Thailand

Aufregung um "Tribute von Panem"-Gruß

20.11.2014

Die Militärjunta befürchtet ein Überspringen der Revolte.

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© Reuters
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Thailands Militärjunta fürchtet ein Überspringen der Revolte aus der Kinoreihe "Die Tribute von Panem" auf die eigene Bevölkerung. Bereits am Mittwoch waren fünf Studenten vorübergehend festgenommen worden, weil sie Premier Prayut Chan-O-Cha mit dem rebellischen Drei-Finger-Zeichen aus dem Film begrüßt hatten, am Donnerstag traf es erneut eine Studentin.

Festnahmen
Sie habe in einem Kino in Bangkok drei Mal ein "Antiregierungszeichen" gemacht, als dort der dritte Teil der "Tribute"-Filmreihe Premiere hatte, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AFP. Nach einem Verhör werde entschieden, ob die Frau "in ein Militärlager zur Verhaltensanpassung" gesteckt werde, sagte Polizeioberst Kittikorn Boonsom.

Er bestätigte die Festnahme von zwei weiteren jungen Männern vor einem anderen Kino der thailändischen Hauptstadt, in dem der Film anlaufen sollte. In mindestens zwei Lichtspieltheatern wurde die Aufführung abgesagt.

Ansammlungen verboten
Das Zeichen mit den drei ausgestreckten Fingern ist ein respektvoller Gruß unterdrückter Bewohner aus "Die Tribute von Panem". Er wird im Lauf der Filmreihe zu einem Erkennungssymbol des Widerstands gegen die Willkürherrschaft. In Thailand ist das Handzeichen zum Symbol des Protests gegen den Militärputsch vom Mai geworden. Im Zuge des Umsturzes nach monatelangen Massenunruhen verboten die Streitkräfte jede politische Ansammlung von mehr als fünf Menschen.

Schon ein Kinoticket für die "Tribute" reicht inzwischen aus, um die argwöhnischen Machthaber zu provozieren. Ratthapol Supasopon hatte am Donnerstag Freikarten verteilt, bevor er festgenommen wurde. "Es ist nur eine Aktivität, um den Film zu sehen", sagte er kurz zuvor. "Wir werden die drei Finger nicht zeigen. Jeder hat Angst, etwas Falsches zu sagen oder zu tun. Heute gibt es in Thailand keine Freiheit mehr." Der andere Student, der verhaftet wurde, hatte den Roman "1984" von George Orwell bei sich, in dem ein allgegenwärtiger Unterdrückerstaat beschrieben wird.
 

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