Knalleffekt

Lindner wirft bei Stronach alles hin

15.08.2013

Ex-ORF-Chefin will jetzt doch nicht ins Parlament.

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Erst am Montagabend war die frühere ORF-Generaldirektorin Monika Lindner als Personal-Coup für das Team Stronach präsentiert worden – die 68-Jährige scheint auf der Bundesliste an dritter Stelle hinter Parteigründer Frank Stronach und seiner Assistentin Kathrin Nachbaur auf.

Doch jetzt ist alles anders: Donnerstagnachmittag schmiss Linder nach einem Telefonat mit Stronach alles wieder hin. Was war passiert? Stronach-Klubchef Robert Lugar hatte launig bemerkt, Lindner solle als Speerspitze eingesetzt werden, man wolle von ihrem Wissen über den ORF und über Raiffeisen profitieren. Zu viel für die als schwierig geltende Ex-ORF-Chefin.

Dabei hatte sich Lindner noch am Donnerstag mit Lugar sowie mit Stronach-Wahlkampfleiter Tillmann Fuchs in Tirol getroffen, um den Wahlkampf zu besprechen – zu diesem Zeitpunkt habe sie noch nichts von den Aussagen des Stronach-Klubobmannes gewusst. Erst als sie davon erfuhr, habe sie Stronach angerufen und ihm ihren Rückzug bekannt gegeben. Umstimmen habe sie der Milliardär nicht mehr können.

Nennschluss war schon – Lindner bleibt auf Liste

Für Stronach ist der überraschende Abgang Lindners ein herber Schlag – mag doch seine Wahlkampagne nicht so recht in Gang kommen. Und die Schadenfreude ist bei der ÖVP, aus deren Stall Linder ja bekanntlich kommt, jetzt zum Greifen.
Doch was bedeutet der Linder-Abgang rechtlich? Da der Stichtag für die Bundeslisten Montag, der 12. August, war, bleibt Lindner an dritter Stelle der Stronach-Liste und könnte in den Nationalrat einziehen. Linder muss dann also nach der Wahl auf ihr Mandat verzichten.
 

Monika Lindner im Interview: "Als Verräterin bin ich nicht zu haben"


ÖSTERREICH:
Sie haben gestern mehrfach mit Frank Stronach telefoniert. Hat er versucht, Sie umzustimmen?
Monika Lindner: Er hat bis zum Schluss versucht, mich umzustimmen. Er hat meine Entscheidung sehr bedauert. Und er hat, das muss ich sagen, sehr fair reagiert. Aber – die Würfel sind gefallen!

ÖSTERREICH: Bedauern Sie die Entscheidung auch?
Monika Lindner: Ich hatte mit Frank Stronach sehr gute Gespräch geführt. Ich habe erkannt, dass er als Neo-Politiker eine echte Mission für dieses Land hat.

ÖSTERREICH: Dennoch sagten Sie ihm jetzt ab.
Monika Lindner: In der gestrigen Aussage von Herrn Lugar, die in keiner Weise mit mir abgesprochen war, hat sich gezeigt, dass sich die Erwartungen zumindest eines Teils des Teams Stronach mit meinen Intentionen nicht decken. Nach diesem Vorfall kann ich das jetzt nicht mehr tun. Wobei ich überzeugt bin, dass die Aussagen von Lugar nicht im Sinn von Frank Stronach sind. Stronach hat sicher nicht von mir erwartet, dass ich Insiderwissen aus meinen früheren beruflichen Tätigkeiten an das Team weitergebe. Deshalb war mir klar, dass ich gehen muss.

ÖSTERREICH: Umzustimmen sind Sie nicht?
Monika Lindner: Als Verräterin bin ich nicht zu haben!

ÖSTERREICH: Was empfinden Sie heute, nach Ihrer aufsehenerregenden Entscheidung?
Monika Lindner: Ich bedauere es zutiefst, dass das alles so eine Entwicklung genommen hat.
Interview: Alexandra Stroh


Frank Stronach im Interview: "Ich nehme das zur Kenntnis"

ÖSTERREICH: Herr Stronach, wie sehr trifft Sie der Rückzug von Frau Lindner?
Frank Stronach: Zurzeit will ich keine Statements abgeben. Ich muss erst die ganzen Umstände prüfen, wie es dazu kam. Möglich, dass es schon heute Neuigkeiten gibt.

ÖSTERREICH: Kann es sein, dass Klubobmann Robert Lugar gehen muss?
Frank Stronach: Nein. Er geht nicht. Seinen Abgang schließe ich aus.

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