75-Millionen-Euro-Urteil

Ecclestone frei: Heftige Kritik am Deal

06.08.2014

Der Formel-1-Boss zahlt 75 Millionen, um seinen Bestechungsprozess abzudrehen.

Zur Vollversion des Artikels
© afp, Ecclestone am Dienstag vor dem Landgericht München
Zur Vollversion des Artikels

Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone (83) bleibt ein freier Mann: Er einigte sich mit dem Landgericht München auf eine Einstellung des Bestechungsprozesses gegen ihn. 100 Millionen Dollar (75 Millionen Euro) muss er hinblättern. Das gab es noch nie!

Damit bleibt Ecclestone unbescholten, alle Bestechungsvorwürfe werden fallen gelassen. Ein Ausscheiden aus der Formel 1 und bis zu zehn Jahre Haft hatten ihm gedroht. Staatsanwalt Christian Weiß verwies bei der Bekanntgabe des Deals auf mildernde Umstände wie Ecclestones hohes Alter.

Video: Der Formel-1-Boss vor Gericht

Ecclestone gab Geldfluss zu, leugnete Bestechung
Ausgehandelt hatte der F1-Boss den Deal am Freitag, am Dienstag stimmten auch die Staatsanwaltschaft und die Richter zu. Offensichtlich waren die Juristen unsicher, ob man Ecclestone die Bestechung von Ex-Banker Gerhard Gribkowsky zweifelsfrei nachweisen kann.

Ecclestone sollte laut Anklage Gribkowsky 44 Millionen Dollar zugeschanzt haben, damit die BayernLB ihre Formel-1-Anteile im Sinne Ecclestones verkauft. Dieser hatte die Zahlung zugegeben, die Bestechungsabsicht aber stets geleugnet. Gribkowsky konnte sich nicht freikaufen: Er wurde schon 2012 wegen Bestechlichkeit verurteilt.

Kritik und Empörung über Ecclestone-Urteil
Am schärfsten greift Heribert Prantl, Kommentator der Süddeutschen, das Ecclestone-Urteil an: „Der Hundert-Millionen-Deal ist ein Exempel für die Ökonomisierung und Kommerzialisierung des Strafverfahrens.“ Prantl resignierend: „Mit Recht hat das wenig zu tun. Der Deal führt zu einem Vertrauensverlust in die Justiz.“

Heftige Kritik auch in den sozialen Netzwerken: „Perversion des Perversen“, nennen das Urteil die einen. Die anderen schimpfen: „Geld statt Strafe! Der Rechtsstaat machte einen Kopfstand.“

Viele sehen in dem Urteil einen Ablasshandel, wie er vor 500 Jahren üblich war: „Offiziell ist Ecclestone nun unschuldig. Aber welcher wirklich Unschuldige zahlt freiwillig 100 Mio.?“

 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel