Schneechaos

Hunderte Österreicher gestrandet

20.12.2010

Es kam zum Stillstand in London, Paris und Frankfurt.

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© REUTERS
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Flughafen London-Heathrow, Terminal 1, Montagnachmittag. Es herrscht das blanke Chaos. Der größte Flughafen Europas, eines der wichtigsten Drehkreuze der Welt, hat vor zehn Zentimetern Schnee kapituliert. Und das seit vergangenem Samstag. Tausende gestrandete Passagiere drängen sich hier. Einige schlafen auf ihrem Gepäck. Andere dösen auf dem Boden. Die meisten sind auf der verzweifelten Suche nach ihrem Gepäck.

Suche nach Koffer, statt Kreuzfahrt in die Antarktis
Wie die Wiener Kommunikationsberaterin Renate Skoff. Geduldig wartet sie beim Serviceschalter auf eine Auskunft. Fehlanzeige: "Uns ist gesagt worden, dass gegenwärtig zwischen 400.000 und 500.000 Gepäckstücke im Bereich des Flughafens liegen", sagt sie entnervt zu ÖSTERREICH.

Klage: "Airports waren auf Chaos nicht vorbereitet"
Renate Skoff (Interview) wollte mit ihrem Mann nach Südamerika, nach Rio de Janeiro: "Wir hatten eine dreiwöchige Kreuzfahrt in die Antarktis gebucht." Daraus wird jetzt nichts mehr.

Seit Samstag sitzt das Ehepaar in London fest. Das Kreuzfahrtschiff ist inzwischen weg: "Zum Glück haben wir zumindest ein Hotel in der Innenstadt ergattert", zeigt Skoff Humor: "Jetzt machen wir uns schöne Tage in London." Zusatz: "Wenn wir ein Taxi kriegen." Zuletzt gab es nämlich weder Bus noch Bahn – alles stand still.

Ähnlich chaotisch die Situation in Frankfurt und Paris. In Frankfurt wurden 300 von 1.300 Flügen gestrichen, in Paris ebenso. Für Tausende Passagiere, die kein Hotel mehr bekamen, mussten sogar Notbetten aufgestellt werden. Nirgendwo war die Lage aber so dramatisch wie in London: "Es ist ein Skandal, dass die Airport-Betreiber überhaupt nicht auf den Schnee vorbereitet waren", klagt Michael Braun, Sprecher der AUA: "Wir mussten allein in Wien 77 Flüge stornieren, 1.000 Passagiere in Hotels unterbringen, weil sie nicht weiterfliegen konnten."

In Brüssel bleiben Flieger bis Mittwoch am Boden
Die größte Fehlplanung gibt es derzeit wohl in Belgien. Dem Flughafen in Brüssel ist das Wichtigste ausgegangen: Es gibt keinen Tropfen Enteisungsmittel mehr. Grund: Wegen des Schneefalls wurde ein Lkw-Fahrverbot verhängt. Doch ohne diese Transporter kommt die wichtige Chemikalie nicht an – alle Flüge bis Mittwoch früh wurden abgesagt.

Zittern 
um weiße Weihnachten
Das Tauwetter verheißt nichts Gutes: Die milde Luft lässt jetzt den Schnee wieder wegschmelzen. Vor allem im Westen brennt die Sonne die weiße Pracht dahin. Ganz Österreich zittert daher um weiße Weihnachten.

ÖSTERREICH hat Wetter-Experten nach ihrer Prognose gefragt. Zumindest für einige Bundesländer könnte es doch noch ein (weißes) Weihnachtswunder geben: "Am Freitag kommt vom Westen eine Kaltfront." Die Wetter-Expertender Zen­tralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) auf der Hohen Warte sehen also frischen Schnee in Teilen Österreichs.

Kaltfront könnte am 24. 12. weiße Pracht bescheren
Bereits seit Montag ist Tief "Petra" (brachte die Schnee-Mengen) Geschichte. Ab heute wird es im ganzen Land milder, Föhn kommt auf. Der Höhepunkt der milden Phase ist der Donnerstag. Die Temperatur-Werte klettern auf bis zu 10 Grad plus.

Nur im Osten bleibt es etwas kühler, denn: Ab heute Mittag bedeckt Hochnebel die Hauptstadt samt Umgebung. Die Folge: Der Schnee schmilzt nicht ganz so schnell.

Am Freitag, dem Heiligen Abend, setzt überall Niederschlag ein. Aber: Es wird ein Wetter-Poker, ob auch Schneefall dazukommt. Die Temperaturen liegen zwischen –1 und 7 Grad. Ist die Luft zu warm, gibt es lediglich Regen. Die Meteorologen sehen zwar eine neue Kaltfront auf uns zukommen, doch noch sieht sie nicht überall stark genug für Schneefälle aus. Am wahrscheinlichsten ist frischer Schnee in Vorarlberg, Tirol und Salzburg. Im Rest des Landes gibt es wahrscheinlich grüne Weihnachten.

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