Asyl-Hammer
Österreich und Deutschland wollen Afghanen abschieben - mit Hilfe der Taliban
03.07.2025Der deutsche Innenminister will direkte Verhandlungen mit dem Regime der radikalislamischen Taliban in Afghanistan über die Abschiebung afghanischer Straftäter aus Deutschland. Österreichs Innenminister unterstützt den Plan.
Abschiebungen von afghanischen Straftätern aus Mittelleuropa direkt in ihre Heimat Afghanistan - mit Hilfe der Taliban-Regierung. Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) begrüßt in einer schriftlichen Reaktion die Bestrebungen des deutschen Amtskollegen Alexander Dobrindt (CSU).
"Abschiebungen nach Afghanistan wieder möglich machen"
Innenminister Karner forderte bereits seit längerem auch auf EU-Ebene "Abschiebungen nach Afghanistan wieder möglich zu machen". Das österreichische Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) hat daher bereits Ende des letzten Jahren im Rahmen eines Arbeitsbesuchs unmittelbar Kontakt zu den afghanischen Behörden aufgenommen – als erste Behörde aus einem westeuropäischen Land.
„Das klare Bekenntnis des deutschen Innenministers zu Abschiebungen nach Afghanistan ist ein weiterer Schritt für eine strenge, harte und gerechte Asylpolitik in Europa. Österreich und Deutschland ziehen hierbei an einem gemeinsamen Strang“, so Innenminister Gerhard Karner.
Deutscher Minister will direkt mit Taliban über Abschiebungen reden
Der deutsche Innenminister Alexander Dobrindt strebt direkte Verhandlungen mit dem Regime der radikalislamischen Taliban in Afghanistan über die Abschiebung afghanischer Straftäter aus Deutschland an. "Mir schwebt vor, dass wir direkt mit Afghanistan Vereinbarungen treffen, um Rückführungen zu ermöglichen", sagte er in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit dem Magazin "Focus". Derzeit fänden Kontakte zu den Taliban nur über Dritte statt.
"Eine Dauerlösung darf das so nicht bleiben", betonte der CSU-Politiker. Auch mit der syrischen Führung will der Innenminister eine Vereinbarung zur Rücknahme von Staatsbürger treffen. "Es ist doch offensichtlich, dass es zwei weitere extrem große Herausforderungen gibt, die ungelöst sind: Rückführungen nach Syrien und nach Afghanistan", sagte Dobrindt. "Mit beiden Ländern gibt es bislang keine Vereinbarungen."
Mit Syrien gebe es allerdings schon Kontakte mit dem Ziel, syrische Straftäter zurückzuführen, sagte Dobrindt. Ergebnisse lägen aber noch nicht vor.
Taliban seit Sommer 2021 wieder an der Macht
Afghanistan ist eines der ärmsten Länder der Welt und litt jahrzehntelang unter Krieg. Im Sommer 2021 kehrten die Taliban inmitten des Abzugs westlicher Streitkräfte an die Macht zurück, viele Staaten und Organisationen fuhren ihre Hilfen für das Land zurück. In Afghanistan haben Menschen kaum Aussicht auf Arbeit, ihre Zukunft ist höchst ungewiss. Vor allem Frauen sind einer weitgehenden Diskriminierung und einem Ausschluss aus dem öffentlichen Leben betroffen. Oberster Führer des Islamischen Emirats ist Hibatullah Akhundzada, der nur selten in der Öffentlichkeit auftritt.
Österreich hat Abschiebepläne nach Syrien
In Syrien wurde vergangenes Jahr nach jahrelangem Bürgerkrieg der Machthaber Bashar al-Assad gestürzt. Die neue Regierung ist islamistisch geprägt. Seit dem Machtwechsel gab es bereits mehrere Besuche deutscher Regierungsmitglieder in Damaskus.
So besuchte Dobrindts Amtsvorgängerin Nancy Faeser (SPD) gemeinsam mit Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) Ende April Damaskus, um das Gespräch mit den neuen Machthabern zu suchen.
Dass Österreich mit Abschiebungen nach Syrien ernst machen will, hatte sich schon länger abgezeichnet. "Wir konnten konkrete Umsetzungsschritte vereinbaren, was die Ausbildung der Sicherheitskräfte sowie Rückkehr und Abschiebungen betrifft", verkündete Karner damals nach der Reise. Die Abschiebung eines syrischen Straftäters von Österreich in sein Heimatland scheiterte dann aber Ende