Angebot an SPÖ & Schmied

Pröll: "Schulreform kann sofort starten"

15.01.2011

Das Gymnasium soll aber weiterhin bestehen bleiben, so der ÖVP-Chef.

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Auch die ÖVP will jetzt eine rasche Schulreform: Nachdem Unterrichtsministerin Claudia Schmied in ÖSTERREICH einen schnellen Start fordert , gibt auch Vizekanzler Josef Pröll im ÖSTERREICH-Interview Gas: „Von mir aus kann die Schulreform sofort starten.“ Allerdings: Pröll pocht weiterhin auf die Beibehaltung des Nebeneinanders von Hauptschulen – die in Neue Mittelschulen umgewandelt werden sollen – und den Gymnasien: „Warum sollten wir das Gymnasium abschaffen, das sich bewährt hat?“

Mittlere Reife als Entscheidungshilfe
Dass aber die endgültige Bildungsentscheidung erst mit 14 fallen soll, das sieht auch Pröll ähnlich wie die SPÖ. Die von der ÖVP forcierte „Mittlere Reife“ sieht der ÖVP-Chef nicht als eine „punktuelle Prüfung“, sondern es handle sich „um eine Entscheidungshilfe für Schüler und Eltern“.

Durchaus delikat ist, dass Pröll das Volksbegehren des Industriellen Hannes Androsch indirekt begrüßt: „Es ist gut, dass es Volksbegehren gibt.“

Josef Pröll im ÖSTERREICH-Interview

ÖSTERREICH: Wann kann die Schulreform jetzt wirklich starten?
Josef Pröll
: Von mir aus sofort. Die ÖVP hat einen großen Schritt nach vorne gemacht: Unser Schulkonzept bietet echte Innovationen, zum Beispiel mit der Aufwertung der Hauptschulen und die Mittlere Reife. Ich will, dass 14-Jährige alle Chancen haben.

ÖSTERREICH: Warum akzeptiert die ÖVP plötzlich den Schulversuch „Neue Mittelschule“ für Hauptschulen – und warum nicht auch für die AHS-Unterstufe?
Pröll: Wir stärken die Hauptschule, in dem wir die 10 %-Grenze für die Neue Mittelschule aufheben. Warum sollten wir das Gymnasium abschaffen, das sich bewährt hat?

ÖSTERREICH: Wie viele „Neue Mittelschulen“ soll es ab wann geben – und wie hoch sind die Kosten?
Pröll
: Unser Angebot an die SPÖ steht: Umsetzen wird das Ministerin Claudia Schmied. Aktuell kostet die Mittelschule 70 Mio. Euro. Die zusätzlichen Kosten veranschlagen wir mit 130 Mio. Euro – in Summe also rund 200 Mio. Euro.

ÖSTERREICH: Warum sind Sie gegen die gemeinsame Schule für 10- bis 14-Jährige?
Pröll: Diese jahrzehntelange ideologisch motivierte Debatte hat alle Beteiligten viel Energie gekostet und wenig weitergebracht. Vor allem hat sie den Blick auf die wirklichen Herausforderungen der Kinder verstellt. Mit unserem neuen Bildungskonzept werfen wir alten Ballast über Bord und sehen das auch bei der SPÖ. Es geht nicht um das Gleiche für alle, sondern um das Beste für jedes Kind.

ÖSTERREICH: Wie stellen Sie sich die „Neue AHS“ vor – was soll sich in der AHS-Unterstufe ändern?
Pröll: Auftrag der AHS ist es, die Schüler in 8 Jahren auf die Universität vorzubereiten. Vertiefende Schwerpunkte oder eine 2. Fremdsprache schon ab der 3. Klasse brauchen die Langform. Daran wollen wir nicht rütteln.

ÖSTERREICH: Warum halten Sie eine Prüfung für die Mittlere Reife für sinnvoll?
Pröll: Wer hat das mit der Prüfung eigentlich aufgebracht? Die Mittlere Reife soll ein Schulabschluss nach der 8. Schulstufe sein, den es so bisher nicht gibt. Dabei geht es nicht um eine punktuelle Prüfung, sondern um eine Entscheidungshilfe für Schüler und Eltern. Uns ist wichtig, dass die Entscheidung über den weiteren Bildungsweg erst mit 14 getroffen wird.

ÖSTERREICH: Stimmt die ÖVP der flächendeckenden Ganztagsschule zu?
Pröll: Dieses Angebot soll es flächendeckend geben. Eltern oder Alleinerziehende, die ganztägige Schulbetreuung für ihre Kinder haben wollen, sollen sie auch bekommen.

ÖSTERREICH: Werden Sie das Volksbegehren von Androsch unterschreiben?
Pröll: Es ist gut, dass es Volksbegehren gibt, damit das Volk Anliegen formulieren kann. Es käme mir aber eigenwillig vor, ein Begehren an eine Regierung zu unterschreiben, deren Mitglied ich selber bin.

(scg)

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