Studie schlägt Alarm

Flüchtlinge weichen auf "verdeckte" Routen aus

16.09.2016

Eine Studie belegt: Grenzkontrollen verschieben lediglich den Flüchtlingsstrom.

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© Reuters
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Zäune und Grenzkontrollen helfen einer britischen Denkfabrik zufolge wenig, um den Flüchtlingszustrom nach Europa einzudämmen. Das geht aus einer Studie des "Overseas Development Institute" hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde. Demnach verschiebt sich der Zustrom lediglich auf andere gefährlichere oder "verdeckte" Routen, wenn bekannte Wege nach Europa wie die Balkanroute blockiert werden.

Legale Wege
Die Denkfabrik empfiehlt, statt aufwendiger Maßnahmen zur Grenzsicherung, mehr legale Wege zur Einreise zu schaffen, um die Migration besser überwachen zu können. Die britischen Experten verweisen auf die Differenz zwischen der Zahl der registrierten Flüchtlingsankünfte und der Zahl der gestellten Asylanträge. Beispielsweise seien im vergangenen Jahr 1,1 Millionen Flüchtlingsankünfte in Europa registriert worden, gleichzeitig wurden aber 1,7 Millionen Anträge auf Asyl gestellt. Daraus schließt die Denkfabrik, dass viele Asylbewerber auf anderem Wege - wie beispielsweise versteckt in Lastwagen oder mit einem Besuchervisum - nach Europa eingereist sein müssen.

Für das Jahr 2016 rechnen die Experten mit der Ankunft von 330.000 Flüchtlingen. Die Zahl der erwarteten Asylanträge liege aber mit 890.000 deutlich höher. Dabei sei bereits berücksichtigt, dass sich in Deutschland mehrere Hunderttausend Asylanträge angestaut hätten.

Für Zäune, die Ende 2015/Anfang 2016 in Europa gebaut wurden - darunter das "Grenzmanagement" an der österreichisch-slowenischen Grenze in Spielfeld -  kostete laut Berechnungen des Overseas Development Institutes" rund 238 Millionen. Rechnet man Kosten für Grenzkontrollen und -überwachung mit ein, so schätzen die Experten, dass Europa mindestens 17 Milliarden Euro ausgab, um Flüchtlinge von der Einreise nach Europa abzuhalten. Die Ausgaben in Österreich sind dabei vergleichsweise relativ gering, was aber auch darauf zurückzuführen ist, dass der abzusichernde Grenzteil nur 3,7 Kilometer lang ist.

Laut der Studie divergieren trotz einer eigentlich existierenden gemeinsamen Asyl- und Sicherheitspolitik in Europa die Zahlen für die jährlichen Kosten für die Betreuung von Asylwerbern extrem. So geben die Niederlande diesen Betrag mit jährlich etwa 28.800 Euro an, in Österreich liegt er bei rund 5.100 Euro.
 

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