Kulturminister

Babler: Ehrenzeichen für Russen-Dirigenten

24.10.2025

Der umstrittene Dirigent Teodor Currentzis soll das Österreichische Ehrenzeichen erhalten - und das trotz seiner Russlandnähe. Bablers Büro verteidigt hingegen das Vorgehen und spricht von "Cancel Culture" 

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© APA/HELMUT FOHRINGER
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Schon 2023 - also schon nach der russischen Invasion in der Ukraine - wurde der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis von der Kurie für Kunst für das Österreichische Ehrenzeichen vorgeschlagen. Doch Currentzis ist alles andere als unumstritten.

Der damals zuständige Kulturminister Werner Kogler (Grüne) hat wohl deshalb auch den Antrag rasch in einer Schublade verschwinden lassen und nicht weiter bearbeitet. Sein Nachfolger Andreas Babler (SPÖ) sieht das offenbar anders. Er hat den Antrag nun abgesegnet. Jetzt muss er nur noch von Bundespräsident Alexander Van der Bellen unterzeichnet werden. Ein Vetorecht hat das Staatsoberhaupt dabei nicht. Er muss dem Vorschlag der Regierung Folge leisten. 

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In der Hofburg heißt es dazu lapidar: "Ja, der Akt liegt bei uns". Allerdings hat der Bundespräsident keinen übermäßigen Zeitdruck, sein Okay zu geben, da die Kurie frühestens nächstes Jahr wieder tagt. Und wer weiß? Vielleicht schlittert der Akt erneut in irgendeine Schublade. 

Bei Kultur-Kennern herrscht jedenfalls Unverständnis über das Vorgehen Bablers. Vor allem, wieso der Akt ohne Not wieder hervorgeholt wurde, sorgt für Kopfschütteln. 

Gazprom sponsert Dirigent

Currentzis nahm noch 2014 die Staatsbürgerschaft seiner Wahlheimat Russland an. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine sorgte er vor allem mit seinem konsequenten Schweigen für Aufsehen. Sein Ensemble MusicAeterna aus St. Petersburg wurde zudem massiv von Russland gesponsert, etwa vom staatlichen Ölkonzern Gazprom oder russischen Banken wie die VTB.

2022 gründete er dann das neue Ensemble Utopia, das nicht mehr von russischen Geldgebern finanziert wird. 

Babler-Ressort ortet "Cancel Culture"

Bablers Büro verteidigt das Vorgehen jedenfalls. Die entsprechende Akte sei "von unserer Seite erledigt" und "unterfertigt". Zum Branchen-Portal "BackstageClassical" hieß es zudem, dass Currentzis' Schweigen zum Krieg zwar "bedauerlich" sei, aber "kein Kriterium". Denn er sei Dirigent und kein Politiker. Und: "Cancel Culture – insbesondere aufgrund von Schweigen und unterstellten politischen Positionen – halten wir nicht für sinnvoll."

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