfjährigen AHS-Einsteigern stellte sich heraus, dass 22 bis 25 Prozent der künftigen „Elite“ nicht sinnerfassend lesen können. Blüml: „Das hat uns alle überrascht. Wir waren davon ausgegangen, dass es an der AHS kein Leseproblem geben würde.“

PISA-Verdikt wird diesen Dienstag verkündet
Womit für den Tag der offiziellen Präsentation des PISA-Tests Sturmwarnung herrscht: Trotz Boykotts und Experten-Vorbehalts wird ab Dienstag wohl wild über die Schuld am aktuellen Lese-Debakel gestritten – statt über dringend notwendig Reformen.

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