Pikante Details

Petzner: Sex-Prozess um Buch

18.02.2010

Stefan Petzner ist zwar für die Freiheit der Kunst, klagte aber dennoch einen Buchverlag. Grund: Er erkennt sich in Sexszenen wieder.

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Es sind pikante Details, die heute im Saal 304 des Wiener Straflandesgerichts verhandelt wurden. Stefan Petzner, Nationalratsabgeordneter des BZÖ, traf auf Buchautor und TV-Produzent David Schalko, von dessen Erzählung Weiße Nacht er sich beleidigt fühlt. Schalko ist auch als Produzent der ORF-Sendung Willkommen Österreich mit Grissemann und Stermann bekannt, in der Petzner schon Opfer war.

Der BZÖ-Mann hat den Czernin-Verlag, in dem das Buch erschienen ist, wegen „Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs“ geklagt. Hintergrund: Schalkos Buch handelt von einem politischen Führer und seinem Zögling, die ein männerbündlerisch-erotisches Verhältnis pflegen. Die beiden sind unschwer als Jörg Haider und Stefan Petzner zu identifizieren.

Prozess ohne Publikum nur bei Sexualdelikten
„Ich bin immer für die Freiheit der Kunst“, erregt sich Petzner im ÖSTERREICH-Interview. „Aber dieses bedruckte Klopapier ist eine deutliche Grenzüberschreitung. Dieser miese Autor aus dem links-linken politischen Eck verletzt die Menschenwürde.“

Seine Würde sieht Petzner offenbar vor allem in der Schilderung homoerotischer Szenen verletzt, in denen er sich wiedererkennt. Autor Schalko erklärt: „Es gibt eine Replik (zur Klagschrift, Anm.), in der Petzner behauptet, dass er nicht der Liebhaber von Jörg Haider war und dass es in dem Buch dauernd um sein Sexualleben geht.“ Vor diesem Hintergrund sieht Schalko Petzners Wunsch, die Öffentlichkeit von dem Prozess auszuschließen. Ein Wunsch, der normalerweise nur bei Sexualverbrechen wie im Fall Fritzl stattgegeben wird, um die Opfer zu schützen, an diesem Freitag aber auch beim Straflandesgericht durchging.

Petzner zu dem Thema: „Es gibt sexuelle Anspielungen, und die weise ich entschieden zurück.“ Sein Wunsch, dass die Verhandlung ohne Publikum stattfindet, habe damit aber nichts zu tun.

Schalko sah dem Prozess gelassen entgegen. Er beruft sich auf die Freiheit der Kunst. „Ich hab mir nicht gedacht, dass Petzner so blöd ist, zu klagen. Alles, was in Anlehnung an ihn drinnen ist, hat er selbst in Interviews gesagt.“ Für die erlittene Kränkung verlangte Petzner eine Entschädigung, nicht aber die Schwärzung oder Einstampfung des Buches.

Die besten Passagen aus "Weiße Nacht"


Auf 134 Seiten schildert David Schalko in seinem Buch Weiße Nacht die Zusammenkunft einer namenlosen Führerfigur und seines Lieblingsjüngers Thomas. Dieser trägt eindeutig Züge von Stefan Petzner, hat einen Delfin am Bauch tätowiert, liebt die Farbe Türkis und das Wort Flocke. Stein des Anstoßes ist vor allem eine erotische Passage: „Sein Blick fiel sofort auf den frisch tätowierten Delfin, der über meinen linken Unterbauch sprang. (...) Langsam kam er näher. Er sah mir in die Augen. (...) Ganz leicht strich er mit seiner Hand über den Delfin. Meine Haut zuckte wellenartig zurück. Ich musste lachen, was ihm gefiel. Er strich noch einmal darüber und es war, als ob sich das Tier zu meinem Lachen bewegte. Stundenlang spielten wir mit dem fröhlichen Delfin.“

Eindeutig ist auch der Beginn des Buches, der eines der ersten Treffen des Führers mit Thomas schildert: „Ich erinnere mich genau. Der bewölkte Himmel, die Gulaschkanone, sein blauer Regenschirm, der Trachtenjanker, die Joop-Jeans, das rosa Hemd und dass er noch immer meinen Namen wusste. ‚Thomas, schön, dass du da bist.‘ Ein Zeitlupenmoment, wie wir später sagten. Unser Lächeln vom Herrgott synchronisiert.“

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