Analyse
Die große Hoffnung: Echter Frieden jetzt greifbar?
18.08.2025Darf man wirklich hoffen? Gibt es erstmals nach dreieinhalb Jahren des Blutvergießens in der Ukraine seit der russischen Invasion eine greifbare Chance auf Frieden?
Im Weißen Haus wirkte der große Ukraine-Tag zumindest produktiver, als viele erwartet hatten. Schon die Atmosphäre überraschte: sichtbar freundlicher Ton, kaum Reibungen – vor allem zwischen Gastgeber Donald Trump (79) und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (47). Kein Gezeter wie noch im Februar, sondern Komplimente, Danksagungen und fast schon lockere Gesten. Trump lobte sogar Selenskyjs festliche Garderobe.
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Europäer präsentieren sich geschlossen
Auch die angereisten europäischen Spitzenpolitiker – von Kanzler Friedrich Merz über Frankreichs Emmanuel Macron, Großbritanniens Premier Keir Starmer bis Italiens Giorgia Meloni sowie die Chefs von Nato und EU – gaben sich betont konstruktiv. Zumindest das, was die Kameras einfingen, vermittelte Geschlossenheit und Höflichkeit. Trump selbst setzte auf viel Pomp, um dem Treffen Gewicht zu verleihen. Wie bei G7- oder G20-Gipfeln ließ er ein offizielles „Familienfoto“ inszenieren. Anschließend erhielten im East Room alle Anwesenden, fast wie in einer Kabinettssitzung, die Möglichkeit zu kurzen Wortmeldungen.
Trumps Signal an Putin
Besonders deutlich wurde Trump bei seinem Ziel: Er wolle einen Dreiergipfel mit Selenskyj und Kremlchef Wladimir Putin (72) durchsetzen. Schon nach dem Alaska-Treffen am Freitag habe sich sein Draht zu Putin „vertieft“, erklärte er. Gleich nach dem Abflug der Europäer aus Washington versprach er, mit dem Russen direkt zu telefonieren. Seine Botschaft: Aus Hoffnung könnte bald Realität werden. „Die ganze Welt wünscht sich ein Ende dieses Krieges“, sagte er.
Hürden bleiben gewaltig
Doch trotz der optimistischen Töne bleiben die Knackpunkte unübersehbar. Als Kanzler Merz erneut einen sofortigen Waffenstillstand forderte, blockte Trump kühl ab. Man könne auch „am Frieden arbeiten, während sie weiterkämpfen“, meinte er. Strategisch könne ein Waffenstillstand sogar Nachteile mit sich bringen.
Andere Streitpunkte schwelten im Hintergrund. Am heikelsten für Kiew: die mögliche Aufgabe von Territorien, teils sogar von noch nicht eroberten Städten. Offiziell wurde dies nur vage als „Landaustausch“ bezeichnet.
Sicherheitsgarantien im Fokus
Ein weiterer Knackpunkt betrifft die Zukunftssicherheit der Ukraine. Nach Angaben des „Wall Street Journal“ brachte Trumps Unterhändler Steve Witkoff sogar eine Beistandsgarantie nach Vorbild des Nato-Artikels 5 ins Spiel. Im Falle neuer russischer Angriffe könnte damit das mächtigste Militärbündnis der Welt eingreifen. Für Putin wäre das ein kaum akzeptabler Schritt. Trump selbst hielt sich zurück und versprach lediglich „viel Unterstützung, wenn es um Sicherheit geht“.
Dreiergipfel als Ziel
Als vorrangig galt vielen Beobachtern dennoch ein rascher Dreiergipfel. Selenskyj signalisierte seine Bereitschaft bereits vorab und bekräftigte sie nun in Washington. „Ich möchte Trump unbedingt dabeihaben“, sagte er. Putin hatte ein solches Treffen bisher strikt abgelehnt. Doch Trump wirkte überzeugt, ihn umstimmen zu können. Wiederholt lobte er Putins angeblichen „Willen zum Frieden“, den dieser in Alaska gezeigt habe.
Mehr Schwung als je zuvor
Unterm Strich machte der Gipfeltag im Weißen Haus deutlich: So viel Bewegung im Ringen um ein Ende des brutalsten europäischen Krieges seit 1945 gab es bislang nicht. Noch sind die Hürden hoch, noch sind die Fronten hart. Doch selten zuvor lag die Vorstellung eines echten Friedens so greifbar in der Luft.