Kleine Verstimmung

Schmieds Zentralmatura nicht mit ÖVP abgesprochen

15.01.2009

Die Volkspartei will zwar auch eine Zentralmatura im schriftlichen Bereich, hat allerdings noch einige Einwände.

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Es sei eine "unabdingbare Notwendigkeit", die Kritik von Lehrern, Schülern und Eltern an der standardisierten Matura und weiteren geplanten Qualitätsstandards zu berücksichtigen, findet ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon. Schließlich könne zwischen Theorie und Praxis ein "erheblicher Unterschied bestehen".

Nicht mit ÖVP akkordiert
"Mit Verwunderung" reagiert Amon darauf, dass SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied die Pläne "im Alleingang" präsentiert hätte. Bei einem Treffen vor wenigen Tagen sei davon keine Rede gewesen. In den nächsten Tagen sei eine Besprechung der "Inhalte und die Zeitleiste für die Umsetzung des Regierungsprogramms geplant".

Amon hat noch Einwände
Die Zentralmatura im schriftlichen Bereich sei für die ÖVP eine wichtige Garantie von Mindeststandards. Allerdings müssten auch die Lehrpläne entsprechend adaptiert werden, zuständig wären die Lehrplankommissionen. Amon will außerdem, dass weiterhin negative schriftliche Leistungen mündlich korrigiert werden können. Aus dem Unterrichtsministerium zeigt man sich dazu gesprächsbereit.

Grüne orten "alte" Fehler
Grünen-Bildungssprecher Harald Walser begrüßt zwar die Zentralmatura, sieht aber zu wenig Evaluation. Er fordert eine Informationsoffensive für Lehrer, um nicht "Widerstände vor Ort zu züchten", wie es derzeit der Fall sei. Außerdem müssten die Ergebnisse der Bildungsstandards in der achten Schulstufe für die Lehrerfortbildung herangezogen werden. Mit Häme kommentiert er Schmieds "Bekenntnis, nicht für eine flächendeckende Qualität im Schulsystem garantieren zu können". Für ihn ist das eine "Folge Jahrzehnte langer, kontraproduktiver rot-schwarzer Schulkompromisse."

Lehrer haben Bedenken
Reinhart Sellner von der Unabhängigen Lehrergewerkschaft (ÖLIUG) findet, es gelte, den standardisierten Klausur-Teil "zu entzaubern". Dabei könne man nur zeigen, ob man Grundkenntnisse eines Fachs besitze, so Sellner. "Bei der mündlichen Prüfung und der Präsentation der vorwissenschaftlichen Arbeit muss man dann sein Allgemeinwissen unter Beweis stellen." Außerdem seien etwa Migranten mit schlechteren Deutschkenntnissen bei der Klausur benachteiligt, während sie mündlich Stärken zeigen könnten. Sellner hofft außerdem, dass die drei Säulen der neuen Matura nicht - wie derzeit geplant - voneinander unabhängig, sondern verschränkt sein werden.

ÖVP-Schüler
"Schmied hat sich in ihrer Amtszeit schon des Öfteren durch Aktionen ausgezeichnet, die den Schülerinnen und Schülern zuletzt dienen - doch ihr neuestes Vorhaben, allen Schülerinnen und Schülern die gleiche Matura vorzusetzen, ist wohl die Spitze des Eisbergs der unüberlegten Schnellschüsse", gibt sich Matthias Hansy, Chef der Schülerunion (ÖVP) schockiert.

Schmieds geplante drei Säulen:

VORWISSENSCHAFTLICHE ARBEIT (VWA):
Die VWA darf in jedem (schulautonomen- oder Wahlpflicht-) Gegenstand mit mindestens vier Jahreswochenstunden verfasst werden. Das Thema der 15 bis 20 Seiten langen Arbeit wird bereits gegen Ende der 7. Klasse mit dem Prüfer festgelegt. Während der Erstellung der Arbeit müssen Schüler wie Lehrer Protokoll über die Fortschritte führen, Abgabetermin ist am Beginn des Sommersemesters. Ein Lehrer darf maximal fünf Schüler bei der VWA betreuen; prinzipiell besteht freie Prüferwahl. Ein Lehrer kann ein Thema ablehnen, nicht aber einen Schüler. Wird die Arbeit mit "Nicht Genügend" bewertet, muss sie mit anderer Themenstellung bis zum Herbst wiederholt werden. Zu den schriftlichen und mündlichen Maturaterminen darf der Schüler dennoch antreten.

SCHRIFTLICHE MATURAPRÜFUNG:
Die Schüler können zwischen drei oder vier Klausuren wählen, verpflichtend sind Deutsch, Mathematik und eine lebende Fremdsprache. Als vierte schriftliche Prüfung sind, je nach Schultyp, möglich: eine weitere Fremdsprache, Darstellende Geometrie, Physik oder Biologie. Damit die Leistungen aller AHS-Schüler vergleichbar werden, haben sie alle dieselben zentral vergebenen Aufgaben zu erledigen. Zur Benotung nutzen die Lehrer einen vorgegebenen Korrektur- und Benotungsschlüssel, anschließend wird die Arbeit noch vom Vorsitzenden der Prüfungskommission begutachtet. Einen "Zusatz" - also die Möglichkeit, eine negative schriftliche Arbeit durch eine mündliche Maturaprüfung auszubessern - gibt es nach momentanem Diskussionsstand nicht mehr. Negative Klausurarbeiten müssen schriftlich wiederholt werden, künftig soll das erstmalig in der sechswöchigen Pause vor den mündlichen Prüfungen möglich sein. Bleibt das "Nicht Genügend" bestehen, kann zur mündlichen Prüfung trotzdem angetreten werden. Im Herbst gibt es noch eine Möglichkeit zur Wiederholung.

MÜNDLICHE MATURAPRÜFUNG:
Je nach Zahl der schriftlichen Klausuren müssen zwei bzw. drei mündliche Prüfungen abgelegt werden. Gewählt werden darf dabei aus allen Pflicht- oder Wahlpflichtgegenständen mit mindestens vier Wochenstunden. Die Fachlehrer der Schule stellen für jeden Gegenstand - je nach Jahreswochenstunden - mindestens drei, aber maximal 24 Themen zusammen. Aus diesem "Themen-Pool" eines Gegenstandes zieht der Schüler zwei Themen und muss sich für eines entscheiden. Dazu wird ihm eine vom Lehrer vorbereitete Frage gestellt. Die Prüfung dauert zehn bis 15 Minuten, so dass ein intensiveres Eingehen auf die Fragestellung möglich ist. Außerdem wird die Zusammensetzung der Prüfungskommission verändert und ein zweiter Fachprüfer bei der mündlichen Prüfung dabei sein.

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