Fall Gurlitt

Nazi-Kunst: Liste mit 25 Werken veröffentlicht

11.11.2013

Behörden veröffentlichen verdächtige Werke - Webseite down.

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Nach dem spektakulären Kunstfund in einer Münchner Wohnung veröffentlichen die Behörden eine Liste mit 25 verdächtigen Werken im Internet. Noch am Montagabend wurden Bilder "mit entsprechenden dringenden Verdachtsmomenten auf NS-verfolgungsbedingten Entziehungshintergrund" in die Plattform lostart.de eingestellt. Die Webseite war aufgrund des Andrangs am Dienstag allerdings nicht mehr abrufbar.

Das sind die 25 veröffentlichten Bilder aus der Lostart-Datenbank:

  • Antonio Canaletto: "Sa. Giustina in Prà della Vale" in Padua, Druckgrafik, 1751/1800
  • Marc Chagall: "Allegorische Szene", undatiertes Gemälde
  • Hans Christoph: "Paar", Aquarell, 1924
  • Honoré Daumier: "Don Quichote und Sancho Panza", Gemälde, um 1865
  • Eugène Delacroix: "Conversation mauresque sur une terrasse", undatierte Bleistiftzeichnung
  • Otto Dix: "Dame in der Loge", Aquarell, 1922
  • Otto Dix: "Dompteuse", Aquarell, 1922
  • Conrad Felixmüller: "Paar in Landschaft", Aquarell, 1924
  • Erich Fraaß: "Mutter und Kind", Aquarell, 1922
  • Bonaventura Genelli: "Männlicher Akt", undatierte Zeichnung
  • Ludwig Godenschweg: "Männliches Bildnis", undatierte Druckgrafik
  • Ludwig Godenschweg: "Weiblicher Akt", undatierte Druckgrafik
  • Otto Griebel: "Kind am Tisch", undatiertes Aquarell
  • Otto Griebel: "Die Verschleierte", Aquarell, 1926
  • Bernhard Kretschmar: "Straßenbahn", undatiertes Aquarell
  • Wilhelm Lachnit: "Mädchen am Tisch", Aquarell, 1923
  • Wilhelm Lachnit: "Mann und Frau am Fenster", Aquarell, 1923
  • Max Liebermann: "Reiter am Strand", Gemälde, 1901
  • Fritz Maskos: "Sinnende Frau", Druckgrafik, 1922
  • Henri Matisse: "Sitzende Frau / In einem Sessel sitzende Frau", Gemälde, um 1924
  • Auguste Rodin: "Etude de femme nue debout, les bras relevés, les mains croisées au-dessus de la tête", undatierte Zeichnung
  • Théodore Rousseau: "Vue de la vallée de la Seine", undatierte Zeichnung
  • Carl Spitzweg: "Das Klavierspiel", Zeichnung, um 1840
  • Christoph Voll: "Mönch", Aquarell, 1921
  • Christoph Voll: "Sprengmeister Hantsch", Zeichnung, 1922

Taskforce für schnellere Aufklärung
Außerdem soll nun eine "Taskforce" aus Sachverständigen schnellere Aufklärung bringen. "Zwischen Bund und Land wurde vereinbart, umgehend eine qualifizierte Taskforce von mindestens sechs Expertinnen und Experten für Provenienzrecherche zusammenzustellen", heißt es in der Mitteilung. Parallel zum Ermittlungsverfahren der Augsburger Staatsanwaltschaft sollen die Provenienz-Experten der Herkunft der rund 1400 gefundenen Bilder aus der entdeckten Sammlung des Kunsthändlersohnes Cornelius Gurlitt auf den Grund gehen. Die Leitung der "Taskforce" soll die frühere Ministerialdirektorin Ingeborg Berggreen-Merkel übernehmen.

Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Augsburg müssen rund 970 der etwa 1.400 gefundenen Werke von Experten überprüft werden. 380 davon können dem zugeordnet werden, was die Nationalsozialisten "Entartete Kunst" nannten, bei 590 Werken muss laut Mitteilung überprüft werden, ob sie den rechtmäßigen Eigentümern während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgungsbedingt genommen wurden.

"Die Herkunft der beim sogenannten "Schwabinger Kunstfund" sichergestellten Kunstwerke wird so rasch und transparent wie möglich festgestellt", heißt es in der Mitteilung. Denn: "Die mit dem "Schwabinger Kunstfund" aufgeworfenen Fragen zur Restitution im Zusammenhang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kunstwerken können in einem Strafverfahren allein nicht hinreichend geklärt werden."

In Gurlitts Wohnung im Münchner Stadtteil Schwabing waren im Februar 2012 rund 1.400 vielfach verschollen geglaubte Werke gefunden worden. Die Augsburger Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und Unterschlagung.

"Sie können davon ausgehen, dass wir flexibel auf die aktuellen Umstände reagieren und das Erforderliche im Hinblick auf die Interessen der Geschädigten und den Fortgang der Ermittlungen in die Wege leiten", hatte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft als Reaktion auf die vorangegangene Kritik gesagt. "Nach den derzeitigen Gegebenheiten schöpfen wir alle Möglichkeiten aus."

 

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