Empörung

Streit um Luxus-Dienstautos

24.01.2009

Nationalbanker fahren mit Luxus-Pkws, die Regierung setzt auf gehobene Mittelklasse. Und: Staatssekretär Josef Ostermayer steigt jetzt komplett auf die U-Bahn um.

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© BMW
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Nach den milliardenschweren Hilfspaketen für Banken im Zuge der Finanzkrise sorgen nun teure Luxuskarossen für Aufsehen. Zwar legte sich die Nationalbank (OeNB) jüngst einen Sparkurs auf. Notenbanker dürfen künftig etwa nur mehr Economy fliegen.

Doch bei den Dienstkarossen hat sich der Sparwille offenbar noch nicht durchgesetzt. Ausgerechnet die Notenbank-Direktoren Wolfgang Duchatczek und Peter Zöllner leisten sich Luxus-Dienstwagen, die dem Gegenwert eines Spitzen-Jahresgehalts entsprechen. Mit je 130.000 Euro schlagen Zöllners BMW 740 Li und Duchatczeks Mercedes S 450 mit Extras zu Buche. Dafür wartet etwa die bayerische Edelkarosse mit Wurzelholz-Interieur und einem „seidenweichen“ V6-Turboaggregat auf.

„Privilegienstadl“
Das gibt ein überaus schlechtes Bild – vor allem zu Zeiten der Finanzkrise mit steigender ­Arbeitslosigkeit. Vizekanzler Josef Pröll (VP) hat „kein Verständnis für solchen Luxus“ und ruft die Nationalbank-Spitze „zur raschen Klärung der Angelegenheit“ auf. Widerstand regt sich auch bei SPÖ und den Grünen, die eine Durchleuchtung des „Privilegienstadls OeNB“ fordern.

„In der Bankenwelt üblich“
Die Bundesbeschaffungsgesellschaft (BBG) ist jene Behörde, die die Dienstwagenflotte der Regierung ankauft. Sie hat bereits angeboten, auch der Nationalbank Karossen zu besorgen – um die Hälfte des derzeitigen Preises. Im ÖSTERREICH-Gespräch kann Nationalbank-Präsident Claus Raidl dem Vorschlag durchaus etwas abgewinnen. „Denn wir sind ja nicht Feind unseres eigenen Geldes“, so Raidl. Allerdings sei die Nationalbank nicht an Vorgaben der BBG gebunden, setzt er nach. Und: „Die beiden Herren (Zöllner und Duchatczek, Anm.) fahren Fahrzeuge, wie sie eben in der Bankenwelt üblich sind.“ Er habe eine Überprüfung der Dienst­wagen-Richtlinie veranlasst.

Die Regierung gibt sich da bescheidener. Im Schnitt haben die Minister-Karossen bereits mehr als 100.000 Straßenkilometer gefressen (s. Tabelle). Den Rekord hält der 2004 angekaufte Audi A8 von SPÖ-Gesundheitsminister Alois Stöger. 280.000 Kilometer hat das Fahrzeug auf dem Buckel. Es wurde von Vorgängerin Andrea Kdolsky (VP) übernommen, die das Gefährt ihrerseits von Ex-Kollegin Maria Rauch-Kallat geerbt hatte. Nun geht es bald ab ins Ausgedinge.

54.000 € für Minister-Pkw
Im Schnitt kostet ein Minister-Dienstwagen 54.000 € ohne Extras. Es läuft schon eine neue Ausschreibung unter Beteiligung aller deutscher Edelmarken. Im Februar soll der Zuschlag an den Bestbieter gehen. BBG-Sprecher Florian Unterberger verspricht „ökologisch herzeigbare Fahrzeuge zu sensationellen Konditionen“.

Minister

Ressort

Fahrzeug-Typ

Baujahr

km-Stand

Claudia Bandion-Ortner

Justiz

BMW 730i

2003

267.000

Nikolaus Berlakovich (VP)

Umwelt

Audi A6

2006

k.A.

Doris Bures (SP)

Infrastruktur

Audi A6

2008

86.000

Norbert Darabos (SP)

Verteidigung

Audi A8

2008

60.000

Werner Faymann (SP)

Kanzler

Mercedes E200

2007

64.000

Maria Fekter (VP)

Inneres

Audi A8

2007

k.A.

Johannes Hahn (VP)

Wissenschaft

Audi A8

2007

k.A.

Gabriele Heinisch-Hosek (SP)

Frauen

Audi A8

2008

20.400

Rudolf Hundstorfer (SP)

Soziales

BMW 730d

2007

117.000

Reinhold Mitterlehner (VP)

Wirtschaft

BMW 530xd

2007

90.000

Josef Pröll (VP)

Vizekanzler

Audi A8

2005

186.000

Claudia Schmied (SP)

Bildung

Audi A8

2005

170.000

Michael Spindelegger (VP)

Äußeres

Audi A8

2004

k.A.

Alois Stöger (VP)

Gesundheit

Audi A8

2004

280.000

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