Norwegen-Massaker

Polizei gibt Fehler zu

10.08.2011

Weiter scharfe Kritik an dem Polizeieinsatz auf der Insel Utöya.

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Die norwegische Polizei hat sich gegen Kritik an ihrem Einsatz während des Massakers auf der Insel Utöya verteidigt. Die Polizei sei überzeugt, die Situation so gut gehandhabt zu haben, wie es ihr angesichts der vorliegenden Informationen möglich war, sagte Johan Fredriksen von der Osloer Polizei bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Er rechtfertigte auch die Entscheidung, keinen Helikopter für den Einsatz zu verwenden. Unterdessen geht die Staatsanwaltschaft in Oslo davon aus, dass der Attentäter Anders Behring Breivik seine Taten allein plante und ausführte.

   Fredriksen begründete die Entscheidung, das Einsatzteam auf dem Land- und Seeweg statt mit einem Helikopter zur Insel zu schicken, damit, dass die Polizeihubschrauber für den Transport des Einsatzteams zu klein seien. Die Möglichkeit der Entsendung eines Scharfschützen an Bord eines Helikopters, die von anonymen Polizeiquellen in der Zeitung "Dagsavisen" genannt worden war, wies er zurück. Polizeihelikopter seien ausgelegt als Kommandozentrale und für Such- und Beobachtungseinsätze, nicht aber für bewaffnete Interventionen.

Fredriksen hatte am Dienstagabend im norwegischen Fernsehsender NRK eingeräumt, dass das Polizeiboot unnötig weit von der Insel abgelegt habe. Laut NRK stiegen die Polizisten einer Sondereinheit aus Oslo in 3,6 Kilometer Entfernung in ein Boot, obwohl es eine andere Ablegestelle nur 670 Meter von Utöya entfernt gab. Fredriksen gab am Dienstag zu, dass die Ablegestelle "wenig geeignet" gewesen sei. Er wollte jedoch keine Angaben dazu machen, welche Zeitverzögerung es durch die Wahl des Startpunktes möglicherweise gegeben habe.

NRK zeigte auch ein Amateurvideo, auf dem rund ein Dutzend Polizisten auf einem kleinen roten Schlauchboot zu sehen sind. Wegen der zu großen Besatzung drang Medienberichten zufolge Wasser in das Boot ein. Die Polizei selbst nannte dagegen Motorprobleme als Grund, dass die Beamten in zwei viel schnellere Privatboote umsteigen mussten, mit denen sie letztlich nach Utöya gelangten. Fredriksen sagte am Mittwoch, die Polizei sei "voller Demut" in Erwartung der endgültigen Auswertung des Einsatzes.

Die Polizei wird kritisiert, weil nach dem ersten Hilferuf mehr als eine Stunde verging, bis ein Einsatzteam auf der rund 40 Kilometer nördlich von Oslo gelegenen Insel Utöya eintraf. Der geständige Attentäter Anders Behring Breivik hatte am 22. Juli nach einem von ihm verübten Bombenanschlag im Regierungsviertel von Oslo auf der Insel Utöya das Feuer auf Teilnehmer eines Jugendlagers der regierenden Arbeiterpartei eröffnet. 69 Menschen wurden bei dem Massaker getötet, acht weitere Menschen starben bei dem Anschlag in Oslo.

Knapp drei Wochen nach den Doppelanschlägen von Oslo und Utöya haben sich die Hinweise erhärtet, wonach Anders Behring Breivik seine Taten alleine plante und ausführte. Nach insgesamt 40 Stunden dauernden Verhören des Attentäters sei sich die Polizei dessen nun ziemlich sicher, erklärte Staatsanwalt Christian Hatlo am Mittwoch.

So hätten Ermittler die meisten Aussagen Breiviks bestätigen und "bisher keine direkte Lüge" feststellen können, sagte Hatlo.

Behring Breivik tötete auf Utöya 69 Menschen, vor allem Jugendliche, die an einem Sommerlager der regierenden Arbeiterpartei teilnahmen. Zuvor hatte er im Regierungsviertel von Oslo eine Bombe gezündet, dabei waren acht Menschen getötet worden.

Am 19. und 20. August sollen auf Utöya Gedenken stattfinden. Überlebende und Familienmitglieder der Attentatsopfer können sich bis zum Wochenende anmelden, sagte Per Kristian Brekke vom Amt für Notfallplanung. Für den 21. August ist eine zentrale Trauerfeier in Oslo geplant. Mit ihr endet die offizielle Trauerperiode.
 

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