7:5,6:3-Sensation

Thiem entzaubert Sandplatzkönig Nadal

11.05.2018

Dominic Thiem feiert mit 7:5, 6:3 in Madrid seinen dritten Sieg im neunten Duell mit Nadal.

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© APA/AFP/OSCAR DEL POZO
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Fast ein Jahr nach dem Sensationssieg im Viertelfinale von Rom hat Dominic Thiem gegen Rafael Nadal wieder ganz groß zugeschlagen und die Rekordserie des Spaniers auf dessen Lieblingsbelag und in dessen Heimat gebrochen. Der 24-jährige Niederösterreicher zeigte am Freitag im Viertelfinale von Madrid eine sehr starke Leistung und besiegte den Weltranglisten-Ersten nach 1:56 Stunden mit 7:5,6:3.
 
Knapp zwei Wochen vor Beginn der French Open in Paris (ab 27. Mai) hat Thiem damit ein ganz starkes Lebenszeichen gegeben. Am 19. Mai 2017 hatte Thiem Nadal mit 6:4,6:3 besiegt, doch seither hatte Nadal nicht weniger als 50 Sätze auf Sand in Folge gewonnen und einen Uralt-Rekord von John McEnroe ausgemerzt. Doch am Freitag schloss sich in Madrid, in einer Wiederholung des Vorjahres-Finales zwischen Thiem und Nadal, der Kreis: Es war wieder Thiem vorbehalten, nicht nur den ersten Satzverlust Nadals auf Asche seither, sondern dem Sandplatz-"König" auch die erste Niederlage zuzufügen.
 
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"Spezieller Sieg"

"Ich habe vorher gewusst, um Rafa zu schlagen, muss ich eine spezielle Leistung erbringen, und genau das habe ich heute gemacht", freute sich Thiem im Interview auf "Sky". "Ich habe sehr viele gute Vorhand-longline-Schläge gespielt und gut retourniert heute. Die Höhenlage hier in Madrid kommt mir schon sehr entgegen und seinem Spiel vielleicht nicht so", gestand Thiem. Allerdings sei es auch wichtig gewesen, mit der Einstellung ins Match zu gehen, zu gewinnen, trotz der "bösen Abfuhr", die er vor zwei Wochen in Monte Carlo (0:6,2:6) erlitten hatte.
 
Ein Sieg über Rafael Nadal ist immer etwas Außergewöhnliches. "Es sind ein paar Dinge, die den Sieg sehr speziell machen. Er hat zuvor 50 Sätze auf Sand gewonnen, und ich habe die aktuelle Nummer 1 der Welt besiegt. Und den mit Abstand besten Sandspieler in seinem Heimatland auf seinem Lieblingsbelag geschlagen", freute sich der Weltranglisten-Siebente. "Das sind die Tage, für die ich trainiere und hart arbeite."
 

Nadal vom Thron gestoßen

Zusätzlich hat Thiem Nadal auch vom Tennis-Thron gestoßen. Der Vorjahressieger verliert nun genügend Punkte, dass ab Montag der Schweizer Roger Federer wieder zur Nummer eins wird.
 
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Thiem trifft am Samstag (nicht vor 16.00 Uhr) auf den Südafrikaner Kevin Anderson. "Ich habe keine so gute Bilanz gegen ihn, aber es war noch nie auf Sand gegen ihn", erinnerte Thiem an seine 0:6-Bilanz gegen den aufschlagstarken Südafrikaner. Das wird ein komplett anderes Spiel als heute. Ich bin unfassbar glücklich über den Sieg, aber das Turnier ist nicht zu Ende. Ich muss schauen, dass ich ganz frisch wieder in das Match reingehe."
 

Hochklassiges Match

Das Match war über weite Strecken äußerst hochklassig, auch wenn Nadal doch mit mehr Eigenfehlern als üblich auffiel. Thiem hingegen steigerte sich um Klassen gegenüber den vorangegangenen Runden und zeigte überhaupt eine seiner besten Leistungen seit langer Zeit. Thiem gelang im ersten Satz das erste Break zum 4:3, musste aber zum 5:5 selbst den Aufschlag abgeben. Von Beginn weg war die zuletzt eher schwache Vorhand zur echten Waffe geworden, was sich am Ende mit 22 Vorhand-Winnern (insgesamt 29 Winner) auch in Zahlen messen ließ. Nach einem neuerlichen Break zum 6:5 und mit einem Ass beim zweiten Satzball sicherte sich Thiem den ersten Meilenstein in diesem Match.
 
Wie schon im ersten Durchgang gelang Thiem das erste Break zum 2:1, neuerlich musste er zum 3:3 sein Service abgeben, schaffte es wiederum gleich wieder, dem spanischen Weltstar den Aufschlag zum 4:3 abzunehmen. Ab diesem Zeitpunkt schien Thiem etwas befreiter und sicherte sich nach fast zwei Stunden seinen dritten Sieg über den zehnfachen French-Open-Sieger, der zuletzt in Monte Carlo und Barcelona seine jeweils elften Titel geholt hatte.


"Ich fühle mich extrem wohl hier"

Thiem war von seiner Performance angetan und doch auch schon auf die nächste Aufgabe fokussiert. Denn dass er noch nicht genug hat mit dem Einzug ins Halbfinale dieser höchsten ATP-Turnierkategorie, ist nach einem Sieg über die Nummer eins der Welt nur verständlich.
 
"Das war ein sehr gutes Match. Ich bin gut reingestartet, viel besser als in den letzten Tagen. Gleichzeitig bin ich auch mit der Einstellung hineingegangen, dass ich das Match gewinnen will, was natürlich ein bisserl schwierig war, wegen des letzten Resultats gegen ihn in Monte Carlo", erklärte Thiem. "Aber ich war sehr griffig von Beginn an, meine Grundschläge waren wirklich sicher und schnell, und das war der Schlüssel."
 
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Und auch die Tatsache, dass er sich in der Höhenlage in Madrid besonders wohlfühlt. "Die Bedingungen hier sind perfekt für mich. Deshalb habe ich auch letztes Jahr mein erstes Masters-Finale hier gespielt und vor vier Jahren Stan Wawrinka hier geschlagen, also ich fühle mich extrem wohl hier. Dem Rafa, glaube ich, taugt es auf Seehöhe ein bisserl mehr als hier", sah Thiem einen weiteren Grund für seinen aktuellen Höhenflug.
 

Halbfinale gegen Anderson

Das Halbfinale gegen den Aufschlag-Riesen Kevin Anderson wird freilich ein völlig anderes Match. "Die 0:6-Bilanz ist natürlich nicht ideal, aber es wird das erste Match auf Sand sein. Das ist natürlich ein Unterschied, auch wenn es für ihn wegen der Höhenlage hier besser ist. Sein Aufschlag springt natürlich verrückt weg da." Thiem möchte mit der derselben Einstellung, Aggressivität, aber auch Sicherheit in den Schlägen ins Halbfinale gehen.
 
Grundsätzlich habe er gespielt, was er kann. "Es ist nicht außergewöhnlich, nur bringe ich es viel zu selten in Matches. Da hat man auch in den letzten zwei Tagen gesehen, das war wie Tag und Nacht im Gegensatz zu heute. Ich kann es, ich könnte es auch jeden Tag, aber ich muss es halt umsetzen."
 
Druck hat Thiem jedenfalls gegen Nadal genügend verspürt, und daran ändert sich nun auch nichts. "Es geht um Top Ten und ziemlich viel bei mir. Es ist ja auch wichtig für die Setzung in Paris."
 

Hier finden Sie den Live-Ticker zum Nachlesen.

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