Strache: ''Nepp & Blümel sind ja Schlaftabletten''

Warum tun Sie sich das noch an, Herr Strache?

30.09.2020

Der Ex-Vizekanzler im Wahlkampf um Wien: Heinz-Christian Strache über seine Chancen und Mitbewerber.

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© TZOE/Artner
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Er hat nur eine Chance – und die will er nutzen: Heinz-Christian Strache (51) tritt mit seinem Team Strache bei der Gemeinderatswahl in Wien am 11. Oktober an, auch gegen seine Ex-Parteifreunde von der FPÖ.

Die sieben Ermittlungs­verfahren der Staatsanwaltschaft und auch die ständig aus Ermittlungsakten ge­leak­ten Vorwürfe sind für ihn kein Hindernis, im Wahlkampf optimistisch zu sein. Strache meint, es könnte „ein politisches Erdbeben“ geben: „Ich spüre ganz viel Zuspruch von den Wienern. Sie sagen: ,So darf man nicht mit Ihnen umgehen, ich wähl Sie sicher.‘“

Auftauchen des ganzen 
Ibiza-Videos hilft Strache

Finale. Tatsächlich könnten die vielen Angriffe gegen den Ex-Vizekanzler einen „Jetzt erst recht“-Effekt provozieren: In den aktuellen Umfragen zu einer theoretischen Bürgermeister-Direktwahl liegt HC Strache bei bereits 12 Prozent, und damit weit vor dem Neos-Spitzenkandidaten.

Rückenwind im Wahl-Finish bringt HC Strache auch, dass jetzt endlich der ganze Inhalt des Ibiza-Videos bekannt ist – damit ist dokumentiert, dass die deutschen Enthüller am 17. Mai 2019 nur einige wenige Textstellen veröffentlicht haben, die den Ex-Vizekanzler belastet haben. Entlastendes wurde aber weggelassen.

Strache: "Nepp und Blümel sind ja Schlaftabletten"

Insider-Magazin: Herr ­Strache, warum tun Sie sich das noch alles an?

HC Strache: Weil ich aus Überzeugung handle. Wenn ich Revue passieren lasse, mit welcher kriminellen Struktur man versucht hat, mich zu vernichten. Mit rechtswidrigen Fallen, manipulativen Video-Zusammenschnitten wurde ein Attentat über das Ausland verübt. Mit Helfern aus meinem engsten Umfeld, sogar mit einem Bodyguard, der dabei mitgeholfen hat. Das hat so eine unglaubliche Dimension. Derartige Stasi-Methoden dürfen sich nicht durchsetzen.

Insider: Aber ständige Anfeindungen, immer wieder neue Vorwürfe in manchen Medien – ist es das wert?

Strache: Das habe ich ja auch die letzten 15 Jahre erlebt. Jetzt eben in einer Dimension wie noch nie zuvor. Dieses Land nimmt aber auf bundes- wie auch regionalpolitischer Ebene eine derart katastrophale Entwicklung, dass ich vielen Menschen im Wort bin, dagegen anzukämpfen.

Insider: Laut neuesten Umfragen werden Sie mit ziemlicher Sicherheit in den Wiener Gemeinderat kommen – was bringt das den Wienern?

Strache: Wir haben mit unserem Team Strache in der kurzen Zeit geschafft, dass uns viele Menschen das Vertrauen schenken. Und die Frage ist: Kann’s jetzt nicht auch ein politisches Erdbeben geben? Bei den Bürgermeister-Direktwahl-Umfragen habe ich bis zu 12 %. Da kann ein zweistelliges Ergebnis bei der Wien-Wahl schon möglich sein. Da würden wir dann auf Anhieb nicht nur die Neos, sondern auch andere Parteien überholen. Damit wären wir eine starke oppositionelle Kraft, die die ganzen rot-grünen Verrücktheiten der Grünen-Chefin Hebein stoppt. Ludwig schweigt dazu und sitzt im Schlafwagen. Und ich kann viel glaubwürdiger als die ganzen Schlaftabletten Nepp, Wiederkehr und Blümel als Opposition auftreten.

Insider: Um eine härtere Linie in der Asylpolitik durchsetzen zu können, müssten Sie politisches Gewicht entwickeln. Geht das mit einer Kleinpartei?

Strache: Wenn ich zurückblicke in das Jahr 2005, hatte ich damals eine ähnliche Situation wie jetzt: Ich hab die FPÖ mit 3 % und vielen Schulden übernommen – und am Wahltag waren’s dann 15 %.

