Das sagt Österreich

Doskozil bringt die SPÖ wieder auf Siegeskurs

26.01.2020

Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

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Der Triumph des Hans Peter Doskozil bringt eine neue ­Dynamik in die Innenpolitik. Auch wenn dieser fulminante Wahlerfolg im kleinsten Bundesland erzielt wurde und ein reiner Persönlichkeitserfolg des Polit-Genies Doskozil war – die SPÖ wird jetzt wohl wie der Phönix aus der Asche steigen und wichtigster Herausforderer von Türkis-Grün werden. Sie ist euphorisiert wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Hans Peter Doskozil ist ab sofort der starke Mann der SPÖ. Ab heute wird die SPÖ nach dem Taktstock von Doskozil tanzen. Er hat vorgezeigt, wie man Wahlen gewinnt.
 
Das Erfolgsgeheimnis von Hans Peter Doskozil ist, dass er einerseits in der Sicherheits- und Asylpolitik einen rot-blauen Kurs vertreten und damit die vielen (ursprünglich roten) FPÖ-Wähler zurückgewonnen hat; dass er andererseits aber in der Umweltpolitik ganz stark auf rot-grüne Themen gesetzt und dass er schließlich in allen sozialen Fragen eine tiefrote, betont linke Politik gemacht hat.
Vor einem Jahr noch hätte ein Doskozil an der Spitze unter Garantie zur Parteispaltung der Roten geführt.

Doskozil kommt erst bei der nächsten Wahl als Nummer 1

Jetzt ist Doskozil ganz sicher der Wunsch-Parteichef aller SPÖ-Funktionäre. Er wird dieses Amt aber vorerst nicht anstreben. Weil er erstens aus gesundheitlichen Gründen nicht kann (er hat den Wahlkampf mit übermenschlicher Leistung trotz schwerer Stimmbanderkrankung durchgestanden und muss nun erneut ins Spital), weil er zweitens sein Amt als triumphaler Landesvater auskosten will – und drittens, weil er in ­einer Oppositionsrolle nur „­verbrennen“ würde. „Dosko“ kommt, wenn überhaupt, erst als Spitzenkandidat der nächsten Wahl an die SPÖ-Spitze.
 
Pamela Rendi-Wagner ist damit für längere Zeit die heimliche Gewinnerin des Burgenland-Triumphs. Sie wird vom neuen Sieger-Image der SPÖ am meisten profitieren, sie bekommt eine „zweite Chance“.
Für die SPÖ wird nun die Wien-Wahl entscheidend. Wenn Michael Ludwig in seinem Wahlkampf nach „Doskozil-Rezept“ die FPÖ abräumen und die Grünen inhalieren kann, dann kann die SPÖ gewinnen. Aber Wien tickt anders als das Burgenland – viel mehr Parteien, urbane Wähler, wenig SPÖ-Euphorie.
 

FP angeschlagen, alles spricht für ein Strache-Comeback

Der große Verlierer ist die FPÖ. Die Blauen haben im ­Heimatbundesland ihres Parteichefs Norbert Hofer eine fürchterliche Schlappe erlitten. An der Kippe zur Einstelligkeit, um mehr als 30 % abgeräumt, von der Regierungspartei direkt in die Versenkung verschwunden. Genau dieses Schicksal droht der FPÖ jetzt auch auf Bundes- und vor allem auf Wiener Ebene. Hofer wird enorm unter Druck geraten. Die FPÖ-Wähler sind völlig verunsichert.
 
HC Strache ist damit der zweite heimliche Gewinner der Burgenland-Wahl. Die blauen Wähler werden massenweise zu ihrem einstigen „Messias“ überlaufen. Die „Liste Strache“ wird wohl schon in Wien die erfolg- und farblose FPÖ überholen.
 
Und die Regierung? Den Grünen sieht man die Enttäuschung ob der Burgenland-Wahl an. Die grüne Euphorie über die Re­gierungsbeteiligung ist schon wieder verpufft.
 

Kurz feiert Sieg in NÖ, hat mit Doskozil aber neuen Gegner

Die ÖVP hatte gegen Doskozils Persönlichkeitswahlkampf keine Chance, hat sich aber achtbar gehalten und ihr Wahlziel von 30 % erreicht. Im Burgenland-Jubel der SPÖ ist untergegangen, dass die ÖVP bei den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich einen Triumph gefeiert hat. Die großen Städte Amstetten und Wiener Neustadt wurden von Rot auf Türkis gedreht – ein Sensationserfolg für Kurz und Mikl-Leitner.
Die Strahlkraft des Kanzlers ist also weiter ungebrochen – aber er hat seit gestern einen starken Herausforderer. Hans Peter Doskozil hat das Zeug dazu, die SPÖ im nächsten Wahlkampf – wann immer Neuwahlen sind – wieder an die Spitze zu führen. Und erste Reihe fußfrei sitzt auch schon wieder Heinz-Christian Strache und wartet auf seine Chance ­einer zerstörten FPÖ.
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