Amok-Alarm

Kanada: Terror-Attacke im Parlament

22.10.2014

Täter als Islam-Fanatiker identifiziert, Experten sprechen von Terror-Attacke.

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Schießerei im Parlament in der kanadischen Hauptstadt Ottawa: Ein Amokläufer hatte am Mittwochmorgen (Ortszeit) einen kanadischen Soldaten nahe eines Kriegerdenkmals niedergeschossen. Zeugen zufolge drang der Täter anschließend in das nahegelegene Parlamentsgebäude ein und wurde von Polizisten verfolgt. Demnach lief er zunächst an dem Raum vorbei, in dem sich Regierungschef Stephen Harper aufhielt, und wurde vor der Parlamentsbibliothek schließlich vom Sicherheitschef des kanadischen Parlaments,  Kevin Vickers (58), erschossen. Der wird jetzt als Held gefeiert.

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Der Held von Ottawa /(c) Twitter

Video: Panik in Ottawa:



"Harper hat mit Leuten aus seiner Fraktion gesprochen, als es plötzlich einen lauten Knall gab, gefolgt von einen Ra-ta-ta-ta an Schüssen", sagte das Kabinettsmitglied Tony Clement. "Es ist genau vor unserer Tür passiert." Harper war nach den ersten Schüssen sofort in Sicherheit gebracht worden. Drei Menschen wurden im Krankenhaus behandelt, konnten dieses aber nach Angaben der Klinik kurz darauf wieder verlassen.

Video: So erlebte Journalist die Schießerei im Parlament:



Das kanadische Fernsehen zeigte dramatische Bilder aus dem Parlamentsgebäude: Schwer bewaffnete Polizeibeamte rannten geduckt über die Gänge, als Schüsse fielen. Abgeordnete und Parlamentsmitarbeiter verbarrikadierten sich in Büros. Parlamentarier twitterten, dass etwa 30 Schüsse zu hören gewesen seien.

Der Regierungschef versprach, die Sicherheitsbehörden würden alles unternehmen, um gegen Bedrohungen vorzugehen. "Kanada wird sich niemals einschüchtern lassen", sagte er in einer Rede an die Nation.

Zwischenfall auch in Washington
Unterdessen gab es auch am Weißen Haus in Washington einen Zwischenfall: Ein Mann kletterte am Mittwoch über den Zaun des Regierungssitzes und wurde daraufhin von Wachhunden angegriffen. Der Mann sei festgenommen worden, teilte der Secret Service mit, der für die Sicherheit von Präsident Barack Obama verantwortlich ist.

Kanada: Hintergrund unklar
Polizei und Justizbehörden hielten sich mit Angaben zu dem Verbrechen stark zurück. Noch immer ist unklar, ob es sich um einen Einzeltäter handelte oder ob er Komplizen hatte.

Attentäter konvertierte zum Islam
Laut Medienberichten handelt es sich bei dem mutmaßlichen Attentäter um den 32-jährigen kanadischen Staatsangehörigen Michael Zehaf-Bibeau. Der bei dem Anschlag ums Leben gekommene Mann sei erst kürzlich als "Reisender mit hohem Sicherheitsrisiko" ("high-risk-traveller") eingestuft worden, berichtete die Zeitung "Globe and Mail" unter Berufung auf namentlich nicht genannte Behördenquellen. In weiteren Medienberichten hieß es, er stehe auf einer Liste von 90 Personen, die wegen einer möglichen Terrorgefahr beobachtet werden. Der TV-Sender CNN berichtete unter Berufung auf nicht genauer beschriebene Quellen, der mutmaßliche Attentäter sei kürzlich zum Islam übergetreten.

Sicherheitszone wieder aufgehoben
Am Abend (Ortszeit) hob die Polizei Absperrungen und weitere Sicherheitsmaßnahmen in Ottawas Innenstadt wieder auf. Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr mehr, hieß es. Abgeriegelt blieb das Gebiet um das Parlament. Die Polizei verwies auf die fortlaufenden Ermittlungen.

Es war der zweite Anschlag in Kanada in dieser Woche. Am Montag hatte ein 25-jähriger mutmaßlicher Islamist zwei Soldaten mit einem Auto überfahren. Ein Soldat starb, der Täter wurde nach einer Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen. Ob es eine Verbindung zwischen den Taten gibt, war unklar. Am Dienstag erhöhte die Regierung die Terror-Warnstufe und begründete dies mit Beobachtungen von extremistischen Gruppen wie dem Islamischen Staat (IS) und Al-Kaida.
 

 




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