Nationalteam

Konrad: "Haben keine Goalie-Krise"

10.11.2011

ÖFB-Tormann-Trainer räumt aber Probleme ein: "Goldenen Jahre sind vorbei".

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Otto Konrad hat sich am Donnerstag bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als neuer Tormanntrainer der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft für die heimischen Goalies stark gemacht. Der frühere Salzburg-Schlussmann sprach den aktuellen ÖFB -Keepern Robert Almer, Pascal Grünwald und Heinz Lindner sein Vertrauen aus, musste aber auch eingestehen, dass die Tormann-Situation im Team schon einmal eine bessere gewesen sei.

Von einer Torhüter-Krise wollte Konrad nichts wissen. "Aber wir haben ein Tormann-Thema", sagte der 47-Jährige. Obwohl der Steirer in seiner besten Zeit in den 90er Jahren mit Salzburg für Furore sorgte, brachte er es dennoch nur auf zwölf Länderspiele, weil es namhafte Konkurrenten wie Michael Konsel, Franz Wohlfahrt oder auch Wolfgang Knaller und Klaus Lindenberger gab.

"Goldenen Jahre sind vorbei"
"Man vergleicht die jetzige Situation eben mit den goldenen Jahren von damals, als wir vier, fünf hochkarätige Tormänner hatten. Teilweise fehlt uns das heute. Ich will nicht von einer Krise sprechen, aber wir haben Nachholbedarf, was die Quantität betrifft", meinte Konrad.

Vorwürfe an Manager
Schuld daran seien gierige Manager, die ihre Keeper an Clubs verkaufen, bei denen die Perspektive fehlt, und vor allem die mangelnde Bereitschaft der heimischen Clubs, Nachwuchs-Goalies eine Chance zu geben. "In Deutschland setzt man oft auf Junge, die sich dann meistens etablieren. Bei uns gehen die großen Talente zu den großen Vereinen, wo sie dann oft auf der Tribüne versumpern. Wir haben in Österreich Talente, aber man muss sie dementsprechend fördern."

Özcan als warnendes Beispiel
Ramazan Özcan ist für Konrad ein gutes Beispiel dafür, wie eine vielversprechende Karriere im Sand verlaufen kann. "Er war für mich eines der großen Talente. Dann hatte er einen Ast und es war vorbei", sagte der 47-Jährigen über den derzeitigen Ersatzgoalie des deutschen Zweitligisten Ingolstadt.

Hoffen auf Königshofer
Konrad hofft nun, dass etwa Rapids Ersatzgoalie Lukas Königshofer ein ähnliches Schicksal erspart bleibt. "Er hat für mich großes Potenzial." Eine ebenso hohe Meinung hat der Tormann-Coach über den 21-jährigen Lindner, den er schon im U21-Team betreute. "Er gehört zu jenen Talenten, die der Nationalmannschaft auf Sicht weiterhelfen können. Lindner hat aufgrund seiner Jugend noch viel Potenzial. Das Entscheidende, das er noch benötigt, ist Routine."

"Skurrile Situation" mit Austria-Goalies
Die ungewöhnliche Entscheidung von Teamchef Marcel Koller, mit Lindner und Grünwald beide Schlussmänner der Austria einzuberufen, hat Konrad nach eigenen Angaben unterstützt, obwohl dadurch eine "skurrile Situation" entstanden sei. "Wenn ich Vereinsangehöriger der Austria bin, sage ich, wir haben ein Luxusproblem. Aber wenn ich beim Nationalteam bin, sage ich, das ist ein Wahnsinn", meinte Konrad. Bei der Austria werde sich über kurz oder lang eine Nummer eins durchsetzen - dies hätte zur Folge, dass der Ersatzmann dann keine Spielpraxis mehr erhält und daher auch für die ÖFB-Auswahl nicht mehr infrage kommt.

Gebauer fehlt Konstanz
Dafür könnte demnächst Rieds Thomas Gebauer ein Thema werden, sobald dessen Einbürgerung abgeschlossen ist. Ob der Deutsche ein geeigneter Stammkeeper wäre, ließ Konrad offen. "Er ist ein guter Tormann. Ich habe das Heimspiel gegen Bröndby gesehen. Da hat er sensationell gehalten, die Dänen könnten noch bis heute spielen und hätten kein Tor geschossen. Auf der anderen Seite aber muss man solche Leistungen regelmäßig bestätigen."

Einser-Goalie für Ukraine noch unklar
Sein aktuelles Trio bezeichnete Konrad als "das Beste, was Österreich auf dieser Position derzeit zu bieten hat". Wer im Testspiel am Dienstag in Lwiw (Lemberg) gegen die Ukraine zwischen den Pfosten stehen wird, werde der Trainerstab in einer gemeinsamen Entscheidung beschließen. "Koller möchte sich in den nächsten Tagen selbst ein Bild machen. Von mir kommen Inputs und Empfehlungen, aber die Letztverantwortung hat der Teamchef."

Kampf beginnt 2012 neu
Wer auch immer gegen die Ukraine zum Einsatz kommen wird - Rückschlüsse auf den Stammgoalie in der im Herbst 2012 beginnenden WM-Qualifikation lassen sich daraus wohl nicht ziehen. "Es muss jetzt nicht auf Kampf sofort eine unumstrittene Nummer eins gefunden werden", betonte Konrad.

Schwierige Situation für Grünwald
Zuletzt fungierte Grünwald im Team als Nummer eins, allerdings hat der Tiroler zuletzt bei der Austria sein Stammleiberl an Lindner verloren. "Ich befinde mich in einer schwierigen Situation, doch ich bin überzeugt, dass ich daraus gestärkt hervorgehen werde", meinte der 29-Jährige, der als einziger der drei ÖFB-Torhüter schon zu A-Länderspielen kam. Der 29-Jährige brachte es auf drei ÖFB-Einsätze und ging dabei noch nie als Verlierer vom Platz. Er werde auch gegen die Ukraine spielen, "weil ich überzeugt bin, dass der Trainer die richtige Entscheidung trifft", so Grünwald.

Etwas zurückhaltender äußerte sich Lindner. "Man kann sich nur im Training beweisen und dem Teamchef das Gefühl geben, dass man der Richtige ist." Almer versprach, sich in den restlichen Einheiten bis Dienstag so gut wie möglich zu präsentieren. "Entscheiden muss dann der Trainer."

"Verrückte" Goalies, oder doch nicht?
Der 29-jährige Ersatzgoalie des deutschen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf widersprach der Ansicht, Tormänner seien bisweilen etwas sonderbar, nicht zur Gänze. "Man muss ja ein bisschen verrückt sein, wenn man sich auf Bälle wirft, die aus fünf Metern geschossen werden." Grünwald ortete in diesem Zusammenhang ein "typisches Klischee. Ich würde mich als relativ normal bezeichnen", sagte der Tiroler, und Lindner versicherte: "Keiner von uns ist verrückt, wir sind ganz normale Leute."

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