Insider: Wie bewerten Sie die Arbeit der Bundesregierung in der Corona-Krise?

Strache: Ich bin da wirklich entsetzt über die Entwicklung bei der Corona-Gesetzgebung. Da kann ich nur sagen: SOS Demokratie! Da geht’s wirklich in die Richtung einer Corona-Diktatur. Nach dem Ampelchaos fährt man jetzt die ganze Wirtschaft gegen die Wand. Trotz der Aufhebung von Gesetzen durch den Verfassungsgerichtshof operiert man jetzt wieder mit Hausarrest, mit einem öffentlichen Betretungsverbot und einem Verbot der Benützung des eigenen Pkw. Und da stimmt auch die SPÖ mit der ÖVP und den Grünen.

Insider: Müssen wir nicht wirklich härtere Maßnahmen akzeptieren, wenn die Infektionszahlen weiter ansteigen?

Strache: Die oberösterreichische Ärztekammer hat mich darin bestätigt, dass man diese zweite Welle herbeitestet. Da muss man schon die Kirche im Dorf lassen, da geht’s darum, Angst zu verbreiten. Ich kenne bis heute niemanden in meinem Bekanntenkreis, der an Corona verstorben ist. Vielleicht mit Corona, aber nicht an. Die wahren Dramen sind, dass ich ständig Leute treffe, die mit ihren Unternehmen jetzt vor dem Ruin stehen. Die Relationen passen nicht.

Insider: Sie haben einen Polizisten in den Reihen der Kandidaten – wie schildert er die Sicherheitssituation in Wien?

Strache: Er hat da natürlich eine unglaubliche fachliche Qualität. Da unterscheiden wir uns von allen anderen Parteien, weil bei uns die Fachkompetenz da ist. Und bei den Verbrechens-Hotspots in Wien muss es eine Null-Toleranz-Politik geben.

Insider: Ist davon auszugehen, dass wir, die Medien, nicht mehr alles erfahren, was in Wien tatsächlich passiert?

Strache: Eigentlich ja. Deshalb haben wir auch die Medien eingeladen, diese Kriminalitäts-Hotspots in Wien in der Nacht zu besuchen. Dort siehst du dann Raubüberfälle, Drogenkriminalität und Bandenkriege mit Macheten. Das zeigt, wie sich diese Stadt negativ entwickelt hat.

Insider: Was wären Ihre Vorschläge, wie die Sicherheit in der Bundeshauptstadt wieder steigen könnte?

Strache: Null Toleranz. Diese Gruppen bei den Kriminalitäts-Hotspots müssen zerschlagen werden. Und es braucht eine konsequente Abschiebung.

Insider: Sie waren 17 Monate Vizekanzler der Republik – wer hat Sie nach Ihrem Rücktritt am 18. Mai 2019 am meisten enttäuscht?

Strache: (denkt lange nach) Na ja. Der Umgang mit diesem kriminellen Attentat auf mich. Dass man nicht an wirklicher, an objektiver Aufklärung interessiert ist. Dass man auch mitgespielt hat, mit dieser kriminellen Gruppe – das hat mich schon entsetzt. Und darüber hinaus, dass ich von Kurz, Hofer und Kickl gebeten worden bin, im Sinne einer staatspolitischen Verantwortung, nicht nur als Vizekanzler, sondern auch als Parteichef zurückzutreten. Das ist eben wie im Boxring, wenn man einen Tiefschlag bekommen hat. Ich bin wieder aufgestanden und kämpfe weiter.

Insider: Sie haben einmal in einem Interview mit mir gesagt, was Ihr größter Fehler war – nämlich der Rücktritt. Sehen Sie das noch immer so?

Strache: Ja, das war der größte Fehler. Ich hätte mir da Zeit nehmen müssen, das war ein voreiliger Schritt. Wie ich dann erlebt habe, wie mit mir umgegangen wurde – derart intrigant.

Insider: Wenn es bei einem der aktuell sieben Ermittlungs­verfahren zu einer Anklage kommt, was machen Sie dann?

Strache: Ich weiß, dass ich nix angestellt hab. Das erste Ermittlungsverfahren ist ja schon eingestellt worden, weitere werden folgen. So­lange ich ein unbescholtener Bürger bin, werde ich meinen Weg in der ­Politik fortsetzen.

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