Formel 1

Alonso siegt in Silverstone

10.07.2011

Der Spanier Fernando Alonso verwies die beiden Red Bull auf die Plätze.

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Das Imperium schlägt zurück. Ferrari hat sich am Sonntag in der Formel-1-WM zurückgemeldet. Fernando Alonso landete in einem packenden Grand Prix von Großbritannien in Silverstone seinen ersten Saisonsieg. Der Spanier triumphierte vor dem bisherigen Saisondominator Sebastian Vettel im Red Bull, der seine WM-Führung allerdings weiter ausbaute. Vettel führt nun 80 Punkte vor seinem drittplatzierten Teamkollegen Mark Webber.

Ganz oben stand aber zum ersten Mal seit zehn Rennen Alonso. Der Weltmeister von 2005 und 2006 profitierte nicht nur vom umstrittenen neuen Zwischengas-Reglement, das seinem Ferrari offensichtlich entgegenkommt, sondern auch von einem Materialproblem in der Red-Bull-Box. Vettel, der beim Start Pole-Mann Webber überholt hatte, verlor die Führung beim zweiten von drei Stopps an Alonso, weil der hintere Wagenheber gebrochen war.

Alonso knallte daraufhin eine schnellste Runde nach der anderen auf den Asphalt der renovierten Traditionsstrecke. Am Ende hatte der 29-jährige Asturier 16,5 Sekunden auf das Red-Bull-Duo gut. "Das Auto war schnell genug, um um den Sieg zu kämpfen. Aber wir durften uns keinen Fehler erlauben", erklärte Alonso, der seinen 27. GP-Sieg einfuhr, den ersten seit Korea im Oktober des Vorjahres.

"Es war bisher ein schwieriges Jahr für uns. Red Bull hat dominiert, aber wir haben aufgeholt", sagte Alonso. "Daher ist es ein spezieller Tag. Wir sind sehr stolz." Im Finish schien Webber sogar schneller als Vettel zu sein, wurde von seinem Team aber über Funk angehalten, den Abstand zu halten. Die Konkurrenz - allen voran McLaren - sah eine Stallorder, gegen die sich Red Bull noch im WM-Finish der Vorsaison vehement gewehrt hatte.

"Wir wollten keine Situation wie im Vorjahr in der Türkei, daher mussten wir verantwortungsvoll handeln", erinnerte Red-Bull-Teamchef Christian Horner an eine Stallkollision von 2010. Webber hatte sich der Anweisung zuerst kurz widersetzt, dann aber zurückgesteckt. Der Vorjahressieger reagierte zurückhaltend, wollte keine neue Diskussion über die Nummer eins im österreichisch-englischen Rennstall vom Zaum brechen. Nur so viel: "Nein, in Ordnung finde ich das nicht."

Das Problem beim Stopp machte Vettel, der auf seinem Helm ausgerechnet die Fotos seiner Boxencrew trug, nicht ausschließlich für den verpassten siebenten Saisonsieg verantwortlich. "Es hat sicher nicht geholfen, aber man muss akzeptieren, dass uns Ferrari geschlagen hat", erklärte der Weltmeister. "Sie sind in den letzten Rennen immer schneller geworden. Trotzdem war es ein wichtiger Schritt für uns." In Richtung Titelverteidigung.

Vettel führt nach neun von 19 Rennen mit 204 Punkten 80 Zähler vor Webber, 92 vor Alonso und je 95 vor den McLaren-Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button, der wegen einer nicht korrekt montierten Radmutter nach dem dritten Boxenstopp liegenblieb. Der Ex-Weltmeister prolongierte damit seinen Silverstone-Fluch, ist er doch bei seinem Heimrennen noch nie auf das Podest gefahren.

Das Rennen hatte auf Intermediate-Reifen begonnen, weil Teile der Strecke wegen Regens kurz vor dem Start noch feucht waren. Auf auftrocknender Strecke entwickelte sich der Ferrari zum schnellsten Auto im Feld. Alonsos Teamkollege Felipe Massa kam aber hinter Lokalmatador Hamilton nicht über Platz fünf hinaus - trotz eines packenden Zweikampfes bis in die letzte Kurve.

Vom enttäuschenden zehnten Startplatz aus hatte Hamilton vor 122.000 begeisterten Zuschauern, die einen Rekord im "Home of British Motor Racing" bedeuteten, eine beeindruckende Aufholjagd durchs Feld gestartet, blieb aber am Ende ebenfalls ohne Podestplatz. Die Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Rekordweltmeister Michael Schumacher landeten auf den Rängen sechs und neun.

Schumacher war zwischenzeitlich für eine Kollision mit Saubers Kamui Kobayashi mit einer Zehn-Sekunden-Strafe an der Box belegt worden. Formel-1-Debütant Daniel Ricciardo fuhr sein erstes Rennen für HRT zu Ende, der Red-Bull-Junior belegte den 19. und letzten Endrang. Der nächste Grand Prix ist in zwei Wochen Vettels Heimrennen auf dem Nürburgring - bis dahin soll auch eine neue Lösung in der Zwischengas-Debatte gefunden werden.
 

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