Fußball-Wettskandal

Ex-Kicker drohen 10 Jahre Haft

13.11.2013

Hinter der Verhaftung des Ex-Teamspielers Kuljic dürfte eine persönliche Fehde stecken.

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Brisante Details im möglichen Wettskandal rund um Grödig-Kicker Dominique Taboga (31) und Ex-ÖFB-Spieler Sanel Kuljic (36): Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt offiziell wegen schwerer Erpressung . Es soll zwischen Taboga und Kuljic um Schulden aus ihrer Zeit beim SV Kapfenberg von 30.000 Euro gehen.

Grödig-Spieler Taboga: »Familie wurde bedroht«
Kuljic sitzt in der Justizanstalt Salzburg, der U-Haft-Antrag wurde gestellt. Bei Verurteilung drohen ihm und seinem mutmaßlichen Komplizen Sulim D. bis zu zehn Jahre Haft – für beide gilt die Unschuldsvermutung. Wie berichtet, erstattete Taboga bei der Polizei Anzeige. Deshalb klickten für Ex-Fußballer Kuljic am Dienstag bei einer fingierten Geldübergabe die Handschellen.

Taboga gab an, dass Kuljic ihm und seiner Familie drohte und eine Waffe im Spiel war – später zog er letztere Aussage jedoch zurück. Das Bundeskriminalamt ermittelt bereits auf Hochtouren.

15 Liga-Spiele im 
Visier der Ermittler
Der „Fall Taboga“ ist möglicherweise die Spitze eines Eisbergs: Die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen 22 verdächtige Fußballer, aktuell laufen Untersuchungen gegen 14 Spieler, darunter neun aktive Kicker.
Insgesamt werden 15 Bundesliga-Spiele der Jahre 2009 und 2011 unter die Lupe genommen. Eine Entscheidung über die Anklage fällt im kommenden Jahr.

Kapfenberg als Ziel der Asia-Wettmafia

Die Spur der Wettbetrüger führt regelmäßig zum steirischen Klub SV Kapfenberg.
Die Schlüsselfiguren Sanel Kuljic und Dominique Taboga spielten von Jänner bis Juni 2012 gemeinsam beim Kapfenberger SV. Immer wieder geriet der Klub wegen angeblicher Spielmanipulationen ins Visier der asiatischen Wettmafia und von Interpol. Die Chronologie der Skandale:

Dez. 2011: Der Fall Manfred Gollner. Der Spieler ging zur Polizei, weil er 2011 vor dem Spiel gegen Wacker eine "Droh-SMS" erhielt.

2009/2010: Der Fall Mario Majstorovic. Der Ex-Kapfenberg-Kicker gab zu, versucht zu haben, ein Spiel zu manipulieren.

Mai 2004: Der Fall Dragan Bodul. Der Kapfenberg-Spieler Bodul gab an, im Einkaufszentrum bedroht worden zu sein.

Hans Krankl: Harte Strafen müssen her

Irrtum. Diese Wettaffäre hat unser Fußball gebraucht wie einen Kropf. Ich bin entsetzt, hätte nie gedacht, dass in Österreich manipuliert wird. Denn ich glaube nie an das Schlechte in einem Menschen. Aber anscheinend habe ich mich getäuscht.

Aufklärung. Ich fordere jetzt von der Polizei eine lückenlose Aufklärung dieses Falles. Der ÖFB, die Liga und die Vereine müssen rigoros durchgreifen. Nur dann kann der Imageschaden unseres Fußballs noch einigermaßen gering gehalten werden.

Sumpf. Ich fordere auch harte Bestrafungen der Betrüger. Es müssen Zeichen gesetzt werden, damit der Wettsumpf sofort wieder trockengelegt wird.

Toni Polster: Die Spitze des Eisbergs

Wettbetrug. Seit Tagen läutet mein Telefon im Minutentakt. Ehemalige Kollegen aus dem In- und Ausland fragen mich: „Toni, was ist in eurer Fußball-Liga los?“ Meine Reaktion: Der Fall in Grödig ist nur die Spitze des Eisbergs, denn bislang wurde nur weggeschaut, aber nicht gehandelt. Immer wieder höre ich, dass schon junge Spieler von dubiosen Gestalten angesprochen werden. Und lässt man sich da­rauf ein, ist man diesen Leuten bis zum Karriereende ausgeliefert. Mein Vorschlag: Es muss ein gesetzlicher Rahmen her, wo man schon den Ansatz von Wettbetrug strafrechtlich verfolgen kann.

 

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